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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel
Autoren: George Wethern
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blauem Wasser im Swimmingpool und Bündeln von Banknoten in den Jeans zu sehen waren. Meine Kumpels und ich stahlen Bier aus LKWs, um für unsere nächtelangen Partys mit diesen willigen Mädchen versorgt zu sein. Nach einigen Zusammenstößen mit ortsansässigen Cowboys legte ich mir eine automatische Pistole Kaliber .45 zu, die ich immer bei mir trug und auch einmal benutzen musste, um nicht totgetrampelt zu werden. Dann verlobte ich mich unabsichtlich mit einer Verkäuferin, weil ich meinen »Ringtrick« benutzt hatte, um im Gegenzug für ein goldenes Schmuckstück an Sex zu kommen. Zum Glück konnte ich die Verlobung lösen, den Ring habe ich versetzt.
    Meine militärische Karriere war so wechselhaft wie meine Liebesbeziehungen. Weil ich mit Erfolg an einer Ausbildung teilgenommen hatte, bekam ich einen Orden; weil ich mir aber selbst treu geblieben war, wurde ich zweimal von einem Militärgericht verurteilt und bekam Disziplinarstrafen aufgebrummt, unter anderem weil ich Mädchen in die Kaserne geschmuggelt und beinahe einen Feldwebel überfahren hatte. Schließlich entfernte ich mich unerlaubt von der Truppe, um meine kranke Mutter zu besuchen und mit alten Freunden Partys zu feiern. Nach tagelangem Katz-und-Maus-Spiel ergab ich mich der Militärpolizei.
    Mein Prozess vor dem Militärgericht fand am 16. Mai 1958 statt. Die Anklage lautete auf sechs Tage unerlaubte Abwesenheit und Missbrauch von Staatseigentum, nämlich von zwei Jagdmessern, die man in meinem Spind fand. Es war, als hätte ich ein Kapitalverbrechen begangen – es gab Zeugenvernehmungen, Diskussionen und Beweisanträge, sechs Tage lang. Die Zusammenfassung der Zeugenaussagen war 21 Seiten stark. Nachdem ich zu drei Monaten Zwangsarbeit verurteilt worden war, ärgerte ich im Knast die Wärter so sehr, dass ein höherer Beamter ins Militärgefängnis kam und mir eine unehrenhafte Entlassung anbot. »Einverstanden. Wo soll ich unterschreiben?«, platzte ich heraus.
    An jenem glorreichen Tag, als man mich aus dem Gefängnis wies, entfernte ich mich einige Schritte vom Gelände des Stützpunkts und salutierte meinen Lieblingswachen mit dem Mittelfinger. Dann feierte ich mit ein paar anderen entlassenen Unruhestiftern Party in Boise und verprasste dabei meinen ganzen Sold. Ich musste meinen Vater am Telefon um Geld bitten, damit ich nach Hause fahren konnte.

Kapitel 2
Wie ich ein Held wurde
    I m Sommer 1958 schleppte ich mich, von Partys schwer mitgenommen, wieder nach Oakland, noch immer ohne anständige militärische oder sonstige Ausbildung. Meine Ziellosigkeit ängstigte meine Eltern, aber ich hatte es nicht eilig damit, die Arbeitswelt kennenzulernen. Ich wollte es ruhig angehen lassen und erst mal die anderthalb verlorenen Jahre nachholen sowie die 18 Kilo zurückgewinnen, die Uncle Sam mir gestohlen hatte.
    Wahrscheinlich sehnte ich mich nach der Highschool zurück. Während ich in Drive-in-Restaurants in East Oakland herumhing, traf ich regelmäßig junge Leute aus dem Bezirk Havenscourt, und weil ich die Selbstsicherheit eines ehemaligen Armeehäftlings ausstrahlte, imponierte ich den Mädchen, und die Jungs respektierten mich zumindest.
    Die Hamburgerbude Foster’s Freeze hatte sich seit meiner Schulzeit kaum verändert. Noch immer flitzten dort reichlich Mädchen um die Musikbox herum und warteten darauf, von ihrer Langeweile erlöst oder sittlich verdorben zu werden. Sie wollten Action im Stil der 50er-Jahre: in schnellen Autos mit glänzenden Chromfelgen und dröhnenden Auspufftöpfen fahren, mit Butch-Wax-Pomade angeben und spontanen Sex auf dem Autorücksitz haben. Und was gab es Schöneres für einen Kerl, als sich die Sitzpolster von einer Horde Mädchen mit Pferdeschwänzen und straffen Brüsten wärmen zu lassen, die bei jedem seiner Worte loskicherten oder Bebop trällerten, nach Woolworth-Parfüm, Clearasil und Zigarettenrauch rochen und dicht aneinandergedrängt auf der Rückbank saßen wie die Fritten in der Tüte?
    In der Imbissbude konnte man Mädchen zu einer Rundfahrt einladen. Ich tankte den Kombi meiner Mutter auf und fegte über das Zickzackmuster aus verbranntem Gummi, das den Parkplatz verzierte. Dann stellte ich den Rhythm and Blues im Radio lauter und schaute mehr in den Rückspiegel als auf die Straße. Der Spiegel war unentbehrlich; er ersparte mir Bußgelder wegen zu hoher Geschwindigkeit und half mir, die süßen Puppen auf meinem Rücksitz im Auge zu behalten. Ein Mädchen schien mich ständig im Spiegel zu
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