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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist
Autoren: Laurie Hugh
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aussuchen. Er hat von uns nichts zu befürchten. Ein Haufen durchgeknallter Terroristen, die mit automatischen Gewehren durch die Gegend ballern. Zu blöd, ein Scheunentor zu treffen.
    Der Graduierte dagegen kann mit einem Knopfdruck ein ganzes Zimmer aus einem Haus stanzen.
    Nur eine Chance.
    Diese verdammte Sonne. Lodert mich an, brennt das Bild im Visier durch.
    Der Himmel ist so strahlend hell, daß mir Tränen in die Augen schießen, aber ich zwinkere nicht einmal.
    Leg sie hin, sagt Benjamin. Schreit es mir ins Ohr, aus tausend Kilometer Entfernung. Leg sie hin.
    Herrgott, ist der schnell. Er saust um die Dächer, nicht mal mehr einen Kilometer weg.
    Du gottverfluchtes Arschloch.
    Kalt und hart am Hals. Irgendwer will mich tatsächlich hindern. Drückt mir einen Lauf in den Hals.
    Ich knall’ dich ab, kreischt Benjamin.
    Entfernen Sie die Sicherungskappe, und legen Sie den Stift um. Ihre Javelin ist jetzt scharf, meine Herren.
    Lampenfieber.
    Leg sie hin.
     
    Das Dach explodierte. Löste sich einfach auf. Sekundenbruchteile später war das MG-Feuer zu hören. Ein unglaublicher, betäubender, den ganzen Körper durchschüttelnder Krach. Steinsplitter spritzten hoch und weg, jeder einzelne genauso tödlich wie die Kugeln, die ihn verursachten. Staub, Gewalt und Zerstörung. Ich duckte mich, drehte mich weg, und die Tränen liefen mir übers Gesicht, nachdem die Sonne mich wieder freiließ.
    Das war sein erster Ausfall gewesen. Mit ungeheurer Geschwindigkeit. Schneller als alles, was ich je gesehen hatte, der reine Kämpfer. Und sein Wendemanöver war phantastisch. Er absolvierte einfach eine Haarnadel und kam zurück. Voll aufdrehen, wenden, voll aufdrehen. Nichts dazwischen.
    Ich roch seine Abgase.
    Ich hob die Javelin wieder und sah zehn Meter weiter Benjamins Kopf und Schultern. Weiß der Geier, wo sein Rest abgeblieben war.
    Francisco schrie wieder auf mich ein, aber diesmal auf Spanisch, und ich werde nie erfahren, was er von mir wollte.
    Da kommt er. Vierhundert Meter.
    Und diesmal kann ich ihn erkennen.
     
    Die Sonne steht hinter mir, steigt, kommt auf Touren, bescheint mit voller Kraft das kleine schwarze Haßpaket, das auf mich zukommt.
    Fadenkreuz. Schwarzer Punkt.
    Fliegt direkten Kurs. Kein Ausweichmanöver. Warum auch? Ein Haufen durchgeknallter Terroristen. Nichts zu befürchten.
    Ich kann das Gesicht des Piloten erkennen. Nicht im Visier, im Kopf. Beim ersten Ausfall hat es sich mir eingeprägt.
    Auf geht’s.
    Ich drücke ab, zünde die thermische Batterie und stemme die Füße ins Dach, als mich die erste Antriebsstufe mit der vollen Wucht des Raketenabschusses an die Brüstung zurückstößt.
    Newton, denke ich.
    Wieder im Anflug. Schnell wie eh und je, aber diesmal kann ich dich sehen.
    Ich kann dich erkennen, du gottverfluchtes Arschloch.
    Die zweite Antriebsstufe zündet, und die Javelin schießt gierig und scharf davon. Zeig dem Hund das Kaninchen.
    Ich muß bloß festhalten. Muß ihn im Fadenkreuz behalten.
    Die Kamera der Zieleinheit verfolgt die Lohe am Raketenschwanz und vergleicht sie mit den Daten aus der Zielvorrichtung – bei jeder Abweichung wird ein Kurskorrektursignal an die Rakete gefunkt.
    Ich muß ihn nur im Fadenkreuz behalten.
    Zwei Sekunden.
    Eine Sekunde.
     
    Latifas Wange war von herumspritzendem Mauerwerk getroffen worden und blutete heftig.
    Wir saßen in Beamons Büro. Ich versuchte die Blutung mit einem Handtuch zu stillen, und Beamon hielt uns mit Hugos Steyr in Schach.
    Auch andere Geiseln hatten Waffen ergattert, sich im Raum verteilt und spähten nervös aus den Fenstern. Ich betrachtete ihre angespannten Gesichter und merkte plötzlich, wie erschöpft ich war. Und hungrig. Ich hatte einen Bärenhunger.
    Im Korridor wurde es laut. Schritte. Arabische, französische und dann auch englische Rufe.
    »Könnten Sie das wohl lauter stellen?«, fragte ich Beamon.
    Er sah über die Schulter zum Fernsehapparat, auf dessen Bildschirm eine Blondine die Lippen bewegte. Darunter wurde eingeblendet: Connie Fairfax – Casablanca. Sie las etwas ab.
    Beamon trat vor und drehte die Lautstärke auf.
    Connie hatte eine einnehmende Stimme.
    Latifa hatte ein einnehmendes Gesicht. Die Blutung ließ allmählich nach.
    »… wurde CNN vor drei Stunden von einer jungen Frau mit arabischem Erscheinungsbild übermittelt«, sagte Connie, dann wurde zu einem kleinen, schwarzen Helikopter geschnitten, der offensichtlich in ernsthafte Schwierigkeiten geriet. Connie las aus dem Off weiter
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