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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm
Autoren: Patricia Cornwell
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mit Sicherheit ein Problem. Nachdem jetzt Gault mit im Spiel ist, kann vieles auch nicht offen ausgesprochen werden.«
    »Also muß Lucy sich von allen anstarren lassen, weil sie nicht klarstellen darf, was tatsächlich passiert ist«, sagte ich.
    »Das stimmt.«
    »Es wird folglich eine Reihe von Leuten geben, die ihr nicht trauen und die sie nicht in Quantico haben wollen.«
    »Die könnte es geben.«
    »Keine schönen Aussichten.«
    Er sah mich geduldig an. »Sie können sie nicht ewig beschützen, Kay. Lassen Sie sie sich ihre Schrammen und Kratzer holen. Auf lange Sicht ist das besser für sie. Sehen Sie nur zu, daß sie auf dem richtigen Weg bleibt.« Er lächelte.
    »Ich werde mein Bestes tun«, sagte ich. »Da ist schließlich auch noch das Verfahren wegen Alkohols am Steuer, das ihr bevorsteht.«
    »Es war immerhin ein Unfall mit Fahrerflucht, und sie war das Opfer. Vielleicht war es sogar ein Mordversuch. Ich meine, das wirft in den Augen eines Richters ein anderes Licht auf den Hergang. Ich würde auch vorschlagen, daß sie freiwillig einen sozialen Dienst übernimmt.«
    »Haben Sie da schon etwas im Hinterkopf?« Ich wußte, daß das der Fall war, denn sonst hätte er es nicht erwähnt.
    »Ja, das habe ich. Glauben Sie, sie möchte in die ERF zurück? Wir wissen nämlich nicht, wie weit Gault bei CAIN vorgedrungen ist, und ich würde dem Direktor gern vorschlagen, daß das Bureau Lucy auf Gaults Spur setzt. Sie soll herausbekommen, wie groß der angerichtete Schaden ist und was gerettet werden kann.«
    »Eines weiß ich, Frank: Sie wäre begeistert«, sagte ich, erfüllt von Dankbarkeit.
    »Ich kann mir niemand Besseren für diesen Job vorstellen als Lucy«, fuhr er fort. »Und sie bekommt damit die Chance einer Wiedergutmachung. Sie hat nicht wissentlich etwas Falsches getan, aber sie hat jemanden falsch beurteilt.«
    »Das werde ich ihr sagen.«
    Von seinem Büro fuhr ich ins Willard und nahm mir ein Zimmer. Ich war zu müde, um noch nach Richmond zurückzukehren, und am liebsten wäre ich sowieso nach Newport geflogen. Ich wollte Lucy sehen, und wenn auch nur für eine oder zwei Stunden. Ich wollte, daß sie wußte, was Senator Lord für sie getan hatte und daß ihr Name reingewaschen würde.
    Alles würde gut werden. Ich wußte es. Ich wollte ihr sagen, wie sehr ich sie liebte. Ich wollte sehen, ob ich die Worte fand, die mir so schwerfielen. Liebe war etwas, das ich gern für mich behielt, denn ich fürchtete, dieses Gefühl könnte mich verlassen, sobald ich darüber sprach, so wie viele Menschen mich in meinem Leben verlassen hatten. Und gerade aus dieser Angst heraus hatte ich oft genau das heraufbeschworen, was ich am meisten fürchtete. Im Hotelzimmer angelangt, rief ich als erstes bei Dorothy an, doch sie meldete sich nicht. Ich probierte es bei meiner Mutter.
    »Wo bist du denn diesmal?« fragte sie. Ich hörte Wasser laufen.
    »Ich bin in Washington«, sagte ich. »Wo ist Dorothy?«
    »Sie ist zufällig hier und hilft mir das Abendessen vorbereiten. Wir haben Hühnchen mit Zitronensauce und Salat du müßtest unseren Zitronenbaum sehen, Katie. Und die dicken Grapefruits. Gerade wasche ich den Salat. Solltest du, wie alle Jubeljahre, mal wieder bei deiner Mutter vorbeikommen, dann essen wir auch zusammen. Etwas ganz Normales. Wie in einer richtigen Familie.«
    »Ich hätte gern mit Dorothy gesprochen.«
    »Einen Moment.«
    Der Hörer stieß irgendwo an, dann war Dorothy am Apparat.
    »Wie heißt Lucys Therapeut in Edgehill?« fragte ich ohne Umschweife. »Ich nehme an, sie haben ihr inzwischen einen zugeteilt.«
    »Ist schon überholt. Lucy ist gar nicht mehr dort.«
    »Wie bitte?« rief ich. »Was hast du gesagt?«
    »Das Programm dort hat ihr nicht gefallen, und sie hat mir gesagt, sie wolle gehen. Ich konnte sie nicht zwingen. Sie ist eine erwachsene Frau. Und sie hatte sich ja auch noch zu nichts verpflichtet.«
    »Und?« Ich war schockiert. »Ist sie bei euch? Ist sie in Miami?«
    »Nein«, sagte meine Schwester ganz ruhig. »Sie wollte eine Weile in Newport bleiben. Nach Richmond zurückzukehren sei im Augenblick zu unsicher, sagte sie - oder so einen ähnlichen Unsinn. Und hierherkommen wollte sie auch nicht.«
    »Da sitzt sie also allein in Newport mit so einer verfluchten Kopfverletzung und ihrem Alkoholproblem, und du unternimmst gar nichts?«
    »Kay, du übertreibst mal wieder.«
    »Wo wohnt sie?«
    »Ich habe keine Ahnung. Sie sagte, sie wolle eine Zeitlang nur
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