Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bootsmann auf der Scholle

Titel: Bootsmann auf der Scholle
Autoren: Benno Pludra
Vom Netzwerk:
und Wurst."
    Dann erwartet Kapitän Feodor mit seiner halben Mannschaft die Barkasse.
    Als sie unten anlegt, beugen sich fünfzehn Köpfe über die Reling, und eine Leiter aus Tauwerk und breiten Holztritten klappert gegen die Bordwand.
    Uwe klettert hinauf.
    Mischa folgt mit Bootsmann.
    Oben nimmt Uwe Bootsmann auf den Arm.
    Fünfzehn Gesichter gucken sie beide freundlich an, und ein Mann mit goldener Kordel an der Mütze sagt: „Ihr Seefahrer, wer hat euch so weit aufs Meer hinausgeschickt?"
    „Niemand", sagt Uwe.
    Er krault Bootsmann den Nacken. Uwes Nasenspitze ist weiß. Das kommt von der Aufregung und der Kälte.
    Bootsmann schnüffelt umher. Er fühlt sich in Sicherheit. Seine Knöpfchenaugen glänzen munter. Ein Matrose hält ihm den Finger hin, und Bootsmann leckt flink um den Finger. Alle Matrosen lachen, auch Kapitän Feodor.
    „Nun schnell", sagt Kapitän Feodor. „Kommt in den Salon. Dort ist es warm." Er führt seine Gäste durch einen weißlackierten Gang. Auf dem Fußboden liegt ein bunter Läufer. Links und rechts sind Türen. Dort wohnen die Schiffsoffiziere und die Schiffsingenieure. Am Ende des Ganges ist der Salon.
    Seine Wände sind holzgetäfelt und fein poliert, überall stehen weißgedeckte Tische, mindestens fünf, und drumherum stehn Polsterbänke und Polsterstühle.
    Uwe muß sich auf einen Polsterstuhl setzen. Er hält Bootsmann immer noch auf dem Arm, er ist immer noch aufgeregt. Aber seine Nasenspitze ist nicht mehr weiß.
    Uwe erzählt. Von Jochen, von Katrinchen, von der Scholle. Uwe erzählt die ganze Geschichte.
    Alle hören zu. Kapitän Feodor, die Matrosen Mischa und Kolja, der Maschinist Alexej, der Heizer Anatol und der Koch Nikita. Alle sind still und betrachten den Jungen und den Hund.
    Nur Kapitän Feodor ist nicht still. Er redet mit Uwe zugleich. Er macht den Dolmetscher und sagt den andern auf russisch, was Uwe gerade erzählt.
    Der Koch Nikita hat den Tee und die Wurstbrote gebracht. Der Tee dampft und duftet, die Wurstbrote machen Appetit. Für Bootsmann steht eine Suppe aus Fleisch und Kraut bereit. Bootsmann fängt an zu schlucken. Er macht einen langen Hals nach der Suppe. Seine Zunge leckt über die Nase. Bootsmann kann sich nicht beherrschen. Er will fressen.
    Uwe drückt ihm die Schnauze beiseite. Da wird Bootsmann böse und knurrt. Er kriegt ganz giftige Augen wie ein Gartenzwerg.
    Mischa und Kolja und jeder, der es sieht, muß lachen.
    „Laß ihn doch fressen", sagt Kapitän Feodor. „Gib ihm die Suppe. Und du nimm dir Brot. Und trinke Tee. Er ist schön heiß. Du bist ein tapferer Junge."
    „Du bist mutig“, sagen Mischa und Kolja. „Ein kleiner Held“, sagt der Maschinist Alexej.
    „Ein Bursche", sagt der Heizer Anatol.
    „Ein richtiger Pionier", sagt der Koch Nikita.
    Uwe und Bootsmann aber essen sich runde Bäuche an.
    Bootsmann schleckert und schlappert. Uwe hat beide Backen voll, so daß er nicht mehr reden kann.
    „Euch Schmeckt’s", sagt Kapitän Feodor. „Aber ihr habt viel Glück gehabt. Bedankt euch bei der alten Tante Jelena."
    Uwe hört auf zu kauen.
    Wer ist die Tante Jelena? Ist sie es gewesen, die den Kahn und die Scholle gesichtet hat?
    Uwe wischt sich über ,den Mund. Er legt sein Brot aus der Hand. „Wo ist sie denn, die Tante Jelena? Ich möchte mich bedanken."
    Da lachen die Männer wie Schuljungen los. Mischa und Kolja reißen sich an den Ohren, und der Schnurrbart von Kapitän Feodor wackelt.
    „Die Tante Jelena", ruft Kapitän Feodor, „die Tante Jelena. Du hast sie noch nicht gesehn? Aber hier, unser Dampferchen, das ist doch die Tante Jelena. Vorn und hinten steht der Name - Jelena."
    Uwe staunt dem Kapitän ins Gesicht.
    „Sie ist alt“, sagt der Kapitän. „Als ich ein Kerlchen war wie du, da machte sie ihre erste Reise. Jetzt ist sie alt. Es tut ihr allerhand weh, es plagt sie dies und das, und kommt sie nicht heute, so kommt sie eben morgen. Die alte Jelena läßt sich Zeit."
    Der Kapitän zieht seine Taschenuhr.
    „Um diese Stunde wollten wir längst im Hafen sein. Aber wer hätte euch dann aus dem Wasser geholt?"
    Der Kapitän klopft Uwe auf die Schulter. „Jaja, ihr Seefahrer. Die alte Jelena. Da hat sie noch was Gutes vollbracht. Nun beiß mal wieder in dein Brot.“
    Uwe gehorcht. Er kaut und schmeckt die würzige Wurst. Er trinkt den heißen, duftenden Tee. Uwe fühlt sich wohl.
    Als er den Mund wieder leer hat, sagt Uwe zu Kapitän Feodor, und sagt zu Mischa und Kolja, und sagt zum Maschinisten Alexej,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher