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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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selbst die Seele eines Diebes haben, nehmen Sie an, dass jeder Mensch ein Dieb ist.«
    »Haben Sie das Geld behalten?«, wiederholte der Spion. Die Gewohnheit, in jeder Situation absolut ruhig zu bleiben, verschleierte die stählerne Energie, die in seiner untersetzten Gestalt schlummerte.
    »Zum letzten Mal, ich habe das Geld nicht für mich eingesteckt. Würde es Sie überzeugen, wenn ich es beim Andenken meines alten Freundes - Ihres Vaters - schwöre?«
    »Tun Sie es!«
    Yamamoto Kenta blickte ihm mit unverhohlenem Hass in die Augen. »Ich schwöre es beim Andenken meines alten Freundes, Ihres Vaters.«
    »Ich denke, ich glaube Ihnen.«
    »Ihr Vater war ein Patriot«, erwiderte Yamamoto Kenta eisig. »Sie sind ein Söldner.«
    »Sie stehen auf meiner Lohnliste«, kam die noch eisigere Erwiderung. »Und wenn Sie Ihrer Regierung die wertvolle Information überbringen, die Sie in der Waffenfabrik des Washington Navy Yard aufgeschnappt haben - während Sie für mich arbeiteten -, wird Ihre Regierung Sie abermals entlohnen.«
    »Ich spioniere nicht für Geld. Ich spioniere für das Kaiserreich Japan!«
    »Und für mich.«
    »Einen wunderschönen Sonntagmorgen für alle, die es vorziehen, Musik zu hören, ohne von einer Predigt begleitet zu werden«, begrüßte Arthur Langner seine Freunde in der Naval Gun Factory.
    In seinem ausgebeulten Straßenanzug sah er ziemlich zerknittert aus, das Haar war zerzaust, und er hatte einen stets neugierigen Ausdruck in den wachen Augen. So grinste der Star-Designer des Naval Ordnance Bureau wie jemand, der sich für alles interessierte, was er sah, und der vor allem die seltsamen Dinge liebte. Der Gunner war Vegetarier, ein leidenschaftlicher Agnostiker und glaubte an die Richtigkeit der Theorie vom Unbewussten, die der Wiener Neurologe Sigmund Freud aufgestellt hatte.
    Er hatte Patente für eine Erfindung angemeldet, die er »Elektrische Saug-Reinigungsmaschine« nannte, nachdem er seine fruchtbare Phantasie in den Dienst seiner festen Überzeugung gestellt hatte, dass naturwissenschaftlich fundierte Haustechnik Frauen aus der Isolation der Hausarbeit zu befreien vermochte. Außerdem vertrat er die Meinung, dass Frauen das Recht zugestanden werden sollte zu wählen, außerhalb ihres Haushalts einer Arbeit nachzugehen und sogar die Geburtenkontrolle zu praktizieren. Weit verbreiteten abfälligen Gerüchten zufolge war seine Tochter, die sich in Washington und New York vorwiegend in den Kreisen des vergnügungssüchtigen Partyvolks bewegte, die Hauptnutznießerin dieser Forderung.
    »Eine wandelnde Ein-Mann-Extremistenbewegung«, beklagte sich der Kommandant der Werft regelmäßig.
    Aber nachdem er hatte miterleben müssen, wie Langners jüngste Entwicklung eines zwölf Zoll/Kaliber .50-Geschützes sein vor Sandy Hook im Atlantik gelegenes Schießübungsgelände aufgewühlt hatte, erwiderte der Chef der Entwicklungsabteilung für Schiffsartillerie: »Gott sei Dank arbeitet er für uns und nicht für den Feind.«
    Seine Musikerkollegen, mit denen er sich am Sonntagvormittag regelmäßig traf - ein buntes Gemisch von Angestellten der Gun Factory -, lachten zustimmend, als Langner scherzte: »Nur um irgendwelchen gespannt lauschenden Puritanern zu versichern, dass wir keine kompletten Heiden sind, sollten wir mit ›Amazing Grace‹ beginnen! In G-Dur, bitte.«
    Er nahm am Konzertflügel Platz.
    »Darf ich zuerst ein A haben, Sir?«, fragte der Cellist, ein Experte für panzerbrechende Sprengköpfe.
    Langner schlug ein mittleres A an, nach dem die Saiteninstrumente gestimmt werden konnten. Er verdrehte die Augen mit einem Ausdruck übertriebener Ungeduld, während die Musiker an den Stimmwirbeln ihrer Instrumente herumdrehten. »Sind die Herren etwa dabei, eins dieser neuen atonalen Tonsysteme zu erschaffen?«
    »Noch ein A, wenn Sie es entbehren können, Arthur. Geht es ein wenig lauter?«
    Langer schlug das mittlere A ein wenig kraftvoller an und wiederholte es mehrmals. Schließlich waren die Streicher zufrieden.
    Der Cellist intonierte die einleitenden Noten von »Amazing Grace«.
    Zu Beginn des zehnten Taktes stimmten die Geiger - ein Spezialist für Torpedoantriebe und ein stämmiger Heizungsinstallateur - bei »once was lost« ein. Sie spielten die Strophe zu Ende und begannen von neuem.
    Langner hob die mächtigen Hände über den Tasten, trat auf das Dämpferpedal und beendete die Zeile »a wretch like me« mit einem strahlenden G-Dur-Akkord.
    Im Flügel war Yamamoto Kentas
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