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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld
Autoren: Karina Cooper
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Sirup unter der auf sie einhämmernden Magie und dem feurigen Schutzschild des Missionstattoos. Ihr wurde schwarz vor Augen. Von den Rändern ihres Blickfelds her, daneben nur schmerzhaft stechendes Rot, bedrängte sie die Dunkelheit, mit der der Schmerz sie umfangen wollte.
    »Was zum Henker   …!«, spie sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und mühte sich, wieder hoch auf die Beine zu kommen. Ihre Knie zitterten, gaben fast unter dem Ansturm von Magie nach, die sich in ihren Schädel bohrte.
    »Teufel noch eins, sie hatte tatsächlich recht.« Die Stimme klang, als hätte der Mann, dem sie gehörte, Schneid; sie klang konzentriert. »Du bist ein härterer Brocken, als ich dachte.«
    Mühsam atmete Naomi durch, bleckte die Zähne in einem Grinsen und kam endlich hoch, stand. Sie holte zum Schlag aus.
    Den Fluch, den der Kerl auf den Lippen gehabt hatte, zerriss es förmlich in Stücke, als Naomis Faust auf seine Rippen traf. Aber als Fingerknöchel gegen Rippenknochen prallten, fluchte Naomi heftig genug, dass es für sie beide reichte. Unter dem Schlag krümmte sich ihr Angreifer zusammen. Naomi nutzte das, sprang vor, packte sein Handgelenk und schleuderte den Scheißkerlmit aller Kraft gegen die Wand hinter ihm. Den Unterarm gegen seine Kehle gedrückt, nagelte sie ihn dort fest. Vor Anstrengung keuchte sie.
    Der Aufprall war hart genug, um das Gemälde an der Wand von seinem Haken zu wuchten. In der Stille der Kampfpause, in der nur noch Keuchen zu hören war, krachte es zu Boden. Der Schmerz, der Naomi quälte, ließ nach.
    Ihr Angreifer, der Hexer, war ein alter Mann. Das bemerkte Naomi erst jetzt. Älter jedenfalls, als sie ihn zuerst geschätzt hatte. Er hatte schwielige Hände, Arbeiterhände, und harte Muskeln. Genau das hatte sie getäuscht. Die Finger, die sich verzweifelt in Naomis Oberarm krallten, zierten feine Narben, die davon zeugten, dass er es gewohnt war, mit den Händen zu arbeiten. Die Nägel waren kurz geschnitten. Das Haar des Mannes war grau meliert, der Haarschnitt militärisch kurz. Die Oberlippe zierte ein buschiger Bart. Die Narbe aber, die die Wange des Hexers verunstaltete, vermochte der Bart nicht zu verbergen. Knollennase und dichte graue Augenbrauen hätten ihn unter anderen Umständen harmlos wirken lassen.
    Aber das bösartige Glitzern in den dunkelblauen Augen verriet die Wahrheit über den Mann.
    Während ein Teil von Naomis Gehirn die Beschreibung des Mannes abspeicherte, war der andere damit beschäftigt, ihren viel zu schnellen Herzschlag zu beruhigen. Zu viel Adrenalin. Zu hohe Pulsfrequenz. Naomis Gesicht prickelte, als wäre es ein Nadelkissen.
    Nicht jetzt! Naomi kratzte alles an Konzentration zusammen, was sie fand. Zwischen zusammengebissenen Zähnen quetschte sie heraus: »Wer zum Teufel bist du?«
    »Leck mi…«, würgte er, als Naomi die Schultern anspannte und die Elle fester gegen seine Kehle presste.
    Die leicht zu brechenden Halswirbel knirschten und knackten bedrohlich. Der Hexer lief puterrot an. Naomi brachte ihr Gesichtnäher an seines heran. »Du hast dreißig Sekunden, bevor   … Verflucht!«
    Mit sehr viel mehr Kraft, als sie es erwartet hatte, packte der Hexer sie vorn am Pullover und versetzte ihr gleichzeitig einen derben Stoß gegen die Brust, fort von sich. Nähte dehnten sich, rissen. Rücklings stolperte Naomi über das Bein des Hexers, das er hinter ihres gehakt hatte. Wild ruderte sie mit den Armen. Doch schon einen Sekundenbruchteil später knallte sie mit dem Hintern hart auf den Boden.
    Sofort war der Hexer über ihr, holte aus und trat mit dem so gewonnenen Schwung zu. Sein schwerer Stiefel landete in Naomis Rippen. Und gleich noch einmal. Der Tritt schickte Naomi in einer Rolle über den Boden, während in ihrer Brust Schmerz aufflammte. Sie sah Sterne; ihr Blickfeld zerbarst in pulsierendes Rot und jede Menge Violett- und Lilatöne.
    Eine raue Hand schloss sich um ihren Nacken, packte sie brutal und schleuderte sie in Richtung Sitzlandschaft. Naomi flog, alle viere von sich gestreckt; der Aufprall jagte erneut Schmerz durch ihren ganzen Körper. Ihre Knie blieben an der Rückenlehne hängen, und Naomi überschlug sich. Hintern voran stürzte sie über die Lehne.
    Ihr Hinterkopf machte unliebsame Bekanntschaft mit der harten Kante des Beistelltischchens. Für ihre Synapsen war die Flut aus Schmerz und Magie einfach zu viel. Es flimmerte ihr vor Augen, Myriaden von Sternchen statt klarer Sicht.
    Heftig schüttelte Naomi den
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