Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders
Autoren: Corinna Bomann
Vom Netzwerk:
Alfred, ich wollte nur einen kleinen Scherz machen.«
    Doch der Butler hörte sie nicht. Finster sagte er wie zu sich selbst: »Vielleicht ist es auch gerade das, was mich die Clowns fürchten lässt – dass man nicht weiß, was unter dem Kostüm ist. Nicht der bunte Stoff ist der Feind, sondern das, was darunter steckt.«
    Die Art, wie er das sagte, jagte Violet einen Schauer über den Rücken.
    Um sich abzulenken, eilte sie durch den kleinen Vorraum ins Lager.
    Eigentlich bestand keine Notwendigkeit, ihr Labor besonders zu verstecken. Weder führte sie hier verbotene Experimente zur Menschenmodifikation durch noch versuchte sie Chimären zu züchten. Dennoch hielt sie es für besser, ihre Apparaturen, die Werkbank, Kisten voller Material und ihr Mikroskop hinter einer Wand von Teekisten zu verbergen – falls es doch einmal jemandem einfiele, den Hinterhof unsicher zu machen.
    Nachdem sie ihre lange Arbeitstafel, auf der Dutzende Apparaturen unterschiedlichster Größe und in unterschiedlichsten Stadien der Vollendung aufgereiht waren, etwas freigeräumt hatte, hob sie die Waschmaschine vor sich auf die Platte. Äußerlich besehen war sie ein Prachtstück. Vor ihrer ersten Inbetriebnahme hatte Violet sie rot lackiert -vergebliche Arbeit, wie sich gezeigt hatte, denn der todsichere Entwurf hatte sich als Querschläger erwiesen.
    »Sind Sie sicher, dass sie daran weiterarbeiten wollen, Mylady?« Alfred hob skeptisch die Augenbrauen. »Sie erinnern sich doch sicher noch an das Vorkommnis von vor einem halben Jahr.«
    »Ich habe die Konstruktion verbessert und verspreche Ihnen, dass ich sie nicht eher anschalten werde, bis ich mir hundertprozentig sicher bin.«
    Damit raffte sie ihren Rock mittels der dafür vorgesehenen Lederriemen, um mehr Beinfreiheit zu haben, und breitete die Konstruktionszeichnung neben dem Gerät aus. Nach kurzem Studium griff sie zum Werkzeug und machte sich an die Arbeit.
    Alfred zuckte mit den Schultern und wandte sich um. Da er in diesem Augenblick mehr ein Leibwächter und Gehilfe der jungen Herrin war denn ein Butler, entschied er sich, für ihren Komfort zu sorgen, indem er Tee mithilfe des Bunsenbrenners kochte, den Violet gerade nicht benötigte.
    Zwei Stunden und zwei Tassen Darjeeling später hatte Violet alle Änderungen eingebaut. Der Ruß des Lötkolbens, Rauch und Maschinenöl, das zwischendurch einmal ausgelaufen war, hatten schwarze Spuren auf ihren Wangen hinterlassen; nur die Bereiche, wo die Schutzbrille angelegen hatte, waren noch immer hell.
    »Dann wollen wir doch mal sehen«, murmelte sie in sich hinein und wandte sich dann an den Butler. »Könnten Sie mir bitte meinen Besteckkasten bringen?«
    Alfred fiel beinahe die Teekanne aus der Hand, mit der er herangetreten war, um nachzuschenken. »Sie wollen doch nicht allen Ernstes diese Teufelsmaschine in Betrieb nehmen, Mylady!«
    »Warum denn nicht?«, entgegnete Violet mit Unschuldsmiene. »Ich muss sie doch laufen lassen, um zu sehen, ob sie noch Kinderkrankheiten hat.«
    »Kinderkrankheiten?« Alfred war ehrlich entsetzt. »Aber beim letzten Mal …«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber wenn Sie ehrlich sind, war es gar nicht mal so schlimm. Wir waren jedenfalls nicht in Lebensgefahr.«
    »Sind Sie sich da sicher? Es war Winter und wir hätten uns leicht den Tod holen können.«
    »Beinahe ein Jahr habe ich daran gesessen, die Fehler auszubügeln. Ich habe zwanzig Bleistifte und zehn Radiergummis verschlissen, ganz zu schweigen von den Papierbögen, die ich heimlich in meinem Korsett nach oben geschmuggelt habe. Sie können nicht behaupten, dass ich keinen Einsatz gezeigt hätte, um die Probleme zu beseitigen.«
    »Eine derartige Unterstellung würde ich mir nie erlauben. Aber dennoch, Mylady …«
    Violet hörte nicht. »Außerdem steht das Weihnachtsfest bevor, ganz zu schweigen von dem Ball in ein paar Tagen. Sollte die Maschine heute funktionieren, bedeutet das, dass Sie die Spülmägde anderweitig einsetzen können. Wäre das nicht wunderbar?«
    »Wunderbar, wirklich.« Alfred würgte jeden weiteren Kommentar hinunter, dann blickte er auf die Maschine, als würde sie sogleich irgendwelche Monstren ausspucken. »Ich möchte dennoch vorschlagen, dass Sie die Bestecke weglassen. Und auch das Wasser.«
    »Unsinn, Alfred. Wenn die Maschine anläuft, wovon ich ausgehe, dann kann man ihre Wirkungsweise nur testen, wenn man sie belädt und Wasser hinzufügt. Ich sage Ihnen, wir werden spiegelblanke Bestecke aus dieser Maschine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher