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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen
Autoren: Norbert Horst
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wir pünktlich los.«
    »Na, dann mal viel Spaß!«
    »Hängt stark vom Ergebnis ab. Aber ich will pünktlich los und muss vorher noch ein bisschen Wegzehrung besorgen.«
    Sie grüßen, Heinz mit einem Schlürfen.
    »Zieht euch man warm an, bei dem Wetter.« Ulla ruft hinterher.
    Stimmt. Könnte kalt werden.
     
    Colorado. Zwei Tüten. Und Yoghurtgums, das müsste reichen.
    »Nein, Alexander, nein, das gibt es nicht. Oma wird gleich böse.« Alexander reckt sich aus dem Einkaufswagen, grabscht sich eine Tüte Lakritzschnecken. Oma legt sie zurück, Alexander nörgelt, stummelige Milchzähne. »Wenn du das immer machst, wird Oma ganz traurig, und wenn Oma immer traurig ist, wird sie krank.«
    Das ist ja nicht zum Aushalten.
    Alexander gnarzt, greift sich die nächste Tüte.
    »Alexander ist ein ganz böses Kind, Alexander macht Omi ganz traurig und böse. Und wenn Omi immer traurig ist, wird sie ganz krank und stirbt.«
    Wenn er Glück hat. Schnell weg.
    Am Getränkeregal Riesenauswahl. Mein Gott, was trinkt man denn mit zwölf. Cola? Muss nicht sein. Eistee. Eistee Pfirsich hört sich zumindest gesund an. Und ein Wasser.
    Das Handy.
    »Kirchenberg.«
    »Hier ist Helmut. Wo bist du gerade?«
    »Ich bin im Supermarkt, wollte gleich zum Fußball fahren, hatte ich dir doch gestern gesagt.«
    »Ja, ich weiß. Ganz großer Notfall, Konni, wir haben einen Toten, wieder im Müll. Die MK-Bereitschaft ist zum Asylantenheim, da gab es eine Messerstecherei mit einem Toten, Ullas Leute sind alle unterwegs, und sonst habe ich nur noch Hansi. Aber der kann noch nicht so einen Tatort machen.«
    »Helmut, ich habe die Karten seit acht Wochen, das kann doch wohl nicht wahr sein. Das ist ein Geschenk für meinen Neffen. Was ist denn mit Klaus Glowatzki, frag doch mal bei den Zwölfern nach. Der kann das auch.«
    »Klaus war bis vorgestern drei Wochen in Ullas MK. Wenn ich Kurt anrufe und frage, ob Klaus uns einen Tatort macht, frisst der mich auf. Du siehst, ich habe mir schon meine Gedanken gemacht. Ich weiß, dass es blöd ist, aber es ist wirklich niemand anderes da.«
    »Mann, Mann, Mann, ich komme.« Das kann doch wohl nicht wahr sein. Hat man einmal was vor, einmal im halben Jahr. Verdammte Scheiße. Maurer hätte man werden sollen, das wär’n anständiger Beruf gewesen. Und Dominik, der wird völlig fertig sein. Der hat sich gefreut wie ein Schneekönig. Dann muss Gerda mit ihm dahinfahren, einmal kann die das machen. Wohin jetzt mit dem Zeug? Mitnehmen. Ein Toter im Müll, wahrscheinlich wieder am Ende der Welt. Wer weiß, wann es da wieder was gibt.
    An der Sieben-Teile-Kasse Oma mit Alexander. Das hat gerade noch gefehlt. Scheint ja ein Glückstag zu werden. Der Kleine fingert sich einen Lutscher.
    »Nein, Alexander, das darfst du nicht.« Oma legt das Ding zurück, Alex fängt an zu krähen, macht das Rumpelstilzchen.
    »Du musst jetzt aber mal lieb sein. Oma muss gleich auch weinen, wenn du so böse bist. Und wenn Oma immer weinen muss, wird sie ganz krank.« Alex gibt weiter Gas, Oma zahlt nebenbei. »Und wenn der Weihnachtsmann das hört, dann kommt der mit seiner ganz großen Rute und ist ganz böse und enttäuscht, und dann hat der gar keine Lust mehr, den Kindern was zu bringen. Dann sind alle Kinder traurig, nur weil Alexander so böse ist.« Sie schiebt den Wagen weiter, packt den Rest ein. Alex schreit.
    Dass so was frei rumlaufen darf. Die Kassiererin gibt das Wechselgeld. Bloß weg. Oder? Nein. Zurück.
    »Weißt du was, Alexander?« Der Kleine hört auf zu schreien, glotzt aus nächster Nähe. »Wenn du mal groß bist, dann verkleidest du dich als Weihnachtsmann, steckst Oma in einen Sack, machst den zu und wirfst sie in den See, okay?« Offener Mund, die Tränen glänzen auf seiner Wange, Oma braucht ein paar Sekunden.
    »Wer sind Sie..., also was reden Sie da, was machen Sie denn mit dem Kind?«
    »Ich hab ihm nur einen Tipp gegeben, Lebenshilfe.«
    »Unverschämtheit!« Sie kommt langsam in Fahrt, die Kassiererin grient. »Man sollte die Polizei holen.«
    »Wenn alle Kinder so erzogen würden, hätten wir wahrscheinlich nur noch Massenmörder.«
    »Dass man sich das bieten lassen muss, ich werde Sie anzeigen«, hinterhergerufen mit erhobenem Zeigefinger. An den anderen Kassen drehen sich einige um.
    Draußen Nieselregen.
    Ein Toter im Müll. Scheint ja Mode zu werden.

13 Uhr 03
    Die gelbe Rundumleuchte blinkt, das Rolltor gleitet zur Seite, eine der Rollen quietscht.
    Beckmann rollt vom Hof, auf dem
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