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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit
Autoren: P.B. RYAN
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hätten.“
    â€žSie hatten ihr einen Teil des Geldes angeboten?“, fragte Nell.
    â€žEinen ziemlich beträchtlichen Teil sogar, aber sie meinte, das würde nicht genügen, um ihre Reisen mit H.P.B. zu finanzieren. Nur deshalb, weil sie eine mittellose alte Jungfer sei, wäre sie dazu verdammt, wie ein kleines Kind nach der Pfeife ihres Bruders zu tanzen, und sie wisse genau, dass wir alle denken würden, sie wäre naiv und leichtgläubig, aber eigentlich sei sie viel cleverer als sie sich den Anschein gebe. H.P.B. wäre die Einzige, die das erkannt hätte, die sie ernst genommen und respektiert hätte, so wie sie ist. Irgendwann war es mir dann endlich gelungen, sie zu beruhigen. Auch wenn sie selbst da anderer Ansicht sein mag, aber letztlich ist Vera eben doch immer lieb und gefügig.“
    Als nur mehr das silbrig helle Plätschern des Wassers zu vernehmen war, sannen Nell und Will über das Gehörte nach.
    â€žGeht es Ihnen wieder etwas besser, Emily?“, fragte Foster sie sanft.
    Sie nickte. „Es war einfach nur … Ich habe mich noch nie so für etwas geschämt.“ Leise schniefte sie und putzte sich die Nase. „So sehr ich das Geld auch brauchte und mich dabei im Recht fühlte, hätte ich doch niemals tun dürfen, was ich getan habe. Nun scheint es mir so unsinnig, und es … war es nicht wert. Und dabei war ich mal so stolz darauf, Prinzipien und Ideale zu haben, aber jetzt …“
    â€žJetzt haben Sie erfahren, was Demut ist“, meinte Foster lächelnd. „Und das wird Sie zu einem noch besseren Menschen machen – glauben Sie mir.“
    Sie erwiderte sein Lächeln unter Tränen.
    â€žDürfte ich Sie noch fragen, Miss Pratt“, sagte Will, „weshalb Sie Ihrem Vater die Lefaucheux nicht zurückgegeben haben, nachdem er Ihnen die Fünftausend doch gezahlt hatte?“
    â€žWeil ich es nicht konnte“, erwiderte sie schlicht. „Als ich den Revolver am nächsten Morgen holen wollte, war er nicht mehr unter meiner Matratze. Mein Verdacht galt dem Zimmermädchen – ich kann sie nicht leiden, und das beruht durchaus auf Gegenseitigkeit –, aber ich konnte sie ja schlecht danach fragen, ohne damit einzugestehen, dass ich den Revolver überhaupt erst entwendet hatte. Vera und ich nahmen mein ganzes Zimmer auseinander und suchten dann auch den Rest des Hauses ab, aber es war, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Und so verging der Tag und auch der nächste und der übernächste, ohne dass etwas geschah. Ich habe meinen Vater noch nie so verstimmt erlebt wie in jenen Tagen. Natürlich wusste ich genau, woher seine furchtbare Laune rührte. Er musste ja annehmen, dass Mrs. Kimball seine fünftausend Dollar einkassiert hätte, ohne nun mit dem Revolver herauszurücken. Als er dann plötzlich mit diesem blauen Auge auftauchte, dachte ich mir schon, dass es wohl auch mit dieser ganzen unseligen Angelegenheit zu tun haben müsste.“
    â€žWann hat er den Revolver denn wieder zurückbekommen?“, fragte Nell. Sie wusste zwar auch die Antwort hierauf, war jedoch gespannt, wie Emily die Frage beantworten würde.
    â€žAm Tag der Beerdigung. Aber da wusste er bereits, dass es nur eine wertlose Nachbildung war, und dass ich es war, die ihn genommen hatte. Einen Tag zuvor hatte er mir gesagt, dass der Büchsenmacher, den ich die Waffe hatte schätzen lassen, auch bei der amtlichen Untersuchung gewesen sei und ihm alles erzählt habe. Fünftausend Dollar hätte ich ihn gekostet, ließ er mich wissen, ganz zu schweigen von den Zwölftausend, die er einst für den Revolver ausgegeben hatte. Ich tat so, als wisse ich gar nicht, wovon er sprach, und sagte ihm, ich hätte ihm die Lefaucheux doch nur weggenommen, um ihn zu ärgern. Wissen Sie, was er jetzt vorhat? Er will die Fünftausend – plus eine kleine Entschädigung für ‚die ausgestandenen seelischen Qualen‘ – wieder einfahren, indem er sie sich aus dem Verkauf von Mrs. Kimballs Anwesen einstreicht. Und mich hat er eine Lügnerin genannt, als ich ihm sagte, ich hätte den Revolver seit fünf Tagen nicht mehr gesehen, und als er ihn dann wiederhatte, war es ihm auf einmal egal. Die Waffe sei wertlos, sagte er … fast so wertlos wie ich …“ Emilys Stimme brach; ihre Schultern bebten.
    Foster legte seinen Arm um sie, flüsterte ihr etwas ins
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