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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord)
Autoren: Stefan Wolf
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Einteiler mit hohem Beinansatz. Sowas mußte vorgeführt werden. Karl
wollte sich zwei dicke Bücher über Gehirntraining mitnehmen und rechnete sich
aus, daß er wenigstens sechs Stunden pro Tag lesen konnte.
    Klößchen nahm sich vor, keine
Überanstrengung zu akzeptieren (hinzunehmen), sondern die meiste Zeit liegend
zu verbringen. Hinsichtlich seiner Schoko-Versorgung würde er höllisch
aufpassen, damit kein Engpaß entstand.
    Tim dachte: Auf keinen Fall lasse ich
Langeweile aufkommen. Ich bin offen für alles, was uns in Trab hält.
Hoffentlich geht es nicht so friedlich zu, daß wir am Ende kein bißchen
wiedergutmachen müssen — bei den Müttern. Das wäre ja eine Hölle von Urlaub,
geistiger Abschuß und seelischer Selbstmord. Aber in Isoputavabella gibt’s
Menschen. Das garantiert Schlechtigkeit und Zoff. Also kann man hoffen auf
Reibereien und Umtriebe.
    Er sollte recht behalten, wie sich
später rückschauend unschwer feststellen ließ. Recht behalten in einem Maße —
wovon er sich jetzt nicht träumen ließ.

3. Vergiftete Pralinen
     
    Geradezu komisch war, daß das Kaufhaus
Wuhlwörs, bei dem Jutta Frey, das Mausgesicht, jobbte, die Pralinen-Packung
SÜSSER GRUSS gar nicht führte.
    Daran mußte Jutta denken, als sie am
Abend dieses Tages Pralinen vergiftete.
    Es dunkelte bereits. Vorhin hatte sich
ein Gewitter über der Stadt ausgetobt. Jetzt fiel lauer Regen.
    Dicke Tropfen klatschten an das Fenster
der Küche.
    Jutta und Nicole, ihre sechsjährige
Tochter, wohnten bescheiden. Für Besuch war kaum Platz. Deshalb ging es im
Augenblick eng zu. Denn Oma Carina war aus Italien gekommen, um ihr Enkelkind
mal wieder zu sehen. Jetzt schliefen beide.
    Jutta saß am Küchentisch und benutzte
die Einweg-Spritze.
    Besonders sorgfältig ging sie nicht
vor, als sie das hochgiftige Pflanzenschutzmittel in Nougat, Marzipan und
Nußfüllung drückte. Sie wollte niemanden umbringen. Was sie vorhatte, war nicht
Giftmord, sondern Erpressung.

    Jetzt hielt sie inne und horchte.
    Nebenan im Wohnraum schlief Carina Tegati
auf der Couch. Ab und zu drang ein grunzender Schnarchton durch die Tür.
    Carina war 58 und stammte aus
Isoputavabella, wo Jutta vor sechs Jahren ihre große Liebe kennengelernt hatte:
Gianni, Carinas einzigen Sohn.
    Auch seinerseits war es Liebe auf den
ersten Blick, und sie wollten heiraten. Jutta wäre nach Italien ausgewandert.
Sie hatten eine Wohnung in Aussicht — mit Kinderzimmer, denn Nicole war bereits
unterwegs. Aber dann schlug das Schicksal zu, erbarmungslos.
    Gianni war Motorrad-Fan. Ein Raser. Er
fuhr immer zu schnell — ohne Rücksicht auf sich und andere. Er fuhr technisch
ausgezeichnet. Aber das ist nur ein Fingerhut voll Sicherheit gegenüber dem Faß
voller Gefahren, die auf jeden Schnellfahrer lauern.
    Gianni landete an einer Fabrikmauer —
acht Wochen vor der Hochzeit. Er war nicht sofort tot — starb aber zwei Tage
später im Krankenhaus.
    Jutta war verzweifelt. Giannis Mutter,
Carina, schien zunächst im Schmerz zu versteinern. Aber sie war eine harte Frau
und fand schneller als Jutta zu ihrer Lebenslust zurück. Als dann Nicole
geboren wurde, kam Carina nach Deutschland — besuchsweise — und brachte 20
Flaschen Wein mit. Das Ereignis mußte gefeiert werden.
    Den Wein trank Carina selbst. Jutta
hielt nichts davon. Dann zankten sie sich. Carina bestand darauf, daß die
kleine Erdenbürgerin auf den Namen Anna Maria Sophia Carina getauft werde.
Jutta scherte sich den Teufel darum und gab ihrer Tochter den Namen Nicole.
    So ganz hatte Carina ihr das nie
verziehen. Trotzdem vertrugen sie sich, und Carina liebte die Kleine
abgöttisch. Eine Liebe, die von Nicole erwidert wurde.
    Carina kam drei- oder viermal im Jahr,
brachte immer reichlich Geschenke mit und steckte Jutta auch Geld zu. Woher sie
das hatte, war rätselhaft. Carina hatte ihren Mann, einen Handwerker, früh
verloren und besaß kein Vermögen. Trotzdem war sie immer schick gekleidet,
gepflegt und mit Schmuck behängt. Jutta wußte nicht, wie und wovon sie lebte.
Sie wußte überhaupt nur wenig von ihrer ,Schwiegermutter’. Die wiederum
überhörte alle Fragen, die ihr nicht paßten; und Jutta fragte bald nicht mehr.
    Seufzend füllte sie die letzte
Cognac-Bohne mit Gift.
    Alle Pralinen enthielten nun die
gefährliche Beimischung.
    Jutta verschloß die kleine Schachtel
und umhüllte sie mit Zellophanpapier. Äußerlich war dem SÜSSEN GRUSS nichts
anzumerken.
    Kurz vor Mitternacht schob sie
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