Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
schlichten Craftsman-Stil erbaut, mit Natursteinmauern und einer Verschalung aus Zedernholz. Tim hatte die Maurerbrigade geleitet.

    Der Weg zur Haustür war mit unregelmäßigen Steinplatten gepflastert, die von einer doppelten Reihe aus kleinen Kopfsteinen flankiert wurden. Diese Kombination fand Tim unvorteilhaft, aber er hatte sie dennoch mit Sorgfalt und Präzision verlegt.
    Die Erbauer von drei Millionen Dollar teuren Häusern fragten Maurer nur selten um Rat, wenn es um Stilfragen ging. Architekten taten das ohnehin nie.
    Nachdem Tim einmal die Klingel gedrückt hatte, stand er da und lauschte dem leisen Rauschen der Palmen.
    Die seewärts ziehende Luft war weniger eine Brise als eine Vorahnung davon. Die milde Mainacht atmete so schwach wie ein in Narkose liegender Patient, der auf den Chirurg wartete.
    Das Verandalicht ging an, die Tür flog auf und Max Jabowski sagte: »Timothy, alter Junge! Was für eine Überraschung! «
    Max war nicht nur der Besitzer eines noblen Hauses, er hatte auch menschlich eine Menge zu bieten.
    »Bitte, kommen Sie doch rein!«
    »Ich will nicht stören«, sagte Tim.
    »Unsinn. Wie könnten Sie in einem Haus stören, das Sie selbst gebaut haben?«
    Tim sah sich an der Schulter gepackt und so von der Veranda in den Flur gezogen, dass kein Widerstand möglich war.
    »Ich muss Sie nur ganz kurz in Anspruch nehmen, Sir«, sagte er.
    »Darf ich Ihnen ein Bier anbieten? Oder irgendetwas anderes? «
    »Nein danke, ich hab keinen Durst. Es geht um jemanden aus der Nachbarschaft.«
    »Die kenne ich alle, in diesem Häuserblock und im nächsten. Schließlich bin ich im Vorstand der Nachbarschaftswache. «

    Das hatte Tim erwartet.
    »Kaffee? Ich hab eine von diesen Maschinen, die jede Tasse einzeln aufbrühen, egal, ob Cappuccino oder einen ganz normalen Schwarzen.«
    »Danke, wirklich nicht. Sehr freundlich, Sir. Es handelt sich um eine Frau. Sie wohnt in Nummer vierzehnhundertfünfundzwanzig, in dem Bungalow zwischen den Eukalyptusbäumen. «
    »Linda Paquette. Ich wusste gar nicht, dass Sie bauen will. Eine sehr zuverlässige Person. Ich glaube, Sie werden gern bei ihr arbeiten.«
    »Kennen Sie ihren Mann, wissen Sie, was er beruflich tut?«
    »Sie ist nicht verheiratet. Sie wohnt alleine dort.«
    »Also ist sie geschieden?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Will sie das Haus abreißen oder nur renovieren lassen?«
    »Darum geht es nicht«, sagte Tim. »Es ist eine persönliche Angelegenheit. Ich wollte Sie bitten, ihr ein wenig von mir zu erzählen, damit sie weiß, dass man mir trauen kann.«
    Max hob die buschigen Augenbrauen. Seine dicken Lippen verzogen sich zu einem entzückten Lächeln. »Also, ich hab ja schon eine Menge gemacht, aber verkuppelt hab ich noch nie jemanden.«
    Obwohl er diese Reaktion auf sein Anliegen hätte vorhersehen können, war Tim überrascht. Er hatte schon lange keine Freundin mehr gehabt. Irgendwie nahm er an, er habe jenes verräterische Glitzern in den Augen verloren und die Produktion der feinen Duftstoffe eingestellt, die fälschlicherweise darauf hätten schließen lassen, dass er noch auf der Suche war.
    »Nein, nein. Darum geht es auch nicht.«
    »Sie sieht gut aus«, sagte Max.
    »Ehrlich, das ist es nicht. Ich kenne sie gar nicht, und sie kennt mich auch nicht, aber wir haben einen … gemeinsamen
Bekannten. Was den angeht, habe ich schlechte Nachrichten. Ich glaube, sie würde gern darüber Bescheid wissen. «
    Das amüsierte Lächeln reduzierte sich nur minimal. Offenbar wollte Max die Vorstellung, Amor zu spielen, nur ungern aufgeben.
    Jeder hat einfach zu viele Filme gesehen, dachte Tim. Deshalb glaubten alle, auf jeden gutherzigen Zeitgenossen würde hinter der nächsten Ecke eine romantische Beziehung warten. Außerdem glaubten sie deshalb noch eine Menge anderer unwahrscheinlicher Dinge, von denen manche gefährlich waren.
    »Es ist eine traurige Angelegenheit«, sagte Tim. »Ziemlich deprimierend.«
    »Sie meinen den gemeinsamen Bekannten.«
    »Ja. Es geht ihm nicht gut.«
    Das konnte man nicht als Lüge bezeichnen. Physisch krank war der Fallschirmspringer wohl nicht, aber sein geistiger Zustand war suspekt, und seine moralische Gesundheit kränkelte zweifellos.
    Offenbar interpretierte Max Jabowski Tims Worte dahingehend, dass der Betreffende im Sterben lag. Sein Mund zog sich zu einem grimmigen Strich zusammen, und er nickte.
    Tim erwartete, nach dem Namen des gemeinsamen Bekannten gefragt zu werden. Dann hätte er sagen müssen, den wolle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher