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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord)
Autoren: Stefan Wolf
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das Verbot genauso wie wir. Oder gilt’s für ihn etwa nicht?“
    „Gleiches Recht für alle“, sagte Tim.
„Davon gehen wir aus — ohne Ansehen der Person. Wir tun so, als hätten wir ihn
nicht gesehen. Von ihm erwarten wir das gleiche.“
    „Da wird er aber froh sein“, lachte
Gaby.
    Die erste rush hour ( Stoßzeit )
war vorbei, aber in der Innenstadt herrschte irrer Betrieb — besonders in den
Fußgängerzonen.
    Die TKKG-Bande kettete ihre Drahtesel
an denselben Laternenpfahl wie gestern. Er stand nahe dem Wuhlwörs-Eingang
Prasslmeier-Straße.
    Im Kaufhaus waren alle Räume
klimatisiert. Die Luft kühlte. Vor der Rolltreppe berieten sich die vier
Freunde.
    „Ich suche die Badetücher für die
Mütter aus“, sagte Gaby. „Bei der Gelegenheit besorge ich mir auch endlich eine
neue Badekappe. Wer begleitet mich?“
    „Ich muß in die Turnschuh-Abteilung“,
sagte Tim. „Meine letzten Jogging-Schuhe sind abgenutzt. Die Sohlen dämpfen
nicht mehr, die Fersenkappen führen nicht mehr, an der Verschnürung reißen die
Löcher ein. So beschuht, kann ich unmöglich nach Italien.“
    „Also du begleitest mich nicht“,
stellte Gaby fest.
    „Ich muß in die Süßwaren-Abteilung“,
sagte Klößchen.
    Die drei sahen ihn an. „Weshalb?“
    „Hahahah!“ Klößchen verzog keine Miene.
„Natürlich nicht, um Schoko zu kaufen. Wie könnte ich! Nein, ich will lediglich
nachsehen, ob das gesamte Sortiment der Sauerlichschen Edelnaschereien vorrätig
ist. Wenn nicht, werde ich Herrn Blohm die Meinung geigen und meinen Papa
verständigen.“
    Karl sagte: „Ich komme mit, Gaby. Damit
du die Badetücher nicht allein schleppen mußt.“
    „Wenigstens einer“, bemerkte sie
anzüglich.
    Tim grinste, beugte sich vor und
hauchte ihr ein Bussi auf die Wange.
    „Hier treffen wir uns wieder“, sagte
er.
    Gaby sammelte bei ihren Freunden die
Gutscheine ein. Dann trennten sich die Wege.
     
    *
     
    In der zweiten Etage war es noch immer
zum Gähnen langweilig. Haushalts- und Süßwaren sowie Topfpflanzen schienen an
diesem Vormittag nicht gefragt zu sein.
    Jutta Frey hatte Zeit, ihre Nervosität
auszukosten. Sie saß an ihrer Kasse und hatte die Finger verkrampft. Jetzt, da
der entscheidende Schritt unabänderlich getan war, sah plötzlich alles ganz
anders aus.
    Und wenn sie mich erwischen? dachte
sie. Was dann? Ich lande im Gefängnis. Wer kümmert sich um Nicole? Sie müßte in
ein Heim. Oder? Nein! Oma Carina würde sie zu sich nehmen. Aber...
    Sie schob den Gedanken von sich und
preßte die Lippen aufeinander. Hatte Blohm den Brief schon gefunden? Natürlich
nicht. Sonst wäre er längst hier.
    Nervös rutschte sie auf ihrem Stuhl hin
und her.
    Hausfrauen kauften ein.
    Dann kam Carina.
    Sie trug ein Sommerkleid in
italienischen Farben — also schreiend bunt. Auf Strümpfe hatte sie verzichtet,
was aber nicht auffiel wegen ihrer naturbraunen Haut. Ihre roten Schuhe hatten
sehr hohe Absätze. Dadurch wirkte sie noch größer. Ein Einkaufskorb mit Deckel
hing ihr am Arm.
    „Da bin ich“, lächelte sie und ging
durch das Einlaßkreuz.
    Jutta hob winkend die Hand.
    Der Junge, der hinter Carina kam, bezog
das auf sich und winkte zurück.
    Jutta erkannte ihn. Der kleine Dicke
gehörte zu den vieren, die gestern den Testdieb gefaßt hatten. Von Ohr zu Ohr
grinsend verschwand er zwischen den Regalen der Süßwaren-Abteilung.

5. Juttas Schwiegermutter
     
    Inspektion ist alles! dachte Klößchen.
Ich bin sozusagen der Kaufhaus-Tester für unsere Firma. Wie sind wir hier
vertreten in den Regalen?
    Er stemmte die Hände in die Hüften und
schritt die Süßwaren-Parade ab. Was sich seinem Auge bot, stellte zufrieden.
Sauerlich-Schokolade — wohin er sah.
    Eigentlich Blödsinn, dachte er, wenn
ich was kaufe. Zuhause kriege ich’s umsonst. Hier muß ich mein Taschengeld
ausgeben. Andererseits fließt das Geld ja indirekt an uns zurück — wobei freilich
das Kaufhaus zuvor seinen Teil abzweigt. Und außerdem herrscht bei mir
Notstand. Im Adlernest ist mein Vorrat auf null. Nach Hause schaffe ich’s heute
nicht mehr. Und daß ich verhungere, wo sich hier die Regale biegen, kann
niemand verlangen.
    Vor einer Verkaufsgondel mit
Bonbon-Tüten blieb er stehen. Niemand war in der Nähe. Aus verborgenen
Lautsprechern dudelte ganz leise Musik. Ab und zu erfolgte eine Durchsage.
Jemand vom Personal wurde irgendwohin befohlen. Dabei fiel kein Name. Man
nannte nur eine Nummer.
    Klößchen hatte sein Portemonnaie
geöffnet und zählte
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