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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Knöchel seiner rechten Hand gerötet und angeschwollen waren.
    »Miss Langner, darf ich Sie mit meinem leitenden Ermittler, Isaac Bell, bekannt machen?«
    Isaac Bell bildete sich nach einem schnellen prüfenden Blick ein erstes Urteil über die schöne junge Frau. Mitte zwanzig, schätzte er ihr Alter. Intelligent und selbstbeherrscht. Gezeichnet von tiefer Trauer, trotzdem außerordentlich attraktiv. Sie sah ihn mit einem flehenden Ausdruck an.
    Beils durchdringende blaue Augen wurden sofort sanft. Jetzt bekamen sie einen violetten Schimmer, der prüfende Blick signalisierte aufrichtiges Mitgefühl. Er nahm seinen breitkrempigen Hut ab und sagte: »Ihr Verlust berührt mich zutiefst, Miss Langner«, und wischte mit einem blütenweißen Taschentuch in einer eleganten und nahezu unsichtbaren Bewegung einen Blutstropfen von seiner Hand.
    »Mr Bell«, fragte sie. »Was haben Sie erfahren, das den Namen meines Vaters von jedem Makel befreien kann?«
    Bell antwortete mit einfühlsam leiser Stimme. Dabei war er durchaus freundlich, aber zugleich auch sehr direkt. »Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, aber ich muss Ihnen mitteilen, dass von den Vorräten an Chemikalien im Labor tatsächlich eine nicht geringe Menge Jod fehlt.«
    »Er war Ingenieur«, protestierte sie. »Und er war Wissenschaftler. Mit seiner Unterschrift hat er sich jeden Tag Chemikalien aus dem Lager des Labors kommen lassen.«
    »Jodid in Pulverform war ein wichtiger Bestandteil des Sprengstoffs, der das raucharme Pulver in seinem Konzertflügel zur Explosion brachte. Der andere Bestandteil war Ammoniakwasser. Der Hausmeister bemerkte, dass in seinem Putzschrank eine ganze Flasche davon fehlte.«
    »Die hätte praktisch jeder mitnehmen können.«
    »Ja, natürlich. Aber es gibt Hinweise, dass er die Chemikalien in seinem privaten Badezimmer zusammengemixt haben muss. Da sind Flecken an seinem Handtuch, Reste von pulverförmigem Sprengstoff auf seiner Zahnbürste, ein verräterischer Bodensatz in seinem Rasierbecher.«
    »Woher wissen Sie das alles«, fragte sie und blinzelte Tränen des Zorns weg. »Die Navy hat mich nicht mal in die Nähe seines Büros gelassen. Sie haben auch meinen Anwalt abgewiesen. Noch nicht einmal der Polizei wurde der Zugang zur Gun Factory gestattet.«
    »Nun, ich bin durchaus hineingekommen«, sagte Bell.
    Ein Sekretär, in Weste, Fliege, die Hemdsärmel hochgezogen und mit Gummibändern fixiert und mit einem Double-Action-Colt in einem Schulterhalfter, kam eilig herein. »Entschuldigen Sie, Mr Van Dorn. Der Kommandant des Washington Navy Yard ist am Telefon und rast vor Zorn.«
    »Sagen Sie der Telefonvermittlung, sie sollen den Anruf auf diesen Apparat schalten. Entschuldigen Sie mich für einen Augenblick, Miss Langner ... Van Dorn hier. Guten Tag, Commander. Wie geht es Ihnen? ... Ist das Ihr Ernst?«
    Van Dorn lauschte und lächelte Miss Langner zwischendurch aufmunternd zu.
    »Nun, Sie mögen mir verzeihen, Sir, aber eine solche allgemeine Beschreibung könnte auf die Hälfte aller männlichen Bewohner Washingtons zutreffen ... sie könnte sogar auf einen Gentleman passen, der sich soeben, während wir uns unterhalten, in meinem Büro aufhält. Aber ich versichere Ihnen, dass er wirklich nicht so aussieht, als wäre er in ein Handgemenge mit den United States Marines verwickelt gewesen ... es sei denn, das Corps bringt deutlich schlechter ausgebildete Ledernacken hervor als zu meiner Zeit.«
    Isaac Bell schob die lädierte Hand in die Jackettasche.
    Als Joseph Van Dorn dem Anrufer erneut antwortete, geschah es mit einem milden Lächeln, allerdings begleitet von einem eisigen Funkeln in den Augen, vor dem der Kommandant, wenn er es vor sich gesehen hätte, einen hastigen Rückzug eingeleitet hätte.
    »Nein, Sir. Ich werde auf die bloße Aussage Ihrer Wachleute, einen Privatdetektiv auf frischer Tat ertappt zu haben, ganz gewiss keinen meiner Angestellten zu einer Gegenüberstellung zu Ihnen schicken. Der Mann in meinem Büro wurde ganz sicher nicht ertappt, wie Sie es ausdrücken, da er in diesem Moment hier vor mir steht ... Ich werde Ihre Beschwerde an den Marineminister weiterleiten, wenn wir morgen im Cosmos Club gemeinsam zu Mittag speisen. Bitte, übermitteln Sie auch Mrs Dillon meine herzlichsten Grüße.«
    Van Dorn hängte die Hörmuschel an den Haken und sagte: »Offenbar hat ein ziemlich großer, blonder Gentleman mit Schnurrbart einige der Wächter der Marinewerft, die versucht haben, ihn in Gewahrsam zu
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