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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde
Autoren: Arthur W. Upfield
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keinen Fehler. Die Namen, das Geschlecht, das Alter - es stimmte haargenau. Als sie die Männer zum Essen rief, hatte sich Karl bereits mit dem Besucher angefreundet, und das Tischgespräch verlief beinahe fröhlich.

    Matt fuhr den Inspektor im Kombiwagen über das wellige Weideland der Farm. Allmählich kam Rhudders Lagune in Sicht.
    »Mich interessiert die Stelle, wo Rhudder den Bach durchquert und die Spuren hinterlassen hat«, erklärte Bony. »Liegt sie weit ab vom Weg?«
    Matt erwiderte, daß man mit dem Wagen auf etwa fünfhundert Meter heranfahren könne.
    In der Regenzeit verwandelte sich dieser Bach in einen Fluß, der von den Bergen im Norden kam und sich hier in einer Breite von hundert Metern dahinwälzte. Trotz der langen Zeit, die verstrichen war, seit Marvin Rhudder ohne die Schuhe auszuziehen das flache Wasser durchwatet hatte, konnte man noch deutlich einige Fußeindrücke im trockenen Schlamm erkennen.
    »Nicht viel zu sehen«, meinte Matt.
    »Ich wollte sie mir nur mit eigenen Augen anschauen«, erwiderte Bony. »Hier ist die Stelle, wo Sasoon die Gipsabgüsse gemacht hat. Seine Spurensucher haben ihre Arbeit gut getarnt. Schön, Matt, sehen wir weiter.«
    Sie fuhren eine letzte Anhöhe hinauf. Dann lag Rhudders Lagune in aller Schönheit vor ihnen. Die Temperatur sank schlagartig um fünf Grad.
    »Die Lagune ist rund vier Meilen lang und zwei Meilen breit«, erklärte Matt. »Sie wird durch drei Flüsse gespeist. Ich werde Ihnen dann noch zeigen, warum es keine gewöhnliche Bucht ist.«
    Der Geruch nach Seetang lag in der Luft. Als sie den schmalen Sandstrand entlangfuhren, erhoben sich die Möwen mit lautem Protestgeschrei. In der Ferne sah man die Gebäude des Rhudderschen Anwesens. Die Farm lehnte sich dicht an die baumlosen, braunen und dunkelgrünen Dünen an, die sowohl die Gebäude als auch die Lagune vor dem Ozean zu schützen schienen.
    »Macht alles einen sehr wohlhabenden Eindruck«, bemerkte Bony, und Matt erwiderte, die Erträgnisse des Landes seien hier besonders reich.
    »Jeffs Großvater siedelte sich hier an«, erklärte er weiter. »Zusammen mit seiner Frau und seinen Söhnen hat er sich die Seele aus dem Leib gearbeitet - Roden und Einzäunen und die Sorge für die tägliche Nahrung. Sie lebten von Beuteltieren und Fischen. Hier gab es immer Fische im Überfluß, aber kein Geld. Mit einem Ochsengespann brachten sie ihre Produkte nach Bunbury, zweihundert Meilen durch die Wälder, und tauschten sie ein gegen Werkzeuge und Tuch. Die Kleidung haben sie selbst genäht. Stiefel brauchten sie nicht.« Matt lächelte lustlos. »Bei meinem alten Herrn war es nicht anders. Er hat sich ebenfalls fast zu Tode gearbeitet, um hier Fuß zu fassen. Damals war man noch nicht verweichlicht.«
    Die Straße lief an dem Gartenzaun entlang, der wohl schon vor hundert Jahren errichtet worden sein mochte. Ein Teil des Hauses war aus dickem Karriholz gebaut, der andere aus sauber geschnittenen Balken und Brettern. Man hatte moderne Fenster eingesetzt und das Wellblechdach rot gestrichen. Auf der großen, schattigen Veranda erschien ein Mann und winkte ihnen zu, worauf Matt die Hupe ertönen ließ.
    »Das ist der alte Jeff. Auf dem Heimweg können wir ja mal vorbeischauen. Weiß nicht, warum ich ihn eigentlich als alt bezeichne. Ich bin nur ein Jahr jünger als er.«
    Jetzt bestand die Straße nur noch aus einer einzigen Fahrspur in dem harten Untergrund, und schon bald waren sie zwischen der Lagune und den hohen Dünen an einer Stelle angelangt, wo es nicht weiterging. Sie hatten kurze Angelruten mitgenommen, und im Matchsack steckte das Zubehör, die Brote und eine Thermosflasche. Sie gingen bis ans Ende der Dünen, wo sich eine breite Sandmauer quer über den Eingang der Bucht erstreckte. Hinter schroffen Klippen, die von Teesträuchern begrenzt waren, stieg das Land sanft an.
    »Früher war hier alles offen«, erklärte Matt. »Der Fluß strömte durch eine tiefe Rinne zwischen riesigen Felsblöcken hinaus. Ich weiß nicht, wie es kommt, daß nun alles anders ist. Jeff hat auch keine Ahnung. Auf jeden Fall wird von der See immer wieder Sand angeschwemmt und dadurch das Wasser aus den Zuflüssen angestaut. Bei schwerem Sturm werden gewaltige Sandmassen aufgetürmt, und das aus den Bergen kommende Wasser staut sich hier in der Lagune immer mehr an, wie Sie sehen können. Eines Tages kommt dann wieder ein großer Sturm, der die Sandmauer zerbricht, und das Wasser fließt ab. Ich habe es einmal
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