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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse
Autoren: Jeaniene Frost
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smaragdgrünen Lichtstrahlen.
    »Was ist mit deinen verdammten Augen?«
    Er umklammerte meinen Kopf mit beiden Händen. Noch immer ganz benommen davon, dem Tod so unmittelbar ins Auge geblickt zu haben, nuschelte ich meine Antwort.
    »Wenn ich aufgeregt bin, verändern sie ihre Farbe von Grau zu Grün. Zufrieden jetzt? Schmecke ich dir jetzt besser?«
    Er ließ meinen Kopf los, als habe er sich die Finger verbrannt.
    Ich sackte in meinen Ketten nach unten, der Adrenalinstoß war abgeklungen, und ich fühlte mich nur noch benommen und teilnahmslos.
    Als er aufgeregt hin und her lief, hallten seine Schritte von den Felswänden wider.
    »Scheiße, du sagst die Wahrheit. Musst du wohl. Du hast einen Puls, aber nur Vampire haben grün leuchtende Augen. Das ist unglaublich!«
    »Freut mich, dass du darüber so aus dem Häuschen bist.« Durch mein Haar hindurch, das mir wieder über die Schultern gefallen war, warf ich ihm einen Blick zu. In der beinahe vollständigen Finsternis sah ich, dass er eindeutig aufgewühlt war, seine Schritte knapp und voller Energie, seine Augen, die eben noch blutdurstig grün gewesen waren, funkelten nun braun.
    »Oh, das ist perfekt! Kommt mir sogar wie gerufen.«
    »Was kommt wie gerufen? Bring mich um oder lass mich endlich laufen. Ich bin müde.«
    Strahlend wirbelte er herum und machte die Glühbirne wieder an. Sie verbreitete das gleiche kalte Licht wie zuvor. Wie Wasser legte es sich über seine Züge. Eingehüllt darin wirkte er geisterhaft schön, wie ein gefallener Engel.
    »Möchtest du gern Nägel mit Köpfen machen?«
    »Was?« Ich war völlig perplex. Noch vor ein paar Augenblicken hatte ich mit einem Bein im Grab gestanden, nun wollte er Rätselraten mit mir spielen.
    »Ich kann dich umbringen oder am Leben lassen, aber ans Leben sind ein paar Bedingungen geknüpft. Du hast die Wahl. Ohne Bedingungen kann ich dich nicht laufen lassen, du würdest nur versuchen, mich zu pfählen.«
    »Du bist ja ein ganz Schlauer.« Offen gestanden glaubte ich nicht, dass er mich freilassen würde. Das musste ein Trick sein.
    »Sieh mal«, fuhr er fort, als hätte ich nichts gesagt, »wir sitzen im selben Boot, Süße. Du jagst Vampire. Ich jage Vampire. Wir haben beide unsere Gründe, und wir haben beide unsere Probleme. Ein anderer Vampir spürt meine Gegenwart, was es verdammt schwierig macht, ihn aufzuspießen, ohne dass er es mitkriegt und stiften geht. Bei dir und deiner verführerischen Pulsader jedoch wähnen sie sich vollkommen in Sicherheit, aber du bist nicht stark genug, um es mit den wirklich großen Fischen aufzunehmen. Oh, du hast vielleicht ein paar Grünschnäbeln den Garaus gemacht, nicht älter als zwanzig, im Höchstfall. Kaum aus den Windeln raus, sozusagen. Doch einen Meistervampir wie mich...« Er senkte die Stimme zu einem scharfen Flüstern.
    »Den könntest du nicht mal mit zwei blanken Silberpflöcken erledigen. Ich hätte dich im Handumdrehen weggeputzt. Ich schlage dir also ein Geschäft vor. Du kannst weiter deiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen... Vampire umbringen. Aber du wirst dich nur an denen vergreifen, hinter denen ich her bin. Keine Ausnahmen. Du bist der Köder, ich der Haken. Die Idee ist perfekt.«
    Das war ein Traum. Ein sehr, sehr böser Traum, den ich mir durch zu viele Gin Tonics eingehandelt hatte. Das war er also, der Pakt mit dem Teufel. Musste ich meine Seele dafür hergeben? Er musterte mich gleichzeitig erwartungsvoll und drohend. Lehnte ich ab, war mein Schicksal besiegelt. Sie brauchen mir kein Glas zu bringen, Fräulein, ich trinke aus der Flasche! Happy Hour, frisch von meiner Halsschlagader. Akzeptierte ich, ließ ich mich auf eine Zusammenarbeit mit dem leibhaftigen Bösen ein.
    Sein Fuß trommelte auf den Boden. »Ich hab nicht die ganze Nacht Zeit. Je länger du wartest, desto hungriger werde ich. Vielleicht überlege ich es mir in ein paar Minuten anders.«
    »Ich mach's.« Die Worte entfuhren mir ohne Nachdenken. Hätte ich nämlich über sie nachgedacht, hätte ich sie nie ausgesprochen. »Aber ich habe auch eine Bedingung.«
    »Ach ja?« Wieder musste er lachen. Mein Gott, der war aber auch gut drauf. »Du bist wohl kaum in der Position, Bedingungen diktieren zu können.«
    Ich reckte das Kinn vor. Stolz oder riskant, Ansichtssache.
    »Ich will nur, dass du Nägel mit Köpfen machst. Du hast behauptet, du könntest mich im Handstreich besiegen, sogar wenn ich zwei Waffen benutze. Das sehe ich anders. Mach mich los, gib mir meine
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