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Bombay Smiles

Bombay Smiles

Titel: Bombay Smiles
Autoren: Jaume Sanllorente
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oder Draht zum Übersinnlichen dazu beitragen kann, die Welt zu verbessern.

20
    Epilog

Das Lächeln eines unvorhergesehenen Schicksals
    Ein Individuum ist derjenige, der isoliert ist,
abgeschnitten vom Rest.
Ein Individuum ist eine Einheit ohne Bindung.
Eine Person ist ein Individuum mit Bindung
zu den anderen.
Wenn du eins bist mit den anderen, wenn du für
die anderen lebst, dann erweiterst du dein Selbst.
    SWAMI VIVEKANANDA

    Ich bekomme viele Zuschriften von Leuten, die es mutig finden, dass ich das Waisenhaus übernommen habe, obwohl ich wusste, wie es darum bestellt war.
    Ich glaube, dass jeder andere Mensch in der damaligen Situation genau dasselbe getan hätte. Es gibt unter diesen Umständen keine Preise zu gewinnen, abgesehen von der Menschlichkeit - und mit der ausgestattet kommen wir sowieso alle auf die Welt.
    Andere haben mir vorgeworfen - und tun das noch heute -, dass ich meine Identität aufgegeben
habe, dass ich mein eigenes Leben vollkommen vernachlässigt habe - und nur deshalb ein so starkes Pflichtbewusstsein entwickeln konnte. Nein, ich habe mich nicht aufgegeben. Ich wurde vielmehr als Mensch bestätigt. Man wächst nur, wenn man an die anderen denkt. Sowohl als Mensch, als auch als Weltbürger.
    Die Bedürftigen in Bombay sollte man nicht als meine Arbeit betrachten. Sie sind eher eine Option zur Gestaltung eines Lebens. Diese Option habe ich vor geraumer Zeit ohne Möglichkeit zur Umkehr gewählt. Durch das Leben zu gehen, ohne das Glück zu erfahren, selbst zu geben, ist ungefähr so, wie einen kristallklaren Ozean zu durchqueren, ohne dessen Wasser berühren zu wollen.
    Wenn alle entdecken würden, dass die Hingabe an den Nächsten der Daseinszweck jedes Menschen ist, wäre alles anders. Wie viel Unzufriedenheit wäre mit einem Mal vergessen. Wie viel geistige Leere wäre fort. Und wie viele Gesten der Liebe oder Zuneigung könnte die Menschheit dann hervorbringen.
    Mir hat erst vor Kurzem jemand erzählt, dass es mittlerweile Millionen von Menschen gibt, die in Cybercafés der Welt miteinander chatten, hinter Trennwänden verschanzt, den Blick auf den Monitor geheftet. Sie möchten Leute kennenlernen, ignorieren die anderen Internetsurfer um sich aber vollkommen. Wäre es nicht logischer, die Computer
auszuschalten und gemeinsam einen Kaffee zu trinken?
    Die Menschen sind mit einer Blindheit geschlagen, während der sie nur den eigenen Kummer und die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen können. Wir Männer und Frauen, die den Planeten Erde bevölkern, haben die Aufgabe, die Körper unserer Mitmenschen in Liebe zu hüllen. Um diese Aufgabe zu vollbringen, ist es unabdinglich, selbst glücklich und zufrieden zu sein. Man kann nicht erwarten, dass ein anderer die Leere ausfüllt, die man in sich selbst spürt. Man muss vollkommen im Einklang mit sich sein, damit der wundervolle Vorgang des Gebens und Nehmens funktioniert.
    Und genau dasselbe trifft auch auf Kooperationen zu. Es geht nicht darum, eine Lücke zu füllen. Man kann nur helfen, diese langfristige Verpflichtung nur eingehen, wenn man selbst erfüllt und glücklich ist. Dann kann dieses Glück auch auf andere abstrahlen - man muss sich lediglich vorstellen, die anderen wären durchsichtig wie Glas. Wenn das Glas aber schmutzig oder trüb ist, ist es sehr unwahrscheinlich, dass Licht durchscheinen kann.
    Man muss Hilfe immer vom Standpunkt dessen aus planen, der sie empfangen soll, niemals vom Standpunkt dessen, der sie leistet. Die Hilfe, die manche Nächstenliebe, andere Kooperation nennen, muss zum Ziel haben, den anderen glücklich zu machen, nicht das eigene Glück zu finden. Das
Glück kommt ganz von alleine zu uns, zusammen mit der kostbaren Harmonie, die sich immer dann einstellt, wenn man im Einklang mit seinem Herzen handelt.
    Ich bekomme viele Briefe von Menschen, die nach Indien kommen wollen, um sich selbst zu finden. Doch dazu muss man sich nur auf die Reise in sein Inneres begeben. Man muss nicht wegfahren. Nein. Im Gegenteil. Man muss sich selbst näherkommen.
    Es ist doch so: Wenn wir einen Schlüssel im Café liegen lassen, dann gehen wir doch dorthin zurück, um ihn zu suchen. Wir laufen auf keinen Fall durch Gassen, in denen wir noch nie waren.
    Genau wie ein Arzt, der einen Patienten vor sich haben muss, um eine Diagnose zu stellen, können auch wir nicht verlangen, dass wir heil werden, wenn wir unsere Seele keines Blickes würdigen. Wir müssen sie mit derselben Warmherzigkeit betrachten, wie die unvollkommenen
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