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Bondage (German Edition)

Bondage (German Edition)

Titel: Bondage (German Edition)
Autoren: Wolfram Alster , Simon Rhys Beck
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Schmerz spüren kann, der meine Knie durchzuckt, als ich auf dem schroffen Steinboden zusammensacke, hat mich die Ohnmacht in ihre gnädigen, dunklen Arme genommen.
     
    Inzwischen habe ich jedes Zeitgefühl verloren. Ich kann nicht sagen, wie spät es jetzt ist, denn als ich wieder zu mir komme, ist es immer noch dunkel. Ich liege auf dem Boden, habe meine Knie wie ein kleines Kind vor meine Brust gezogen, und friere. Von irgendwo geradeaus spüre ich einen leichten Luftzug, und ich habe Durst. Also versuche ich, auf die Knie zu kommen, denn aufzustehen traue ich mich noch nicht, dazu ist mir zu schwindlig.
    Ein paar Meter weiter vorne steht eine Kanne mit Wasser und ein Stück Brot auf einem wackligen Holztisch. Der Luftzug wird stärker, und als ich ihm folge, komme ich nach ein paar Metern an ein eisernes Gitter – verschlossen. Als ich daran rüttele, realisiere ich, dass ich eingesperrt bin. Warum? Ich weiß es nicht.
    Sollte Carlos im Spiel sein? Ich weiß nicht, Angst verspüre ich nicht, jedenfalls nicht mehr als sonst. Das ist recht ordentlich, wenn ich bedenke, dass ich bei Wasser und Brot irgendwo gefangen bin, mein Körper nicht das macht, was ich von ihm verlange, und ich alleine hier bin. Ich kann nicht einmal versuchen, abzuhauen, denn in dem Zustand, in dem ich bin, werde ich schneller wieder eingefangen, als ich denken kann.
    Außerdem bin ich sicher, dass Shahin und Nora versuchen werden, mich zu befreien – oder mal jemand anderes hier vorbeikommt und mir sagt, was Phase ist. Die Tatsache, dass ich zu essen und zu trinken bekomme, spricht schließlich dafür, dass hier noch andere Menschen sind ... irgendwo. Auch wenn das Essen aus einem Stück Brot und das Trinken aus einer Kanne Wasser besteht ... natürlich wär mir ein Bier und was Anständiges hinter die Kiemen lieber, aber man kann ja schließlich nicht alles haben, oder?
    Wenigstens haben die Kopfschmerzen nachgelassen. Dafür hat der Harndrang zugenommen, und ich stehe nun doch auf, ziehe mich an der Gittertür hoch und taste mich an der Wand meines Gefängnisses entlang, bis ich in einer hinteren Ecke einen leeren Eimer finde, in dem ich meine Notdurft verrichte. Hätte ich jetzt genügend Kraft, ich würde den Eimer nehmen und seinen Inhalt durch die Gittertür im dahinterliegenden Gang verteilen, so als Dankeschön für den unfreiwilligen Aufenthalt. Andererseits sieht es hier auch nicht aus, als würde jeden Tag eine Putzfrau kommen, um sauber zu machen. Moment ... ich taste mich an der Wand zurück zur Gittertür und blicke hindurch, wo ein Dämmerlicht von draußen meine Zelle erhellt.
    Mhm, draußen geht die Sonne auf. Das spricht dafür, dass ich doch in einer Höhle bin – allerdings in einer kultivierten Höhle, wenn man Gittertor, Tisch, die Pritsche, auf der ich vorhin gelegen habe, und die Verpflegung bedenkt. Scheint, als sei hier der Hund begraben, ein Haus oder so kann ich beim besten Willen nicht durch den Ausgang sehen, dafür Wald, viel Grün und die Sonne. Daraus lässt sich schließen, dass wir ziemlich hoch hier sind ... und in Europa, denn in Asien zum Beispiel gäbe es diesen Nadelwald nicht.
    Okay, ich gebe mich geschlagen ... und warte ab, ob sich jemand rührt. Wenn nicht, kann ich mir immer noch Gedanken machen, wie ich hier rauskomme.

Kapitel Neun
    Brix
     
    Als ich Schritte auf dem Gang höre, bin ich sofort auf den Beinen. Ich fühle mich schon ein bisschen geschwächt, wie ich sofort feststelle. Aber nach einem kurzen Kopfschütteln geht's wieder. Vielleicht erfahre ich jetzt endlich, was das Ganze soll?! Uhm, wenn ich ehrlich bin, kann ich mir natürlich denken, warum ich an diesem gastfreundlichen Ort gelandet bin. Und das verursacht bei mir eine gewisse Übelkeit.
    Die Schritte kommen näher, ein Typ, der ziemlich arabisch aussieht. Dunkle Haare, versteinertes Gesicht. Er sieht mir direkt in die Augen, ich halte seinen Blick einen Moment – aber er wirkt einfach ausdruckslos. Ihm ist es wohl egal, wie es mir geht und dass ich verdammt sauer bin, weil ich verdammtnochmal einfach so entführt wurde! Jetzt wandelt sich sein Gesichtsausdruck.
    „Herr Mendelssohn, wenn Sie mir wohl folgen wollen“, sagt er höflich. Ich glaube, ich hab mich verhört! Am liebsten würde ich ihm die Zähne ausschlagen.
    Er öffnet die Gittertür, und ich trete in den Gang hinaus, sehe mich um, versuche herauszufinden, ob ich irgendwelche Fluchtchancen habe. Reelle, meine ich. Aber ich sehe nur diesen langen dunklen Gang
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