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Blutspur

Blutspur

Titel: Blutspur
Autoren: Kim Jones
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über den verwüsteten Friedhof der Vampire. Die Flammen der Fackeln knisterten, der Wind heulte die Melodie des Todes und das Blut der vielen Gefallenen tränkte die Wurzeln der Bäume.
      „ Auch wenn es für dich eigenartig klingen mag. Du hast mich oft an mein Tochter erinnert. Sie war genau so wie du. Sie liebte Bücher und hatte auch viele Träume“, keuchte Darius.
      „ Wie hieß sie?“, fragte ich.
      „ Lucille.“ Seine Augen schweiften ab, dann fanden sie wieder meine. „Kannst du nun die Zeichen deuten?“
      Ich konnte es, und das sagte ich ihm auch. Er starb wenig später, aber nicht allein, so wie seine Familie. Wir alle waren bei ihm.
     
    Rafael hatte aus den umliegenden Städten, gleich nachdem die Angriffe anfingen, Verstärkung kommen lassen. Wir waren in der Überzahl und retteten vorerst die Stadt. Es war unmöglich, alle Menschen, die zu Dunklen mutiert waren, in Reine zu verwandeln. Manche waren bereits geflüchtet oder sogar tot. Weitaus schwieriger war es, die Regierung, die Armee und die Medien zu beeinflussen. In all den Kreisen waren aber Reine vertreten, die das Schlimmste abwenden konnten.
      Vergessenheitszauber wurden über die Beteiligten gelegt, ein paar Fernseh- und Radioübertragungen konnten sie aber nicht abwenden, dafür waren zu viele gierige Reporter wie die Fliegen herumgeschwirrt. Sie hofften wahrscheinlich auf den Pulitzer Preis. Komischerweise funktionierten ihre Kameras nicht mehr, und aufgenommenes Filmmaterial löste sich in Nichts auf.
      Es wurden Untersuchungen angestellt, die nicht viel brachten. Die Dunklen hatten sich aus Vampire City zurückgezogen, genau so wie wir. Die Bilder, die es ins Fernsehen geschafft hatten, waren verwackelt und man konnte durch die vielen Brände und die Zerstörungswut meist nur schreiende und wimmernde Menschen erkennen.
      Aus dem Ratsgebäude waren die wichtigsten Unterlagen entfernt worden, sodass es keinerlei Hinweis darauf gab, wer dort residiert hatte.
      Neue Unterkünfte und Identitäten waren nötig, aber das waren Dinge, die sich schnell beheben und austauschen ließen.
      Meine Welt war aus den Fugen geraten, und doch setzte sie sich mehr denn je zusammen. Ich wusste nun, wohin ich gehörte und Darius hatte Recht behalten, denn ich hatte meine wahre Bestimmung gefunden.
      Julian und Max waren gefallen, auch wenn ich die beiden nicht gekannt hatte, war ich ihnen dankbar, dass sie für uns, und insbesondere auch für mich so beharrlich gekämpft hatten. Whistler hatte sie nicht retten können.
      Auch einige Krieger der Sturmtruppen hatte es erwischt, und so hatten wir einige Dutzend Tote zu beklagen, die wir beerdigen mussten. Die toten Körper der Reinen, die in der Stadt zu Tode gekommen waren, wurden, so schnell es ging, abtransportiert. Sicher war nicht alles glatt gegangen, dafür war die Zeit zu knapp, und so verschwanden wir lieber, bevor man unangenehme Fragen stellen konnte.
      Brandon hatte mir von einer Theodora berichtet, einer Wahrsagerin, die ihm geraten hatte, mich nicht von den Dunklen zu befreien. Sie hatte wohl gesehen, dass ich mich durch das Serum in eine von ihnen verwandeln würde. Doch zu diesem Zeitpunkt war es Brandon noch nicht eingefallen, dass er mich beißen musste, um es umzukehren. Das Schicksal ist noch nicht geschrieben, das war tröstlich; so konnten wir unsere Entscheidungen selbst fällen und unser Leben immer noch beeinflussen. Theodora hatte Recht behalten.
      Brandon war mehr als beeindruckt, dass ich meine Gegner entwaffnen konnte. Noch vor ein paar Tagen hatte er darüber Scherze gemacht. Ich liebte ihn und mir war es egal, ob er früher mein Bodyguard oder Spanner, wie ich ihn bezeichnet hatte, gewesen war. Ich wollte ihn an meiner Seite, auch wenn es ihm nicht zustand. Meine Mutter durfte zu ihrer damaligen Zeit auch nur meinen Vater ehelichen, weil die Vampire an die Prophezeiung glaubten. Ansonsten hätten sie ihn sicher schon lange zum Teufel gejagt.
     
    Wir hatten noch in den frühen Morgenstunden damit begonnen, die Ruhestätte, soweit es möglich war, aufzuräumen und wieder den alten Glanz zu verleihen, doch manche Grabsteine waren zerstört und mussten erneuert werden. Es war mehr als hilfreich, dass die Menschen keinen Zugang hatten und nicht einmal ahnten, dass hinter dem kleinen Wäldchen, neben dem strömenden Fluss, eine Grabstätte für Blutsauger lag. So konnten wir in Ruhe trauern, die Nacht Revue passieren lassen und neue Pläne schmieden.
     
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