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Blutrotes Wasser

Blutrotes Wasser

Titel: Blutrotes Wasser
Autoren: Jonas Torsten Krueger
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gleichzeitig.
    »Na ja.« Lena zögerte. »Ich glaube, er war unendlich traurig.«
    »Haben sie ihn … gefunden?«
    »Nein«, antwortete Lázlo. »Noch nicht. Sie suchen noch den Fluss ab.«
    Aber Imre Rutscheks Leiche wurde nie gefunden.
    14.20 Uhr, Loránd-Eötvös-Universität, V. Bezirk
    »Herr Professor?«
    »Ah, Herr Kommissar!« Radelodz wirbelte auf seinem Drehstuhl herum. »Es freut Sie bestimmt, dass wir die Daten bald ausgewertet haben. Jetzt endlich …«
    »Wir haben«, unterbrach ihn Frenyczek, »Ihre Konten geprüft, Herr Professor.«
    »Was … meinen Sie?«
    »Und ihre Telefonlisten gleich mit. Wer hat Ihnen denn so ein nettes Vermögen verschafft? Und warum haben Sie so oft mit einem gewissen Imre Rutschek telefoniert?«
    »Ich …« Radelodz stockte und schloss die Augen.
    »Tja, irgendwann kommt immer alles heraus, Herr Professor. Vorhin erst habe ich einen Kollegen einkassiert, der an meinem Handy rumgespielt hat. Geldgier zahlt sich eben nicht aus.«
    Radelodz putzte seine Brille. Ein letztes Mal in Freiheit.
    16.22 Uhr, Polizeipräsidium, Teve utca
    »Lázlo, du fällst ohnehin noch unter das Jugendschutzgesetz. Und angesichts deiner Aktion im Parlament …« Frenyczek stockte. Kaum vorzustellen, was passiert wäre, wenn alle sieben Bomben detoniert wären. Schon jetzt gab es drei Tote und über vierzig Verletzte zu beklagen. Und das war ein winziger Blutzoll. Der Kommissar riss sich zusammen. »Jedenfalls wird keine Anklage erhoben. Ähnlich sieht es bei deinen, hm, Freunden der Fekete Sereg aus.«
    »Das sind nicht meine Freunde«, sagte Lázlo leise.
    Der Kommissar nickte nur.
    »Ist dann endlich alles geklärt?«, fragte Emil Meinrad genervt. »Nichts gegen Ihre Stadt, aber ehrlich gesagt wollen wir alle so schnell wie möglich von hier verschwinden.«
    »Ja, ja.« Frenyczek konnte ihn gut verstehen. »Aber Lena wird sich bereithalten müssen. Wenn weitere …«
    »Wird sie. Können wir gehen?«
    Frenyczek nickte. »Danke, Lena«, sagte er leise. Kampftaucher von der Marine hatten noch gestern aus der Unterwasserhöhle die Kanister mit einem Gift gesichert, dessen Name er noch nicht einmal aussprechen konnte.
    »Du und Lázlo«, sagte der Hauptkommissar, »ihr seid wirklich sehr mutig.«
    18.22 Uhr, Westbahnhof
    »Sehen wir uns wieder, Lena?«, fragte er und es klang wie ein Krächzen.
    »Ehrlich gesagt«, antwortete sie, »brauche auch ich erst mal eine Budapest-Pause.«
    Lázlo senkte den Kopf.
    »Aber das hier«, sagte sie und drückte ihm ein Stück Papier in die Hand, »ist ein Zugticket nach Wien. Einlösbar nächste Woche. Vielleicht kommst du ja, mein Rucksack-Retter!«
    Dann beugte sie sich vor und küsste ihn.
    Hinter ihnen erklang ein spöttisches Klatschen. »Das nenne ich frisch verliebt«, krächzte Éva und warf mit Rosen nach ihnen. »Ich hoffe, du kommst trotzdem bald zurück, meine Kleine.«
    Lena lachte. »Werde ich bestimmt.«
    »Das ist gut«, grinste Éva. »Ich möchte meine beste Kundin wirklich nur ungern verlieren.«
    Die Lautsprecher plärrten, die Zugtüren schnauften. Letzte Umarmungen, allerletzte Küsse. Dann fuhr der Zug los.
    Lázlo winkte. Lange. Bis Éva sagte: »Das bringt jetzt nichts mehr, Jungchen.«
    Lázlo blickte sich um.
    »Erwartest du noch jemanden?«, fragte die Blumenfrau.
    »Ja. Ich hatte gehofft, sie schafft es. Aber bei dem Chaos im Parlament hat sie wirklich viel zu tun.«
    »Wer denn?«
    »Meine Mutter.«
    »Die ist Politikerin? Du hast aber ein Pech, Junge.«
    Dann hörte Lázlo nicht weiter zu, denn er entdeckte seine heranstürmende Mutter am Gleis, die sich suchend umschaute. Er rannte auf sie zu und umarmte sie. Drückte fest und noch fester. Drückte ein neues Leben.
Kleines Budapest-Abc
    Andrássy út:
eine der schönsten Straßen Budapests, eigentlich eine Allee, ein richtiger Großstadt-Boulevard. Schnurgerade und fast drei Kilometer lang zieht sich die Andrássy út von Pests Innenstadt bis zum Heldenplatz. Es macht wirklich viel Spaß, hier entlang zu flanieren, die alten, großbürgerlichen Häuser aus dem 19. Jahrhundert zu bewundern, in den Straßencafés Cappuccino zu trinken und die Menschen anzuschauen. Interessant ist neben der Oper und den bezaubernden Jugendstilfassaden vor allem das sogenannte »Haus des Terrors«, eine Museums-Gedenkstätte für die Opfer der Nazis im 2. Weltkrieg und der darauf folgenden kommunistischen Diktatur.
    Arschloch:
Ich kann ja nichts dafür, aber die Ungarn fluchen wirklich wie die
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