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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord)
Autoren: Stefan Wolf
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Strauß Strohblumen sowie eine Kilo-Packung
Blumendünger.

    „Ist das alles?“ fragte Blohm.
    „Alles“, nickte der Dieb. „Nicht
genug?“
    Das war frech.
    In die Stille sagte Gaby: „Irre!
Soviel! Irgendwie hat das schon wieder Klasse.“
    „Alles, was über dem Durchschnitt
liegt“, stellte Tim fest, „hat Klasse. Ausgenommen Verbrechen. Da endet jedes
Lob.“
    Der Dieb war abgemagert. Der Blouson
hing an ihm wie eine bunte Haut. Er war fast so dünn wie Karl, aber guter
Dinge, lächelte und sah Blohm erwartungsvoll an.
    „Ausgezeichnet, mein lieber
Pfannenschmidt“, sagte der — stand auf, streckte dem Dieb die Hand hin und
schüttelte dessen Langfinger kräftig.
    Pfannenschmidt?
    „Das sind Komplizen“, zischte Klößchen
durch die Zähne. „Die machen gemeinsame Sache. Wir müssen beide
niederschlagen.“
    Tim hielt ihn am T-Shirt fest. Denn
Klößchen machte Anstalten, seine Worte in die Tat umzusetzen.
    Blohm lachte. Dann sah er Fräulein Frey
an, und seine Miene vereiste.
    „Herr Pfannenschmidt“, erklärte er,
„ist kein Dieb. Jedenfalls kein krimineller, sondern ein behördlich
lizenzierter (genehmigter) Testdieb. Er macht das hauptberuflich -
überall, wo er von Geschäftsleuten und Betrieben angefordert wird. Es geht
darum, dem Personal vor Augen zu führen, wie unaufmerksam, schlafmützig und
gleichgültig es sich verhält. Denn wir können nicht hinter jeden Kunden einen
Hausdetektiv stellen. Wir können nicht auf jeden Verkaufsartikel eine
Überwachungskamera richten. Nein! Wir — die leitenden Angestellten der
Geschäftswelt — müssen darauf vertrauen, daß unsere Verkäufer und Kassierer mit
Argusaugen auf Diebe achten. Haben Sie das getan, Fräulein Frey?“
    Mausgesicht stand da wie die schlimmste
aller Sünderinnen. Sie antwortete nicht. Um den Mund bildeten sich verkniffene
Furchen. Sie trotzte. An Einsicht mangelte es ihr offenbar.
    „Es ist ein Elend“, wandte sich Blohm
an die TKKG-Bande. „Unsere Kassiererinnen starren ins Nichts, träumen, denken
an den Feierabend oder beschäftigen sich mit ihren Fingernägeln. Als hätten sie
Scheuklappen auf den Augen — so verhalten sie sich, wenn dann ein
schwerbepackter Dieb vorbeikommt. Und heutzutage wird ständig geklaut. Die
Verführung winkt, und viele erliegen ihr. Ohne euer Eingreifen, meine jungen
Freunde, hätte Herr Pfannenschmidt seine Beute hinausgetragen. Natürlich nur,
um sie nach Geschäftsschluß bei mir abzuliefern. Dann, Fräulein Frey, hätten
Sie dasselbe gehört wie jetzt: Sooooo geht es nicht! Sie haben versagt. Grob
fahrlässig versagt. Der Schaden, der uns auf diese Weise entsteht, ist
gewaltig. Sehen Sie das ein?“
    Die Verkäuferin wechselte das
Körpergewicht auf den anderen Fuß.
    „Ich dachte“, sagte sie nörgelig, „der
wäre so dick unter seiner Jacke. Es tut mir leid. Ich werde verstärkt
aufpassen. Jeden, der mir verdächtig erscheint, kneife ich ab jetzt in die
Rippen. Dann merke ich bestimmt, ob er eine Zimmerpalme in der Brusttasche
hat.“
    Blohm sah sie an und schüttelte langsam
den Kopf.
    Testdieb! dachte Tim. Irre! Was für
Berufe es gibt!
    Klößchen staunte noch mit sperrigen
Zahnreihen.
    Karl hatte den Blick auf die Beute
gerichtet. Offenbar rechnete er die Endsumme zusammen, denn alle Artikel waren
mit Preis-Aufklebern ausgestattet.
    Gaby rückte einen Schritt vor und
kümmerte sich um das Alpenveilchen. Eine Blüte war abgeknickt.
    „So leid es mir tut“, sagte Blohm zu
Fräulein Frey: „Ich muß die Sache im Personalbüro melden. Aber ich werde ein
gutes Wort für Sie einlegen. Weil ich sonst mit Ihnen zufrieden bin. Und wegen
Ihrer kleinen Tochter Nicole. Sie können gehen.“
    Als die Tür sich hinter ihr schloß,
überzog ein Strahlen Blohms Gesicht.
    „Ihr“, wandte er sich an die vier, „habt
euch eine Belohnung verdient. Jeder erhält einen Gutschein in Höhe von 20 Mark.
Den könnt ihr hier im Hause einlösen, wo ihr wollt. Er gilt bis Ende des
Jahres. Einverstanden?“
    Sie bedankten sich. Klößchen mußte seinen
Blick von der Schokolade losreißen. In welcher Abteilung er seinen Gutschein
einlösen würde, war klar. Tim klopfte Pfannenschmidt auf die Schulter und lobte
ihn wegen seiner Technik, die hauptsächlich darin bestand, daß er auf
Heimlichkeit verzichtete und ganz ungeniert klaute.
    „Du hast vielleicht einen Griff“,
meinte der Testdieb. „Mein Oberarm tut jetzt noch weh.“
    Beim Abschied erinnerte Blohm nochmals
daran, daß er vier Lehrstellen
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