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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde
Autoren: Arthur W. Upfield
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bekam.«
    »Aber schließlich kam sie darüber hinweg?« beharrte Bony. »Sie wurde geliebt und geheiratet, sie hat Kinder und ist eine glückliche Ehefrau - oder ich müßte ein Dummkopf sein.«
    »Sie haben schon recht, Mr. Bonnar«, pflichtete ihm Emma bei. »Rose wurde für alles entschädigt.«
    »Ihr Mann weiß nichts von dieser Geschichte?«
    »Nein, niemand weiß davon«, erwiderte Emma.
    »Und Sergeant Sasoon und seine Frau?«
    »Sie wissen es, weil sie mit uns befreundet sind.«
    »Gut«, meinte Bony. »Und nun erklären Sie mir einmal, Mr. Jukes, was Sie damit gewinnen könnten, wenn Sie Rhudder erschießen - abgesehen davon natürlich, daß Ihnen der Galgen sicher wäre. Ich will es Ihnen sagen. Die ganze Welt, und damit auch Ihr Schwiegersohn, würde Ihr Motiv erfahren, und ich bin sicher, daß dies Ihrer Tochter gar nicht recht wäre.«
    »Kein Mensch würde mein Motiv erfahren«, erklärte Matt.
    »Doch. Polizei und Staatsanwalt würden es herausfinden. Außerdem sind Sie doch mit Jeff Rhudder befreundet. Wie wollten Sie ihm je wieder unter die Augen treten, wenn Sie seinen Sohn erschossen hätten?«
    »Er hat selbst gedroht, ihn zu erschießen.«
    »Gedroht - ja. Aber ich bezweifle, ob er es jemals fertigbrächte. Vielleicht würde er ihn zusammenschlagen, wenn er körperlich dazu imstande wäre, und ihm das Haus verbieten. Aber nach dem, was Sie mir über ihn erzählt haben, dürfte er nicht bis zum letzten entschlossen sein. Und Sie ebenfalls nicht, wenn ich mich nicht in Ihnen täuschte. Hätte Marvin Rose damals getötet, wäre die Situation natürlich eine andere.« Und mit fröhlicher Stimme fügte er hinzu: »Jedenfalls danke ich Ihnen schon im voraus für Ihre Gastfreundschaft. Sie haben zwar noch gar nicht zugestimmt, mich aufzunehmen, aber ich bin sicher, daß Sie mich nicht hinauswerfen werden. Bitte, nennen Sie mich Nat. Ich werde Matt und Emma zu Ihnen sagen. Mir ist bisher noch kein Mörder entkommen, und ich werde auch diesmal Erfolg haben. Wenn ich Rhudder hier nicht finde, dann eben anderswo. Und dann wird er in Adelaide vor Gericht gestellt und gehängt.«
    »Das hat Sam auch gesagt. Marvin beging den Mord nicht in Neusüdwales, sondern in Südaustralien.«
    »Mit seiner Vorstrafenliste führt kein Weg am Galgen vorbei, und damit wird Ihr Gerechtigkeitshunger gestillt sein. Lassen Sie sich nicht wieder von Rachegefühlen übermannen. Denken Sie an Ihre reizenden Enkelkinder und überlassen Sie Marvin Rhudder mir und dem Gericht. Ist der Mann dort drüben auf dem Pferd Ihr Gehilfe - Karl Mueller?«
    »Du lieber Himmel! Es muß gleich zwölf Uhr sein, und ich habe das Essen noch nicht fertig.«
    »Vergessen Sie nicht - ich bin ein Freund von Rose«, mahnte der Inspektor. »Und es stimmt ja auch.«
    In der Haustür drehte Emma sich noch einmal nach ihrem Gast um. Sie lächelte. Seit Marvin Rhudder zurückgekehrt war, hatte sich eine Riesenlast auf sie gesenkt, und die war jetzt von ihr genommen. Ihr Mann starrte schwermütig auf das Blumenbeet, während Bony dem Reiter entgegensah, der hinter dem mächtigen Karribaum auftauchte.
    »Könnten Sie mir ein Pferd leihen?« fragte Bony.
    »Heute nachmittag? Karl wird eins hereinholen.«
    »Heute nachmittag nicht. Hätten Sie Lust, mir die Küste zu zeigen? Vielleicht können wir fischen.«
    »In Ordnung. Die Tide dürfte günstig sein. Ich werde das Angelgerät zurechtlegen.« Matt erhob sich. Leise fügte er noch hinzu: »Ich bin froh, daß Sie gekommen sind, Nat.«
    Die Hunde rasten davon, um den Reiter zu begrüßen. Die Kookaburras kicherten, und eine Elster schoß auf den Hahn zu, der vor Schreck laut krähte und mit den Flügeln schlug. Auf der >One Tree Farm< begann wieder das Leben.
    Gleich darauf setzte sich Karl Mueller neben Bony. Er begrüßte den Inspektor, als seien sie alte Arbeitskameraden.
    »Schöner Tag heute.«
    Bony nickte und musterte das verwitterte Gesicht mit den freundlichen grauen Augen. Der Wind zupfte in Karls blonden Haaren, die an den Schläfen ein wenig angegraut waren.
    »Sie machen eine Ferientour?« fragte Karl nach einer Weile.
    »Ich bin hier zu Besuch«, erwiderte Bony. »Für ein paar Wochen. Bin mit Rose und ihrem Mann befreundet. Ich komme von Murchison.«
    »Ein Freund von Rose, so!« Langsam glitt ein Lächeln über das zerfurchte Gesicht. »Wie geht’s ihr denn? Was machen die Kleinen?«
    Emma unterbrach ihre Arbeit in der Küche und lauschte auf Bonys Antworten. Sie mußte lächeln. Er machte
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