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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse
Autoren: Jeaniene Frost
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einem amüsierten Zucken im Mundwinkel wieder an. Seine dunklen Augen musterten mich abschätzend.
    »Schlechtes Timing, Süße. Ich kann erst später. Sei ein braves Täubchen, und schwirr ab, ich finde dich.«
    Mit einer wegwerfenden Handbewegung scheuchte er mich weg. Steif stand ich auf, verzog mich und konnte nur den Kopf schütteln darüber, wie die Situation sich entwickelt hatte. Wie sollte ich ihn jetzt umbringen?
    Benommen suchte ich die Damentoilette auf, um mein Aussehen zu überprüfen. Mein Haar war in Ordnung, trotz seines üblichen auffallend intensiven Rottons, und ich trug mein Glücksoberteil, das schon den beiden anderen Typen zum Verhängnis geworden war.
    Als Nächstes bleckte ich die Zähne. Keine Essensreste.
    Schließlich hob ich noch den Arm und schnupperte an meiner Achsel.
    Nein, ich roch nicht übel. Was war es dann?
    Da kam mir ein Gedanke. War er vielleicht schwul?
    Ich dachte darüber nach. Nichts war unmöglich... ich selbst war der Beweis. Ich konnte ihn ja im Auge behalten und sehen, ob er sich an Männer oder Frauen heranmachte.
    In dieser Absicht machte ich mich mit neuer Entschlossenheit wieder auf.
    Er war weg. Der Tisch, über den er sich gebeugt hatte, verlassen, und in der Atmosphäre keine Spur von ihm. Immer hektischer suchte ich die Bar, die Tanzfläche und noch einmal die Sitzgruppen ab.
    Nichts. Ich hatte wohl zu viel Zeit auf der Toilette vertrödelt. Mich selbst verfluchend, schlich ich zurück an die Bar und bestellte mir einen neuen Drink.
    Alkohol betäubte mich zwar nicht, aber mit einem Drink in der Hand hatte ich etwas zu tun, denn an mir nagte das Gefühl, versagt zu haben.
    »Schöne Damen sollten nie allein trinken«, sagte eine Stimme neben mir.
    Ich drehte mich zur Seite, um dem Typen eine Abfuhr zu erteilen, hielt aber inne, als ich sah, dass mein Verehrer so tot wie Elvis war. Blondes Haar, etwa vier Schattierungen dunkler als das des anderen, türkisblaue Augen.
    Mann, heute Abend hatte ich echt Glück.
    »Eigentlich trinke ich auch nicht gern allein.«
    Sein Lächeln enthüllte schöne ebenmäßige Zähne. Damit ich dich besser beißen kann, Liebling.
    »Bist du allein hier?«
    »Hättest du das denn gern?« Neckisch verschämt klimperte ich mit den Wimpern. Der hier würde mir nicht entkommen, bei Gott.
    »Das hätte ich sehr gern.« Seine Stimme war leiser, sein Lächeln breiter geworden. Gott, diese Leute hatten aber auch einen umwerfenden Tonfall drauf. Die meisten hätten sogar Telefonsex anbieten können.
    »Gut, dann war ich bislang allein hier. Aber jetzt sind wir ja zu zweit.«
    Kokett neigte ich den Kopf so, dass mein Hals gut zu sehen war. Seine Blicke folgten der Bewegung, und er leckte sich die Lippen. Oh, gut, er hat Hunger.
    »Wie heißt du denn, hübsche Dame?«
    »Cat Raven.« Eine Kurzform von Catherine und die Haarfarbe des ersten Mannes, der versucht hatte, mich umzubringen. Da sieht man's.
    Sentimental.
    Sein Lächeln wurde breiter. »Was für ein ungewöhnlicher Name.«
    Er hieß Kevin, war achtundzwanzig und Architekt, behauptete er jedenfalls.
    Kevin war vor kurzem noch verlobt gewesen, aber sitzen gelassen worden, und nun suchte er einfach ein nettes Mädchen, mit dem er ein ruhiges Leben führen konnte. Vor Lachen hätte ich mich fast an meinem Drink verschluckt. Was für ein Schwachsinn.
    Als Nächstes würde er wahrscheinlich Fotos von einem Haus mit weißem Lattenzaun hervorkramen. Natürlich konnte er unmöglich zulassen, dass ich mir ein Taxi kommen ließ, und fand es sehr taktlos, dass meine fiktiven Freunde sich einfach so aus dem Staub gemacht hatten.
    Wie nett von ihm, dass er mich nach Hause fahren wollte, und ach, er musste mir ja auch unbedingt noch was zeigen. Na ja, da waren wir schon zwei.
    Aus Erfahrung wusste ich, dass es viel einfacher war, ein Auto loszuwerden, in dem kein Mord begangen worden war. Deshalb richtete ich es so ein, dass ich irgendwie die Beifahrertür seines VWs öffnen und vor gespieltem Entsetzen schreiend davonlaufen konnte, als er sich auf mich stürzen wollte. Wie die meisten hatte er sich eine verlassene Gegend ausgesucht, sodass ich mich nicht zu sorgen brauchte, ein barmherziger Samariter könnte meine Schreie hören.
    Gemächlich folgte er mir, hocherfreut über meinen unsicheren Gang. Ich tat, als wäre ich gestolpert, und wimmerte dramatisch, als er sich drohend über mich beugte. Sein Gesicht spiegelte nun seine wahre Natur wider. Ein düsteres Lächeln enthüllte obere Fangzähne,
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