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Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Titel: Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
Autoren: Stephan R. Bellem
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alle anderen bereits aufgebrochen waren. Dass die übrigen Häuptlinge lieber bis spät in die Nacht durch das Land zogen und dann irgendwo in der Wildnis mit ihrem Gefolge kampierten, anstelle seine Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen, wertete er als ein weiteres Indiz dafür, dass seine Einschätzung korrekt war. Sie trauten einander nicht, und ein jeder fürchtete sich vor einem nächtlichen Messer im Rücken.
    Erarden trat zu ihm heran und räusperte sich.
    »Sprich, alter Freund«, begrüßte Balburan ihn und ließ jede Förmlichkeit außen vor.
    »Gerade kam Nachricht von Rekial Delve. Es gab Übergriffe von Barbaren an den Grenzen seines Stammesgebietes.«
    Balburans Stirn legte sich in tiefe Sorgenfalten. »Heuere ein paar Schwerter an, die der Sache auf den Grund gehen, Erarden.«
    Die Barbaren waren ein Volk aus Wilden. Auf den ersten Blick erschienen sie menschlich, wenn auch jeder von ihnen einen gewöhnlichen Mann um einen Kopf überragte. Sie lebten als Nomaden, zogen durch die nördlichen Steppen und Eiswüsten und jagten wilde Tiere. Balburan fragte sich häufig, warum Barbaren und Orks eine ähnliche Lebensweise pflegten, doch er fand keine Antwort darauf. Was ihn viel mehr interessierte, war, dass man den Barbaren nachsagte, sie würden mit bloßen Händen gegen Bären kämpfen, wenn sie das Mannesalter erreichten.
    Und der Gedanke an eine Horde dieser Wilden, die in sein Stammesgebiet einfiel, war alles andere als beruhigend.
    *
    »Was haltet Ihr von der heutigen Versammlung?«, fragte Barsjk den Magier, als am Abend Ruhe in ihrem Lager eingekehrt war. Gordan hatte sich den Berenthi ohne erkennbaren Grund angeschlossen. Er hatte lediglich offenbart, dass er noch eine andere Aufgabe nördlich des Flusses Berentir erledigen müsse. Barsjk hatte ihm daraufhin die Gesellschaft und den Schutz seines Trosses angeboten, wohl wissend, dass der mächtige Gordan nichts davon benötigte.
    Der Alte hatte das Angebot dankend angenommen; aus reiner Höflichkeit heraus, wie Barsjk vermutete.
    »Ist meine Meinung denn wichtig?«, fragte der Magier rätselhaft. »Was hält Barsjk von den Berenthi denn davon? Diese Frage solltet Ihr stellen – und zwar Euch selbst.«
    Barsjk schürzte die Lippen und dachte einen kurzen Moment über seine Antwort nach. »Ich halte diese Versammlungen, so fruchtlos sie bisher auch gewesen sein mögen, für äußerst wichtig. Sie sind der einzige Weg für die Stämme des Nordens.«
    »Da irrt Ihr«, widersprach Gordan ruhig. Barsjk betrachtete den Magier mit unverhohlenem Misstrauen, doch der hob nur beschwichtigend die Hände und ein entwaffnendes Lächeln huschte ihm über die für sein Alter erstaunlich straffen Gesichtszüge. »Ich rede von einem Alleinherrscher, der die übrigen Stämme gewaltsam unterwirft.«
    »Wer sollte das sein?«, fragte Barsjk ungläubig. »Keiner von uns bringt genug Krieger auf, um einen Kampf mit allen übrigen Stämmen zu führen. Selbst Iphelia Telphar nicht, obwohl man ihr nachsagt, einen solchen Schlag bereits vorzubereiten.«
    »Iphelia ist eine Närrin«, entgegnete Gordan. »Zwar äußerst verschlagen, aber eine Närrin. Sie würde niemals den Mut für diesen Schritt aufbringen. Ich verdächtige auch niemanden, es ist nur eine weitere Möglichkeit.«
    »Eine Möglichkeit«, wiederholte Barsjk. »Keine, die mir gefiele.«
    »Sollten die Orks zu einer Einheit gelangen …« Gordan ließ seinen Satz unvollendet in der Luft schweben, doch Barsjk wusste, was er sagen wollte. Die Orks hingen wie ein Richtschwert über den Stämmen der Menschen. Sie waren zahlreicher, und das Einzige, was sie von einer Herrschaft im Norden trennte, war ihre noch stärkere Aufsplitterung sowie erbitterte Rangkämpfe untereinander.
    Barsjk wischte auch diesen Gedanken mit einer Handbewegung beiseite. »Es ist mühselig, sich über Dinge den Kopf zu zerbrechen, die man nicht beeinflussen kann«, sagte er müde.
    »Wohl wahr«, pflichtete Gordan bei. »Jedoch sollte man die Zeit nutzen, um sich auf jede nur erdenkbare Katastrophe vorzubereiten.«
    Barsjk hob erstaunt die rechte Augenbraue. »Diese Worte scheinen beinahe schon doppelzüngig, wenn man Euch zuvor sprechen hörte.«
    Gordan lachte kurz auf, doch es war kein fröhliches Lachen, eher eines der Resignation. »Doppeldeutigkeiten sind ein nötiges Übel, stolzer Berenthi.« Er rückte verschwörerisch etwas näher an sein Gegenüber heran und senkte die Stimme. »Es ist wahr, ich hasse die Orks nicht. Und ich
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