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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm
Autoren: Patricia Cornwell
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herumgammeln.«
    »Dorothy!«
    »Darf ich dich daran erinnern, daß sie meine Tochter ist und nicht deine?«
    »Das wird stets die größte Tragödie in ihrem Leben bleiben.«
    »Wann hältst du endlich mal deine beschissene Nase da raus?« schnappte sie.
    »Dorothy!« hörte ich meine Mutter im Hintergrund rufen. »Ich will solche Ausdrücke nicht hören!«
    Meine Wut wich plötzlich eiskalter Beherrschtheit. »Ich sage dir eines, Dorothy: Wenn ihr irgend etwas zugestoßen ist, mache ich dich dafür verantwortlich, dich allein. Du bist nicht nur eine schreckliche Mutter, du bist ein furchtbarer Mensch. Ich bin wirklich traurig, daß du meine Schwester bist.«
    Ich hängte ein, griff nach dem Telefonbuch und rief die in Frage kommenden Fluggesellschaften an. Es gab eine Maschine nach Providence, die ich noch erreichen konnte, wenn ich mich beeilte. Die Leute starrten mir hinterher, als ich die elegante Lobby des Willard fast im Laufschritt durchquerte. Der Türsteher besorgte mir ein Taxi, und ich versprach dem Fahrer den doppelten Fahrpreis, wenn er mich schnell zum National Airport brächte. Er fuhr wie der Teufel. Als ich am Terminal ankam, wurde mein Flug gerade aufgerufen. Erst im Flugzeug wurde mir bewußt, was passiert war. Mit den Tränen kämpfend, trank ich einen heißen Tee und schloß die Augen.
    Die Fahrt von Providence nach Newport dauere über eine Stunde, sagte der Fahrer, weil es schneie. Durch die nassen Scheiben sah ich auf nackte, dunkle Granitmauern auf beiden Seiten der Straße, in den Abflußlöchern der Mauern gefror das Wasser zu Eis. Vom Boden des Wagens zog es feucht und scheußlich kalt herauf. Wie zarte weiße Insekten wirbelten große Schneeflocken gegen die Windschutzscheibe, ein so wildes Treiben, daß einem vom Zuschauen fast schwindelig wurde.
    »Können Sie mir wohl ein Hotel in Newport empfehlen?« fragte ich den Fahrer, der nach seinem Akzent zu urteilen in Rhode Island geboren war.
    »Am besten ist das Marriott. Es liegt direkt am Wasser. Alle Läden und Restaurants sind von dort zu Fuß erreichbar. Auf Goat Island gibt es auch noch ein Doubletree.«
    »Versuchen wir es im Marriott.«
    »Ja. Ma'am. Das Marriott ist schon richtig.«
    »Sagen Sie, wenn Sie als junge Frau in Newport einen Job suchten, wohin würden Sie dann gehen? Meine einundzwanzigjährige Nichte möchte einige Zeit hier verbringen.« Eigentlich war es ja dumm, einem völlig Fremden solch eine Frage zu stellen. Aber ich wußte nicht, was ich sonst tun sollte.
    »Erstens würde ich nicht gerade diese Jahreszeit wählen. Da ist in Newport tote Hose.«
    »Aber wenn sie sich nun für diese Jahreszeit entschiede? Angenommen, sie muß da gerade nicht zur Schule.«
    »Hmm.« Er dachte nach, und meine Augen folgten eine Weile der rhythmischen Bewegung der Wischer auf der Windschutzscheibe.
    »Vielleicht in einem Restaurant?« schlug ich vor. »Ja, sicher. Viele junge Leute arbeiten in den Restaurants. In denen am Wasser. Man verdient dort gut, weil Newport in der Hauptsache vom Tourismus lebt. Lassen Sie sich von niemandem erzählen, daß die Fischerei hier noch ein großes Geschäft ist. Heutzutage kommt ein Boot, das gut und gerne dreißigtausend Pfund fassen könnte, mit dreitausend Pfund Fisch in den Hafen zurück. Und das war dann schon ein guter Fang.«
    So redete er weiter, und ich dachte an Lucy und wohin sie wohl gegangen sein mochte. Ich versuchte, mich in sie hineinzuversetzen, ihre Gedanken zu lesen, mit meinen in die ihren einzudringen. Alles mögliche konnte passiert sein, und wenn ich mir vorstellte, was ihr widerfahren sein mochte, kamen mir wieder die Tränen. Noch eine Tragödie konnte ich nicht verkraften. Nicht Lucy. Das wäre der schlimmste Verlust. Ein zu großer.
    »Wie lange sind die denn abends meistens geöffnet?« fragte ich.
    »Wer?«
    Er hatte gerade etwas von Butterfischen gesagt, die zu Katzenfutter verarbeitet würden.
    »Die Restaurants«, sagte ich. »Sind sie jetzt noch geöffnet?«
    »Nein, Ma'am. Die meisten nicht mehr. Es ist fast ein Uhr nachts. Wenn Sie Ihrer Nichte bei der Jobsuche helfen wollen, ziehen Sie am besten morgens los. Die meisten öffnen um elf, einige früher, wenn sie Frühstück anbieten.«
    Der Taxifahrer hatte natürlich recht. Ich konnte jetzt nichts weiter tun, als ins Bett zu gehen und zu versuchen, etwas zu schlafen. Mein Zimmer im Marriott bot einen Blick über den Hafen. Das Wasser war eine einzige schwarze Fläche. Draußen vor dem unsichtbaren Horizont
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