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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut
Autoren: Erich Schütz
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Raketen und Laserkanonen durch das Weltall, dann hört er wieder die beiden Polizeibeamten, wie sie ihm den Mord an seinem Freund Matthias Kluge nahebringen.
    Verschwitzt und völlig benommen wacht er endlich auf. Es ist schon hell, ohne zu zögern wuchtet er seinen langen Körper aus dem Bett und stellt sich unter den kalten Duschstrahl. Er will die planlosen Träume aus seinem Kopf vertreiben, will fit sein für den Tag, dabei sagt er gebetsmühlenartig immer wieder vor sich hin: »Ich werde meine Erfindung selbst verkaufen, auch ohne Matthias, jetzt erst recht!«
    Kaum ist Stengele aus dem Bad, klingelt es Sturm. Unsicher schleicht er sich zum Spion seiner Wohnungstür. Er sieht zwei Männer, salopp gekleidet, ordentlich frisiert und aufgestellt wie Handlungsreisende der Zeugen Jehovas.
    Kurz flackert bei Herbert Stengele eine Angst auf, doch beherzt drückt er die Klinke und öffnet die Tür, vermutlich zwei Polizisten, denkt er.
    Die beiden Männer stellen sich jedoch mit einem nicht zu verbergenden Pidgin-Englisch vor. »We are from the En-S-Ai«, sagen sie.
    Herbert Stengeles Augen beginnen zu strahlen, erfreut wiederholt er: »En-Ai-S-Ai – you are welcome!«
    »Ja«, lacht der eine, »so it is!«
    Stengele führt die beiden Herren in sein Arbeitszimmer. Er glaubt fest, zwei Vertreter seiner verehrten ›National Aeronautics and Space Administration‹ – kurz NASA – vor sich zu haben.
    Herbert Stengele fühlt sich in seiner Rolle sicher. Die beiden Herren scheinen sich in seiner komplizierten Materie tatsächlich auszukennen. Stengele blüht auf, die Amerikaner sind an seiner Erfindung interessiert! – Ha, der Matthias – soll ihn doch der Teufel holen. Hätte er gleich mit denen verhandelt, vielleicht würde er dann noch leben?
    »Das Geheimnis der Fläche meines Spiegels ist der Schliff«, erläutert Stengele wie ein Musterschüler vor der Prüfungskommission, »darauf muss man schon bei der Produktion der Zentralachse achten.«
    »Wo lassen Sie produzieren?«
    »Das können nur Spezialisten, wir lassen gerade in Frankfurt bei einem absoluten Technologiespezialisten für Quarzglas einen Prototyp erstellen«, verrät Stengele ohne Scheu. Die beiden Herren verstehen, notieren und fragen.
    Herbert geht zwischendurch in die Küche, um den Gästen und sich einen Kaffee aufzubrühen, vor lauter Freude über die Besucher legt er zwei tiefgefrorene Croissants in die Mikrowelle. Wow, die beiden Gentlemen sollen sein Entgegenkommen erkennen.
    Die zwei Männer im Wohnzimmer arbeiten sich derweil durch Stengeles wissenschaftliche Aufzeichnungen. Sie fotografieren ganze Seiten aus den Unterlagen und notieren sich, was für sie von Interesse scheint.
    Herbert Stengele lässt sie gewähren. Matthias war eben nur auf das Geld aus, denkt er. Er aber, er würde gern als einfacher Wissenschaftler für die NASA tätig werden, es wäre die Erfüllung seines Traums. Wie einst Wernher von Braun sein Raketen-Know-how, so würde er als Morgengabe sein ZAS-Know-how mit über den Atlantik bringen. Dann hätte er es geschafft! Bei Defensive-Systems ist in der Zukunft ohne Matthias sowieso kein Blumenstrauß mehr zu gewinnen. Der alte Schwanke wird ohne ihn den Laden kaum vorantreiben können, warum sollte ich mir nicht eine eigene rosige Zukunft in Amerika ausmalen. Herbert Stengele strahlt und presst den beiden Herren noch einen frischen Orangensaft.

5
    Gunther Schwanke schwimmt, wie jeden Morgen, im See. Das Wasser hat sich auf 23 Grad erwärmt. Seit Wochen hat es nicht geregnet, es ist ein sonniger August wie im Bilderbuch, die Touristiker am Bodensee reiben sich die Hände.
    Schwanke genießt die Ruhe, noch sind keine Boote auf dem Wasser, die Enten und Haubentaucher geben den Ton an. Fischer Martin Maichle aus Hagnau zieht seine Netze ein, der Morgendunst wabert über dem blauen Horizont.
    Gunther Schwanke dreht gemütlich seine Runden, aber in seinem dicken Schädel arbeitet die Denkfabrik auf Hochtouren. Er dreht seinen massigen Körper in die Rückenlage, legt den runden Kopf in den Nacken, hebt seinen aufgedunsenen Bauch aus dem Wasser und paddelt mit seinen dünnen Beinen sanft plätschernd im Kreis. Nebenbei überlegt er fieberhaft, mit wem er Kontakt aufnehmen kann.
    Er braucht Kluges Timer und seine Adressliste. Verdammt, er muss sofort ins Büro, er muss dort sein, bevor Herbert auftaucht. Diesem Kerl ist in dieser Situation nicht zu trauen, schwant ihm, so wie der Bursche gestern mit ihm gesprochen hat, scheint
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