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Bodycheck (German Edition)

Bodycheck (German Edition)

Titel: Bodycheck (German Edition)
Autoren: Rolf Redlin
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tun?»
    «Wir haben schon ausgesucht Kacheln. Für Wand und für Fußboden.» Der Russe sprach die Worte ‹haben› und ‹Kacheln› mit dem gleichen kehligen ‹ch›. Während sie sprachen, berührte er immer wieder wie zufällig Manfred am Oberarm. Manfred musste innerlich lächeln. Der taxiert mich, dachte er und fragte sich, ob er wohl Gewichtheber oder Ringer war. Für einen Boxer sah er etwas zu stämmig aus.
    Es stellte sich rasch heraus, dass es ihnen wichtig war, die Fliesen noch heute zu bekommen. Tatsächlich reichte die vorhandene Menge von Wandfliesen aus. Auch von den Bodenfliesen waren genug da.
    Plötzlich mischte sich Horst wieder ein: «Lieferung heute ist nix. Montag!»
    Der Russe schaute Manfred Hilfe suchend an.
    «Werde mal sehen, was sich machen lässt», beruhigte Manfred ihn und wandte sich Horst zu: «Hast du nicht zufällig noch andere Kunden zu bedienen?!»
    Horst trollte sich. Manfred griff zum Telefonhörer und rief über die Hausleitung den Chef an.
    «Kann ich heute Nachmittag den Lkw für eine Auslieferung haben? … Wandfliesen und Bodenfliesen nach Stemwarde … Okay … Dann sag ich das zu … Alles klar.» Manfred legte den Hörer auf und wandte sich den Russen zu. «Das geht in Ordnung, Kollege. Heute Nachmittag bring ich sie dir vorbei.»
    Der Russe strahlte. Nun musste Manfred nur noch den Auftrag aufnehmen. Der Russe zahlte sofort und in bar. Das gefiel Manfred, denn die deutschen Kunden wollten immer nur eine möglichst niedrige Anzahlung leisten. Die Familie verließ den Baumarkt, und Manfred kümmerte sich darum, die Lieferung zusammenzustellen.
    In diesem Moment betrat Toralf den Markt. Suchend blickte er um sich. Sabine sah ihn und wusste augenblicklich, dass er Manfreds so sehnsüchtig erwarteter ‹Kumpel› war. Ohne Umschweife sprach sie ihn an: «Du willst sicher zu Manfred?»
    «Woher weißt du das?»
    «Manfred meinte, ich würde dich von allein erkennen, und er hatte recht. Manfred ist wählerisch, weißt du.»
    «Du bist mir ja gut …» Toralf wurde bis über beide Ohren rot.
    «Komm mal mit, ich soll dich in den Aufenthaltsraum bringen. Wenn wir hier im Publikumsbereich privaten Besuch empfangen, kommt das nicht so gut.»
    Toralf wartete noch, bis Sabine die letzten Kunden kassiert und ihre Kasse geschlossen hatte. Dann folgte er ihr in Richtung Aufenthaltsraum. Auf dem Weg dorthin erspähte er in der Ferne Manfred. Der winkte, schien aber beschäftigt. Der Aufenthaltsraum war schmucklos mit ein paar Resopaltischen ausgestattet. In der Ecke stand auf einem alten Kühlschrank eine Kaffeemaschine.
    «Möchtest du einen Kaffee?»
    Toralf sagte nicht Nein. Während er so dasaß und wartete, betrat ein Herr in Tweedsakko und Cordhose den Aufenthaltsraum. Ein untrügliches Gespür verriet Toralf sogleich, dass dies der Chef sein musste. Der Herr grüßte freundlich und reichte Toralf die Hand.
    «Du gehörst zu Manfred?»
    Wie der das so sagte, ‹gehörst zu›, vermutlich sogar wirklich ohne jeden Hintergedanken, musste Toralf schmunzeln und nickte bloß stumm.
    Leutselig fuhr der Chef fort: «Manfred ist schon viele Jahre hier bei uns. Einer unserer besten Leute …»
    Toralf wusste gar nicht, was er dazu sagen sollte.
    Nun wandte sich die Aufmerksamkeit des Chefs Toralf selbst zu. Er schaute auf die Zunfthose, musterte ihn mit professionellem Interesse und erkundigte sich geradeheraus: «Bist du vom Fach?»
    «Dachdeckergeselle.» Langsam gewann Toralf seine Stimme zurück.
    «Und so wie du aussiehst, kannst du bestimmt auch ordentlich zupacken …»
    «Na, das hoff ich doch.»
    «Treibt dich was Besonderes nach Hamburg?»
    Toralf räusperte sich. Woher wusste der, dass er nicht aus Hamburg war? Sah man ihm das an? Oder sprach sich hier im Betrieb alles ebenso schnell herum wie in Kleinow? «Mal sehen. Will mal die Möglichkeiten abchecken, Meisterbrief oder so.» Toralf traute sich nicht, das Wort Gewerbelehrer auszusprechen. Das hätte verdammt nach Akademiker geklungen und war ihm peinlich.
    «Das ist richtig, man soll ja nie stehen bleiben. Wenn du vielleicht währenddessen jobben willst, melde dich ruhig bei uns. Leute wie dich können wir immer gebrauchen.»
    Toralf strahlte. Das hatte er nicht erwartet.
    «Versucht er, dich abzuwerben?» Manfred war eingetreten, lachte und fuhr fort: «Ich störe das Bewerbungsgespräch nur ungern, aber ich muss noch ein paar Quadratmeter Fliesen ausliefern. Kommst du mit, Toralf?»
    Toralf stand auf, der Chef
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