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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen
Autoren: Norbert Horst
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Plastiktüte getan, die passte oben nicht durch den Schlitz, da musste ich das aufmachen.«
    »Hm. Und da haben Sie die Leiche gesehen.«
    »Ja«, mit Nachdruck. »Ich hatte mich fast schon umgedreht, dann ist mir das erst aufgefallen, dass das ein Gesicht ist.« Er schüttelt den Kopf, sieht ins Leere.
    »Warum haben Sie hier gehalten, ich meine auf diesem Parkplatz?«
    »Weil es grad passte.« Wirklich kein Akzent. »Wir hatten uns an der Bude vor’n paar Kilometern was geholt, aber da kann man schlecht parken. Da sind wir einfach weitergefahren bis zum nächsten Parkplatz, das war dieser hier.«
    »Gut, Herr Öztürk, erst mal reicht mir das. Wir müssen Ihre Aussage natürlich kurz aufnehmen. Haben Sie noch einen Augenblick Zeit? Meine Kollegen sind schon unterwegs?«
    »Wie lange dauert das denn? Wir sind auf dem Weg zur Baustelle, die warten auf uns, und wir sind eh schon spät dran.« Er zieht die Schultern hoch.
    »Die müssten in ein paar Minuten da sein. Wo ist denn die Baustelle?«
    »Das neue Zementwerk, so zwanzig Kilometer weiter.«
    »Da müssen Sie heute arbeiten, bei dem Regen? Gab es früher nicht mal so was wie Schlechtwetter?«
    »Nicht bei Terminarbeiten.« Müdes Lachen.
    Bei der Kälte auf den Bau. Doch keine Alternative.
    »Sonst alles okay?«
    Er wiegelt ab, ja, ja, alles klar. Ach, ja.
    »Macht’s Ihnen was aus, die Kippe aufzuheben? Ich weiß noch nicht, in welchem Umkreis wir die Spuren sichern, aber zur Vorsicht?« Er hebt sie auf, schlanke Hände, steigt wieder ein, der Diesel nagelt beim Anlassen.
    Beckmann und Binz haben die oberste Schicht Müll eingetütet, kleben die Leiche ab. Der blaue Passat rollt auf den Parkplatz, Ulla, Ernst auf dem Beifahrersitz. Dahinter Edda und Altenkamp im Vectra. Ulla steigt aus mit fragendem Blick.
    »Da drin?« Sie geht zum Container, stützt sich an Beckmanns Oberschenkel ab, schaut vorsichtig hinein. Kreisender Blick, leises Nicken. Sie kommt zurück. »Die Hände sind mit Kabelbinder gefesselt.«
    »Wie bei Kunz?«
    »Wie bei Kunz. Hat auch sonst Ähnlichkeit. Wer hat ihn gefunden?«
    »Er dahinten. Ich hab ihn kurz angehört, müsste sich bald einer drum kümmern, weil die auf dem Weg zur Baustelle sind.«
    Sie reckt den Hals, sieht zu den Türken. »Machst du das?« Ernst geht wortlos.
    »Übrigens, Konni. Ernst kam überraschend früher zurück. Er hat schon den Tatort im Industriegebiet gemacht. Er kann auch diesen machen, wenn’s dir noch hilft.«
    Na, klasse. »Vergiss es. Jetzt bin ich hier. Schon alles anders eingestielt.«
    Sie klopft ihm mitleidig auf die Schulter.
    Die Autos auf der Bundesstraße bremsen ab, die Fahrer verdrehen die Hälse, schauen rüber.
    »Was glaubst du, wie lange liegt er schon?« Ulla zieht die Schultern hoch, friert.
    »Nach der Leichenstarre und der Totenflecke mindestens seit heute Nacht.« Beckmann reicht Binz einen Klebestreifen. »Könnte aber auch vorher woanders gelegen haben, irgendwo draußen oder in’nem Kofferraum, und ist erst vor kurzem hierher gebracht worden.«
    Ulla schüttelt den Kopf, denkt nach. »Eher unwahrscheinlich. Ich glaube, den haben sie bei Dunkelheit da reingelegt. Am Tag traut sich das keiner.«
    »Lag er so frei?«
    »Es lag schon einiges an Müll auf der Leiche, aber der kann auch hinterher drauf verteilt worden sein, künstlich, als Dekoration.« Beckmann von oben.
    »Wie ist er gestorben?«
    »Sieht so aus, als wäre er erdrosselt worden.«
    »So, das war die letzte Folie, wir könnten ihn jetzt rausnehmen.« Er steigt von der Leiter, sieht zur Straße, verzieht den Mund. »Wir sollten die Autos davor fahren. Presse ist zwar noch nicht da, aber es kommt doch das ein oder andere Auto vorbei. Muss ja nicht jeder sehen.« Binz geht zum Transit, fährt ihn davor. Altenkamp fragt die Kollegin im Streifenwagen. Sie steigt ein, setzt den Passat rückwärts an das Heck des Transit. Binz hat Schwierigkeiten beim Ausbreiten der Folie, sperriges Ding, an den nassen Auflageflächen scheint der Asphalt durch. Er geht ans Fußende, Beckmann auf der Leiter fasst in den Container.
    »Zugleich!«
    Sie heben ihn heraus wie ein Möbelstück, kurze, schleifende Schritte unter Belastung, scheint ganz schön schwer zu sein. Ob man den da allein reinkriegt? Ganz sachtes Ablegen, Schnaufen, Beckmann richtet sich auf, drückt sich mit der Rechten ins Kreuz.
    Binz tastet noch mal den Kiefer ab, zerrt sacht an den Armen, den Oberschenkeln.
    »Die Beine lassen sich ein bisschen bewegen, der Rest ist noch
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