Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum
Autoren: Birgit Schlieper
Vom Netzwerk:
beobachten und dir sagen, wann der richtige Moment gekommen ist, um wieder aufzutauchen.«
    Â»Und wie tauche ich wieder auf? Klingel ich zu Hause und sage: Sorry, ist ein bisschen später geworden, aber ich bin entführt worden. Ich musste die Entführer erst mit meinen berüchtigten Karatetricks ins Jenseits befördern. Oder wie?«
    Â»So ungefähr. Du erzählst, dass du mit dem Rad unterwegs warst. Plötzlich bekommst du einen Schlag auf den Kopf. Die Lichter gehen aus. Du wirst wieder wach in einem Keller. Einmal am Tag erscheint eine Gestalt, vermummt natürlich, gibt dir Wasser. Als die Gestalt kommt, um den Eimer aus der Ecke zu holen, kannst du blitzschnell die Treppe hinaufstürmen und türmen. Fertig. Du musst dir die Geschichte genau einprägen. Die Polizei will die hinterher hundertmal von dir hören.«
    Â»Was für einen Eimer?«, fragt Charlotta vorsichtig.
    Â»Kannst du dich an ein Klo im Keller erinnern?«
    Â»Nein.«
    Â»Siehst du.«
    Schweigen. Charlotta wird jetzt erst richtig klar, was sie da planen.
    Â»Ich hoffe nur, dass Niklas nicht zu viel mitbekommt. Ich möchte eigentlich nicht, dass er auch Angst hat.«
    Â»Dafür werden deine Eltern schon sorgen. Da kannst du sicher sein.« Emilia lässt sich neben Charlotta ins Gras fallen.
    Â»Wann wollen wir es machen?«, fragt Charlotta irgendwann.
    Â»Am Samstag«, bestimmt Emilia. »Wenn du vormittags losfährst und sagst, dass du zur Mittagszeit zurück sein willst, fällt es schön früh auf.«
    Charlottas Stimme klingt belegt, als sie noch eine Frage stellt. »Meinst du, es klappt?«
    Â»Hast du einen anderen Plan?«, fragt Emilia zurück.
    Charlotta schüttelt den Kopf.
    Â»Siehst du. Dann muss dieser hier klappen.«

Raue Wände
    S ie weiß im Traum, dass sie nur träumt. Es hilft ihr nicht. Sie schreit tonlos, ihre Augen suchen das Dunkel ab, die Hände tasten nach einer Tür, nach einem Ausweg. Sie hört Niklas leise wimmern. Lautes Heulen wäre ihr fast lieber. Sie will sich die Ohren zuhalten, muss aber weiter nach einer Tür suchen. Ihre Finger fühlen sich schon wund an. Die Wände sind rau. Sie beginnt, auf die steinernen Wände einzuschlagen. Sie wacht auf, weil ihr die Fäuste wehtun.
    Charlotta duscht lange am Morgen, hat das Radio so laut gedreht, dass sie es trotz des rauschenden Wassers hört. Mit allen Mitteln versucht sie, die Bilder zu vertreiben. Fast genießt sie die blendende Sonne. So sehr hat sie das Licht im Traum vermisst.
    Emilia stockt der Atem. Sie beißt sich in die Kuppe vom kleinen Finger. Das macht sie oft in Stresssituationen. Nach besonders gruseligen Filmen sieht ihr Finger oft noch stundenlang gestanzt aus.
    Sie liegen am See unten. Charlotta, sie, Sarah und Ann aus ihrer Klasse und ein paar von den Volleyballmädels. Eigentlich alle, die noch nicht in die Ferien gefahren sind. Von den Volleyballerinnen war die Frage rübergeworfen worden.
    Â»Lotta, bist du am Sonntag dabei? In Köln ist ein großes Turnier direkt am Rhein. Wir haben die Mannschaft gemeldet. Du kommst doch mit, oder?«
    Â»Am Sonntag?«, hatte Charlotta zögernd nachgefragt.
    Emilia hatte fester zugebissen. Fast rechnete sie damit, dass die Freundin sagt: Ich kann nicht, ich werde doch am Samstag entführt. Eindringlich guckt Emilia Charlotta an. Die holt tief Luft: »Sonntag? Das passt super. Klar, ich bin dabei.«
    Emilia entlässt ihren Finger wieder und lächelt ganz zufrieden. Eigentlich ist es noch besser so. Wenn Charlotta sogar für Sonntag Verabredungen getroffen hat, Pläne gemacht hat, werden ihre Eltern die Möglichkeit des Weglaufens schneller ad acta legen.
    Sie bleiben bis zum Schluss. Nach und nach packen alle anderen ihre Taschen, verabschieden sich. Emilia und Charlotta wollen den Tag noch nicht beenden. Sie wollen jede Sekunde auskosten, der Zeit die letzten Minuten abringen.
    Â»Ich hole uns noch ein Eis«. Emilia steht von ihrem Handtuch auf, streckt sich und zieht sich ein Shirt an. Es ist schon kühler geworden.
    Schon an der Art, wie Charlotta ihr Magnum umständlich auspackt, merkt Emilia, dass irgendwas ist. Endlich ist das Papier weg und Charlotta knabbert vorsichtig ein kleines Stück Schokolade ab.
    Â»Könnten wir nicht vielleicht einen Zweitschlüssel anfertigen, den ich bekomme?«, fragt sie endlich leise. »Nur zur Sicherheit. Der Gedanke,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher