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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut
Autoren: Erich Schütz
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Otto mit einer Investmentgroup seine Firma DigDat hingestellt. Er hat alte Hütten abreißen lassen und einen Gewerbepark angelegt, wie sie zu Hause rund um Berlin, Leipzig oder Dresden nach der Wende aus dem Boden schossen. Er hat verschiedene Bürogebäude hochgezogen, einige an europäische Firmen vermietet, allein für sein Unternehmen DigDat hat er ein gläsernes Gebäude für über 500 Arbeiter errichtet. Björn Otto gehört zu den Vorzeigeunternehmern des sehr unsozialistischen Staates Vietnam mit real–kapitalistischen Strukturen.
    Für einen Unternehmer mit der Vergangenheit Björn Ottos ist Vietnam ein ideales Terrain. Er kennt sich aus mit kommunistischen Funktionären und weiß, wie der ehemalige Klassenfeind tickt. Die Kapitalisten hatte er dank intensiver Marx-Schulungen schnell durchschaut, und noch schneller wurde er einer von ihnen.
    Kaum ist er seinem Prestigewagen entstiegen und hat sich von einem Fahrstuhl in das 13. Stockwerk seines Büros hochhieven lassen, kommt ihm schon Phebe Delia entgegen. Sie ist seine zierliche, hellhäutige Vorzimmerdame und trägt, wie von ihm gewünscht, den für vietnamesische Frauen klassischen langen Rock Ao Dai. Sie hat es offensichtlich eilig, trotzdem senkt sie den Blick, kaum hat sie ihren Chef gesehen. Vor der großen, weißen Langnase hält sie kurz inne und macht mit ihrem Oberkörper eine tiefe Verbeugung.
    Björn Otto lächelt selbstgefällig. Offensichtlich genießt er den Respekt, den ihm diese junge Frau entgegenbringt. Dann sieht er durch seine Goldrandbrille einen weißen Zettel, den sie in der rechten Hand hält. Da er nun schon vor ihr steht, entreißt er ihr das Stück Papier ungeduldig und liest: »Romeo und Julia beendet, Ödipus läuft.«
    Phebe Delia weiß nicht, was das heißt, sie kann kein Deutsch, sie weiß jedoch, jede Meldung mit diesem Absender aus Deutschland will ihr Chef sofort sehen.
    Er lächelt zunächst irritiert, gleich darauf erleichtert und zufrieden, während er die Meldung liest. Es ist seine Sprache, wenn er auch sonst von klassischer Literatur, oder gar von griechischen Sagen, keine Ahnung hat. Aber es ist die Sprache der Geheimdienste, diese verschlüsselte Botschaft versteht er. Zwar ist ihm die erste Meldung noch ein Rätsel, warum ›Romeo und Julia‹ beendet ist, aber wenn ›Ödipus‹ schon läuft, dann ist sein Mann beziehungsweise seine Frau vor Ort weiterhin am Ball.

4
    Wer auf der Autobahn der A 8 von Stuttgart nach München rauscht, sieht auf der linken Seite, fast verborgen, kurz vor Augsburg, ein riesiges, fragiles Spinnengewebe aus Stahl und Draht. Form und Ausmaß erinnern an die Allianz-Arena, die aber erst in München zu sehen ist. Die Erbauer dieser Arena wollen allerdings auch gar nicht, dass man sich ihr Kunstwerk näher betrachtet. Im Gegenteil, viele Schilder warnen: Militärisches Sperrgebiet. Bereich der amerikanischen Streitkräfte. Fotografieren, Anfertigen von Notizen oder Zeichnungen verboten!«
    Sergeant Johnny Miller ist einer der wachhabenden Soldaten. Der Mann ist noch nie auf einem Schlachtfeld gestanden oder in einem Panzer gesessen. Sein Kriegsschauplatz sind Büroräume voller elektronischer Kommunikationsgeräte, seine Waffen das Echelon der NSA und unzählige ausgefuchste, technische Hilfsmittel, mit denen die Amis sämtliche Kommunikationsdaten des Telefonverkehrs abfangen.
    NSA, das übersetzen Zyniker mit ›never say anything‹ –, denn hinter dem Kürzel verbirgt sich die ›National Security Agency‹, der amerikanische Auslandsgeheimdienst.
    Johnny Miller hatte an der Reading High School in Michigan studiert und hat sich danach sofort von der NSA anheuern lassen. Heute ist er Experte für Linguistik in der Fernmeldeaufklärung und übersetzt abgefangene Texte. In seiner Hand hält er ein Papier, das der automatische Worterkenner aus dem Wust der abgehörten Telefonate aussortiert hat. Bei dem Wort ›Strahlenwaffe‹ hatte das Aufzeichnungsgerät sofort eingehakt, den Anschluss der beiden Gesprächsteilnehmer notiert und das weitere Gespräch aufgezeichnet:
    »… das ist keine Strahlenwaffe, das ist ein Teleskop!«
    »Herbert, red jetzt keinen Unsinn, Matthias ist tot! Mann, überleg doch mal, was das heißt. Er war schon mitten in den Verkaufsgesprächen, wer soll ihn denn sonst umgebracht haben? Das hat mit uns und unserem Zentralachsenspiegel zu tun. Wir müssen jetzt schnell handeln, den Deal abschließen, bevor Schlimmeres passiert oder gar das Verteidigungsministerium
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