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Bodyfinder - Das Echo der Toten

Bodyfinder - Das Echo der Toten

Titel: Bodyfinder - Das Echo der Toten
Autoren: K Derting
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der Kopf des Polizisten heftig zur Seite flog.
    Violet spürte einen Funken Hoffnung.
    Doch dann verbrannte er zu weißglühender Asche.
    Dem Polizisten schien der Schlag so gut wie nichts auszumachen.
    Er blieb auf den Beinen und grinste Jay höhnisch an, sein Gesicht eine Fratze der Verachtung. »Du mieser kleiner Dreckskerl!« Er trat näher an Jay heran.
    Violet wusste, was er vorhatte.
    Sie wusste, dass Jays Leben am seidenen Faden hing.
    Sie handelte, ohne zu überlegen.
    Mit aller Kraft schwang sie die Krücke in weitem Bogen durch die Luft und ließ sie gegen den Kopf des Polizisten knallen. Eine tiefe Wunde zeichnete sich an seiner Schläfe ab.
    Damit hatte der Mann nicht gerechnet. Er taumelte zur Seite und schlug auf dem Boden auf. Alles ging blitzschnell. Er sah völlig überrascht aus, versuchte zu begreifen, was geschehen war.
    Jay reagierte sofort. Ein stechender Schmerz schoss durch Violets Knöchel, als er sie am Arm fasste und hinter sich her durch den Flur zog, zurück in Richtung Tanzsaal.
    Sie kamen nur langsam voran. Obwohl Jay sie stützte, konnte Violet einfach nicht schneller.
    Die Schmerzen in ihrem Fuß waren unerträglich.
    »Jay, lass mich hier und hol Hilfe«, flüsterte sie.
    »Kommt nicht infrage.« Er schob seine Arme unter ihre Schultern und hob sie hoch.
    »Nicht, Jay.« Tränen schossen in ihre Augen. »Mit mir schaffst du das nie. Bitte … geh!«
    Aber Jay schien sie gar nicht zu hören.
    Da spürte Violet mit einem Mal, wie ein heftiger Ruck durch Jays Körper ging. Kurz darauf geriet er ins Straucheln, ließ sie los und schlug neben Violet hart auf den Steinboden.
    Stille.
    Violet schaute auf, versuchte sich aufzurappeln, um zu sehen, was passiert war.
    Es schnürte ihr die Kehle zu, als sie die silbernglänzende Pistole in der Hand des Polizisten sah. Sie war auf Jay gerichtet.
    Stöhnend drehte er sich auf den Rücken. Er hielt die Hände mit den Handflächen nach oben, die Finger ge--spreizt. Da fand Violet ihre Stimme wieder. »Nein, nicht!«, schrie sie, »er kann Ihnen doch nichts tun. Bitte …« Sie krabbelte auf Jay zu, wollte ihn abschirmen, aber sie hatte das Gefühl, nicht voranzukommen. Ihr war, als bewegte sie sich in Zeitlupe.
    Sie schaute auf zu dem Mann, und als sie seinen Blick sah, begriff sie, dass es zu spät war.
    Der Schuss war ohrenbetäubend. Violet zuckte zusammen, schloss die Augen und schrie los. Auf den ersten Schuss folgte ein zweiter.
    In dem kurzen Moment, in dem sie die Augen öffnete, sah sie das Blut. Überall. Schnell kniff sie die Augen wieder zu.
    Ihr Kopf war von einem flimmernden Surren ausgefüllt.
    Auf einmal hatte sie ein ganz merkwürdiges Gefühl im Mund … es kam ihr gleichzeitig vertraut und fremd vor. Erinnerte sie an ihre Kindheit. Es war der Geschmack von Löwenzahn, wenn man die Blumen auf der Wiesepflückte, um einen gelben Kranz zu flechten, und dann später den Finger in den Mund steckte und die bittere Löwenzahnmilch auf der Zunge schmeckte.
    Während Violet von starken Händen hochgehoben wurde, begriff sie, dass es ein Echo war.
    Ein brandneues Echo.

EPILOG
    Violet schaute aus dem Fenster und sah den ersten Schnee des Winters.
    Die dicken, bauschigen Flocken schwebten durch die Dunkelheit, ihr glitzerndes Weiß leuchtete am Nachthimmel.
    Behutsam nahm sie die dünne Silberkette ab, die Jay ihr am Abend des Balls geschenkt hatte. Sie strich über das glatte Herz und legte die Kette vorsichtig zurück in das schwarze Samtkästchen. Wie jeden Abend versuchte sie, die Tränen herunterzuschlucken, die ihr in den Augen brannten.
    Der Ball war jetzt fast zwei Monate her, aber wenn sie nur daran dachte, fing sie an zu zittern. Sie schlang die Arme um ihren Körper.
    Sobald sie die Augen schloss, sah sie alles wieder vor sich, die Bilder waren für alle Zeit in ihr Gedächtnis eingebrannt. Jetzt konnte ihr nichts mehr passieren, das musste sie sich immer wieder sagen. Sie hatte überlebt.
    Nachdem ihr Onkel zusammen mit seinen Kollegen den Flur der Turnhalle gestürmt hatte, war sie in Sicherheit gewesen. Dass der Mörder aus den Reihen der Polizei kam, hatte ihren Onkel zutiefst schockiert. Aber nach der Festnahme des Mannes fanden sie immer mehr Indizien, die seine Mitschuld an den Morden untermauerten.
    Noch am selben Tag wurde Mackenzie Sherwins Leiche im Wald gefunden, genau an der Stelle, die der Mörder Violet beschrieben hatte.
    Ihr war das Genick gebrochen worden.
    Aber Violet hatte überlebt. Ihr Onkel hatte sie
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