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Böser Mann - Provinzkrimi

Böser Mann - Provinzkrimi

Titel: Böser Mann - Provinzkrimi
Autoren: PeP eBooks
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Franz. Sich auspowern, an die Grenzen gehen und seinen Körper spüren.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, lief er zur Tür neben dem Tresen und sprintete die Treppen hoch.
    Gernot blätterte um.
    »Wie lange liest eigentlich an einer Seite, auf der eh nur Bilder sind?«, fragte Moni. Sie war aufgestanden und zupfe ihr Kleid zurecht.
    »Fesch«, wiederholte Gernot. »Wie heißt der Knabe?«
    »Ronaldo, und er trägt mich auf Händen. Trinkt nicht, raucht nicht, geht früh schlafen und möchte Kinder. Ein Dutzend oder zwei, je nachdem, wie viel ich austragen kann.«
    »Na ja, das geht vorbei«, brummte Gernot. »Hauptsache, du hast Spaß.«
     

     
    Luginger trottete über die Straße und lief zum Maibaum, ehe er in den Drachenweg einbog. Moni und Sammy, das wird schwierig, dachte er. Wenn sie schlecht drauf ist, muss er sich warm anziehen. Da gibt’s noch alte Wunden, die nicht verheilt sind. Hoffentlich taugt der neuer Lover was. Gute Männer lenken ab. Gute Männer machen weich. Und eine weiche Moni brauchte er jetzt. Eine Pleite in Herzensangelegenheiten, und er hätte Scherereien ohne Ende.
    Er schaute zur Uhr und wusste, dass er spät dran war. Halb eins war für seine Mutter nicht mehr Vormittag, sondern Mittag. Und Mittag war nicht nur etwas später, sondern viel später.
Viel zu spät. Wohnst doch nur ein paar Meter weg, sagte sie immer, wenn er sich entschuldigte, weil er es wieder mal nicht geschafft hatte, rechtzeitig ihre Haustüre aufzuschließen. Weißt doch, dass ich wart. Ich wart immer. Was soll ich sonst tun, Bub. Wir Alten warten eben. Auf Besuch, auf was Schönes im Fernsehen, aufs Ende, so ist das halt.
    Anna Luginger saß in ihrem speckigen Ledersessel im Wohnzimmer, während er seine Runde durchs Haus drehte. Er zog Rolläden hoch, öffnete Fenster, goss Blumen und trug Geschirr in die Küche.
    Vor seiner Mutter stand ein Glas Wasser, daneben krümmte sich altes, mit Butter dünn bestrichenes Brot. Ihr Kreuzworträtsel lag auf einem Beistelltisch. Amerikanischer Politiker mit fünf Buchstaben. Obama. Deutscher Fluss mit drei Buchstaben. Inn. Bayerischer Ministerpräsident mit sieben Buchstaben. Stoiber.
    Seit Monaten hatte sie Beschwerden im Kniegelenk. Es gab Tage, da konnte sie kaum aufreten, geschweige denn laufen. Dr. Haller hatte sie vor die Wahl gestellt. Entweder eine Meniskusoperation oder Durchhalten bis zum Ende. Da eine Operation für sie nicht infrage kam, hatte sie sich mit ihren Schmerzen arrangiert.
    »Wann warst denn zum letzten Mal oben?«, fragte Luginger, nachdem er auch die Terrassentür aufgerissen hatte und Luf ins Zimmer kam.
    »Ich geh nicht mehr häufig hoch, Bub. Die Treppen, du weißt doch.«
    »Bitt halt die Resi, dass sie mal die Fenster aufmacht. Die Luf da oben ist stickig, verstehst. In der Mansarde lässt alles, wie es ist, aber im ersten Stock kriegst irgendwann Schimmel.«

    Er musterte ihren Brotteller. »Soll ich dir was Gescheites machen? «
    »Lass nur. Ich hab keinen Hunger.«
    »Mama, du wirst jeden Tag dünner. A bisserl was musst schon essen. Magst ein paar Eier?«
    »Bist narrisch? Das ist mir viel zu viel.«
    Luginger ging zum Fernseher. »Wo hast denn die Fernbedienung? «
    »Da hinten auf dem Tisch. Hab schon geschaut. Die Batterien können natürlich leer sein.«
    Luginger zog zwei Batterien aus der Hosentasche und wechselte die alten gegen die mitgebrachten. Dann richtete er die Fernbedienung auf den Receiver und drückte den roten Knopf. Plötzlich tanzten halb nackte Mädchen um einen schwarzen Rapper. Als eine von ihnen eine silbern glänzende Stange mit ihren Schenkeln zu zermalmen drohte, stellte er wieder aus.
    Seine Mutter nickte erleichtert. »Schön, dass nix Schlimmes war«, sagte sie, stützte sich auf ihren Stock und schlich zur Anrichte. Mit krummem Rücken öffnete sie eine Seitentür und holte eine Tafel Schokolade raus.
    »Bringst die dem Sammy mit. Der mag doch Zartbitter.«
    »Mach ich, Mama, Schokolade für Sammy. Der Junge freut sich bestimmt.«
    »Machst dich lustig?«
    Grinsend ging Luginger in die Küche und füllte Salz in die Geschirrspülmaschine.
    »Hast eigentlich schon gehört, dass bei uns einer totgefahren worden ist?«, rief er Richtung Wohnzimmer.
    »Freilich«, kam es zurück. »Die Keiterer hat alles gesehen. Stell dir vor, die hat die Gendarmerie verständigt, weil der Fischer,
also das Opfer, ein Lehrer von der Schul hier, direkt vor ihrem Haus überfahren worden ist.«
    »Da war das also. Bei der
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