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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
Autoren: Bernd Frenz
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keine fremden Späher, sonst hätte längst Verwesungsgestank statt Menschenschweiß in der Luft gehangen. Die Hellhäuter, die sich so tief ins Reich der Orks vorgewagt hatten, waren bislang unentdeckt geblieben, doch nun stand ihnen eine Begegnung mit scharfem Blutstahl bevor.
    Urok zupfte an dem langen Wangenhaar, das sein wuchtiges Gesicht zu beiden Seiten bis an die Kinnlinie herab einrahmte.
    »Ziehen wir endlich los?«, fragte er ungeduldig.
    Statt zu antworteten, zog Tabor einen Streithammer aus der Halteschlaufe des Wehrgehänges und schritt wortlos voran. Daraufhin griffen auch die anderen zu ihren Waffen. Mit nagelgespickten Keulen, doppelschneidigen Äxten und schweren Schwertern in den Pranken, folgten sie der sanft abfallenden Wiese – ein muskelbepackter, vor Stahl starrender Haufen, der Tod und Verderben bringen würde.
    Alle Tiere auf der Lichtung spürten die anrückende Gefahr. Die gesamte Natur hielt den Atem an, selbst das Zirpen der Grillen verstummte. Kniehohes Gras schluckte die schweren Schritte, nur das Knirschen von Stiefelleder störte die bedrückende Stille.
    Ein starker Regenguss hatte das Gelände erst kürzlich ins Rutschen gebracht. Der Hang endete abrupt an einer frischen Bruchkante, dahinter ging es zwei Körperlängen tief hinab. Aus dem dunklen, wie durch einen Pflug aufgebrochenen Mutterboden sprossen bereits neue Kräuter und Gräser hervor.

    Das Land der Blutorks war so fruchtbar wie kaum ein anderes. Schon am Ende des Sommers würde ein dichter Pflanzenteppich alle Spuren der Erdbewegung überdecken. Noch bohrten sich aber dort, wo die Schar in die Senke sprang, tiefe Abdrücke in das aufgelockerte Erdreich.
    Die umliegenden Hügel erzitterten so sehr, dass ein dichter Schwarm blutroter Falter aus dem Gras emporschreckte. Einige Herzschläge lang schien die Luft von flirrenden Totenschädeln erfüllt. Zumindest wirkte es so, da ihre schwarze Flügelzeichnung den Konturen eines skelettierten Hauptes ähnelte. Zwei schwarze Augenhöhlen und ein weit aufgerissener, nur vom schlanken Hinterleib durchschnittener Mund; diese Silhouette hatte den Totenköpflingen ihren Namen eingebracht.
    In verschiedene Richtungen davonstiebend, gab der Schwarm den Blick auf die schroffen Bergkuppen frei, die weithin sichtbar die heimischen Gründe der Madak markierten. Scharf umrissen hob sich der ferne Gebirgszug vor dem blauen Himmel ab. Auf einigen Spitzen glitzerte noch ein Rest von Winterfrost, doch keiner der Orks hatte einen Blick für die grandiose Aussicht, die sie von dieser Position aus hätten genießen können.
    Das weite, urtümliche Land war ihr Zuhause, seit sie die Augen öffnen konnten. Darum hielten sie die allgegenwärtige Pracht für selbstverständlich.
    Alles, was Urok und die Seinen in diesem Moment interessierte, war der immer stärker anschwellende Geruch, der ihre Nasen kitzelte. Auf halbem Wege zum nächsten Waldrand wurde ein monotones Hämmern laut. Es klang wie der regelmäßige Schlag eines Ambosses, nur nicht so rein und so klar.
    Auf Tabors Wink hin spritzten die Krieger auseinander. Tief nach vorn gebeugt, damit die hohen Halme sie so gut wie möglich verbargen, kreisten sie das Gebiet ein, in dem die Menschen lärmten.
    Obwohl die Grasspitzen beinahe ihre Helme berührten, kamen die Hünen schnell und geschmeidig voran. Die Baumgrenze rückte rasch näher, ohne dass ein Posten Alarm schlug.

    Wie achtlos die Menschen doch waren.
    Auf weiter Front tauchte die Schar ins Unterholz und arbeitete sich in Richtung des Lärms voran. Dieser Wald war lange nicht so dicht bewachsen wie der, den sie verlassen hatten. Die Schar verringerte das Tempo erst, als fremde Stimmen erklangen.
    »Was haben meine Soldaten an der Steinmühle verloren?«, drang es verzerrt an Uroks spitz zulaufende Ohren. »Der militärische Teil dieser Expedition untersteht meinem Kommando, und ich habe diese Männer auf vorgeschobene Posten abkommandiert!« Trotz des mehrfach von den Bäumen widerhallenden Echos war die Erregung des Sprechers deutlich herauszuhören.
    Urok musste unwillkürlich grinsen. Menschen und Orks mochten sonst nicht viel miteinander gemein haben, doch Zank und Missgunst gärten in beiden Völkern.
    »Vorsicht, Hauptmann – Sie übertreten Ihre Kompetenzen!« Die Antwort hinter den Bäumen wurde von einem erstickten Laut untermalt, der übergangslos in ein trockenes Knacken mündete.
    Urok kannte das Geräusch. So hörte es sich an, wenn ein menschliches Genick zerbrach.
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