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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Agentur darum kümmern.«
    Ihr Dank klang eher wie eine Forderung. »Das ist alles, worum ich Sie bitten kann, Mr Bell und Mr Van Dorn. Nämlich um eine kritische Würdigung sämtlicher Fakten.« Ein Lächeln brachte ihr Gesicht wie ein Sonnenstrahl zum Leuchten und ließ erkennen, was für ein lebensfroher und unbeschwerter Mensch sie gewesen sein musste, ehe es zu der Tragödie gekommen war. »Ist das nicht das wenigste, das ich von einer Detektei erwarten kann, deren Motto ›Wir geben nicht auf. Niemals!‹ lautet?«
    »Offenbar haben Sie selbst also auch Erkundigungen eingezogen ... über uns«, meinte Bell und erwiderte ihr Lächeln.
    Van Dorn geleitete sie in den Empfangsraum hinaus und wiederholte seine Beileidsbekundungen.
    Isaac Bell trat ans Fenster, das zur Pennsylvania Avenue hinausging. Er verfolgte, wie Dorothy mit einer schlanken Rothaarigen, die ihm vorher schon im Foyer aufgefallen war, aus dem Hotel kam. Neben jeder anderen Begleitung hätte man die Rothaarige als Schönheit einstufen können, aber neben der Tochter des Waffenkonstrukteurs neigte man dazu, sie allenfalls als hübsch zu bezeichnen.
    Van Dorn kam zurück. »Was hat Ihre Meinung geändert, Isaac? Die Liebe dieser jungen Frau zu ihrem Vater?«
    »Nein. Ihre Liebe zu seiner Arbeit.«
    Er beobachtete, wie die beiden Frauen zur Haltestelle eilten, als sich eine Straßenbahn näherte, wie sie ihre Röcke rafften und einstiegen. Dorothy Langner drehte sich nicht um. Das tat jedoch die Rothaarige und schickte einen abwägenden Blick hinauf zu den Fenstern der Van Dorn Agency, als wüsste sie genau, wohin sie schauen musste.
    Van Dorn studierte die Fotografie. »Ich habe noch nie ein so scharfes Bild von einem Film gesehen. Fast genauso scharf wie von einer herkömmlichen Platte.«
    »Marion hat mir eine 3A Kodak beschafft. Sie passt genau in die Tasche meines Mantels. Sie sollten die Kamera zur Standardausrüstung machen.«
    »Nicht bei fünfundsiebzig Dollar das Stück«, meinte der knauserige Van Dorn. »Unsere Leute müssen mit einer Brownie für einen Dollar auskommen. Was geht Ihnen durch den Kopf, Isaac? Sie machen ein sorgenvolles Gesicht.«
    »Ich fürchte, ich muss die Jungs in der Buchhaltung bitten, die finanziellen Verhältnisse ihres Vaters zu überprüfen.«
    »Warum das?«
    »Sie haben in seinem Schreibtisch gebündeltes Geld gefunden, mehr als er jemals für sich allein hätte ausgeben können.«
    »Schmiergeld?«, wetterte Van Dorn. »Er wurde bestochen? Kein Wunder, dass sich die Navy bedeckt hält. Langner hat im Auftrag der Regierung gearbeitet und konnte sich aussuchen, bei wem er den Stahl für seine Produktion kaufte.« Van Dorn schüttelte voller Abscheu den Kopf. »Der Kongress hat den Ärger vor drei Jahren sicher nicht vergessen, als sich die Stahlfirmen zusammentaten und einen einheitlichen Preis für Panzerstahl festlegten. Nun, das erklärt auch, weshalb sie ihm mit dem Klavier ein wenig Zerstreuung verschafft hat.«
    »Es sieht so aus«, gab Isaac Bell zu, »als hätte ein an sich ganz kluger Mann etwas Dummes getan und nicht ertragen können, dass er erwischt wurde. Daher hat er den Freitod gewählt.«
    »Ich bin überrascht, dass Sie sich bereit erklärt haben, sich weiter mit der Angelegenheit zu befassen.«
    »Sie ist eine sehr reizvolle junge Lady.«
    Van Dorn musterte ihn skeptisch. »Sie sind verlobt, Isaac.«
    Isaac Bell lächelte seinen Chef mit unschuldiger Miene an. Für jemanden, der in all diesen besonderen Dingen so weltgewandt und abgeklärt war, um bei Kriminellen als lästige Landplage verhasst zu sein, war Joe Van Dorn in Herzensangelegenheiten doch bemerkenswert zimperlich. »Die Tatsache, dass ich Marion Morgan liebe, macht mich keinesfalls blind für anderweitige weibliche Schönheiten. Ebenso wenig bin ich immun gegen leidenschaftliche Gefühlsäußerungen. Was ich jedoch meinte, ist, dass der Glaube der auffällig attraktiven Miss Langner an die Rechtschaffenheit ihres Vaters derart unerschütterlich ist.«
    »Die meisten Mütter«, hielt Van Dorn dem eindringlich entgegen, »und alle Töchter können und wollen einfach nicht wahrhaben, wenn sich ihre Söhne oder Väter in kriminelle Handlungen verstrickt haben.«
    »Irgendetwas an diesem handgeschriebenen Text kam ihr seltsam vor.«
    »Wie sind Sie überhaupt auf diesen Abschiedsbrief gestoßen?«
    »Die Navy hatte keine Ahnung, wie sie weiter vorgehen sollte. Daher haben sie bis auf die Leiche alles an Ort und Stelle liegen gelassen und
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