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Bodycheck (German Edition)

Bodycheck (German Edition)

Titel: Bodycheck (German Edition)
Autoren: Rolf Redlin
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Platz.
    «Junger Mann, kommen Sie ruhig zu uns.» Eine resolute Frau von Anfang fünfzig winkte Toralf heran. Sie war in Begleitung einer attraktiven jüngeren Frau, dem Äußeren nach mochte das ihre Tochter sein.
    «Vielen Dank!» Toralf war froh, nicht länger wie bestellt und nicht abgeholt herumstehen zu müssen.
    «Bist du von hier? Bist du auf Arbeit hier?» Die Frau war unvermittelt zum Du übergegangen. Die Tochter blieb stumm und konzentrierte sich darauf, schön zu sein.
    Ganz schön mutig von der Alten, einfach einen Wildfremden anzusprechen und einzuladen. «Nein, tut mir leid. Ich bin kein Hamburger. Komme aus Meck-Pomm.»
    «Wirklich? Woher denn? Wir sind aus Güstrow. Wir warten hier auf unsere Männer, die sind Spielzeugeisenbahnen ansehen.»
    Toralf lachte. «Von den Modellbahnen komm ich auch grad her. Ansonsten bin ich aus Kleinow, das ist bei Parchim.»
    Es stellte sich heraus, dass der Ehemann der Frau eine Zimmerei betrieb, und sie kannte auch die Firma, bei der Toralf arbeitete. Sie hatte ihn angesprochen, weil er die Zunfthose trug. «Sonst siehst du ja eher so aus, als ob man besser Respekt vor dir haben sollte.» Eine familiäre Atmosphäre stellte sich ein, und eine Weile plauschten die beiden angeregt miteinander. Die Frau hieß Elke, die hübsche scheue Tochter wurde als Grit vorgestellt.
    Dann näherte sich der bullige Typ aus dem Miniaturwunderland in Begleitung von Schwiegersohn und Enkel.
    «Das ist Dieter, mein Mann.» Elke winkte ihm von Weitem zu: «Dieter, hier!»
    Verwundert schaute Dieter auf Toralf, als die resolute Frau ihn auch schon vorstellte. «Stell dir vor, Dieter, er arbeitet in Parchim bei Elde-Dach!» Sie konnte nicht verstehen, dass ihr Mann so reserviert reagierte. Aus den Augenwinkeln heraus nahm Toralf kurz Dennis wahr, der verstohlen gestikulierte und im Gewühl der Menschen untertauchte. Wie es aussah, war er ihn endlich losgeworden.
    «Wo ist denn dein Anhang?», erkundigte sich Dieter, immer noch reichlich verwundert.
    «Das ist nicht mein Anhang. Aber ich glaub, ich bin ihn jetzt endlich los.»
    «Besser ist das für dich. Dem hätte ich zu gern die Nase gebrochen. Glotzen die einem hier in Hamburg immer auf die Eier beim Pissen?» Dieters Frau blickte irritiert.
    Toralf lachte, zuckte die Achseln und schaute an dem bulligen Dieter herab. Er trug eine locker sitzende Jeans, und dennoch zeichnete sich im Schritt eine deutlich auszumachende Beule ab. Dennis hatte wohl recht gehabt. Verdammt, schoss es Toralf durch den Kopf, jetzt fang ich auch schon an und glotze anderen Kerlen auf den Schritt.
    Mit der Zeit verflog Dieters Aggressivität, und die familiäre Atmosphäre zog wieder ein. So standen sie eine Weile beieinander, sprachen über Baustellen, darüber, was man sich in Hamburg ansehen müsse, und Dieter warnte Toralf noch mal eindringlich vor dem schwulen Volk, das in der Großstadt ja offenbar an allen Ecken herumlungerte. Dann verabschiedeten sie sich.
    Toralf schlenderte noch ein wenig die Landungsbrücken entlang, sah den vielen Hafenfähren nach und machte es sich dann auf einer freien Bank bequem. Die Sonne schien warm. Endlich allein. Was für ein Tag!
    Plötzlich klingelte das Handy, ein unbekannter Anrufer ohne Nummer. Nanu? Toralf nahm das Gespräch an. Es meldete sich Willy Simson. «Hallo Toralf, störe ich?»
    «Nein, überhaupt nicht, sitze in Hamburg allein an den Landungsbrücken und schaue auf die Elbe.»
    Ein Schiffshorn übertönte das Gespräch.
    «Wieso denn allein? Wolltest du nicht diesen … wie hieß er noch … Manfred besuchen?»
    «Manfred arbeitet bis zwei Uhr.»
    «Pass auf, ich hab eigentlich nur eine kurze Frage.»
    «Schieß los!»
    «Du erinnerst dich an die kleine Truppe vor der Kaufhalle? Die du so begnadet zur Räson gebracht hast?»
    «Aber sicher doch.»
    «Tja, mein Guter, du hast Eindruck hinterlassen!»
    «Ich versteh nur Bahnhof.»
    «Heute hat mich der Anführer der drei angesprochen. Habe erst einen richtigen Schreck gekriegt …»
    Toralf lachte.
    «Na, jedenfalls würde er gern mit dir sprechen. Und nun halt dich fest: Er möchte auch Dachdecker werden. Ob du ihm da helfen kannst.»
    «Na, wer hätte das gedacht!»
    «Ich habe ja gesagt, dass du den richtigen Ton getroffen hast. Darf ich ihm deine Telefonnummer geben?»
    «Dann gib ihm aber meine Handynummer. Und ob ich da wirklich was bewegen kann, weiß ich nicht.»
    «Macht nichts, sprich mit dem Jungen. Er will was aus sich machen, und das ist doch
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