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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel
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Ashton in blassen, verwitterten Lettern. Das Zweite war das Vorhängeschloss an der Tür.
    Sie atmete geräuschvoll aus. »Nichts ist jemals leicht, stimmt’s? Ich muss mal an die Tasche ran.«
    Er stellte die Tasche ab und hielt den Lichtstrahl darauf, damit sie besser sehen konnte. In Benjamin Gorders Werkzeugkasten hatte sich nur wenig Geeignetes für das Knacken von Schlössern gefunden, aber er hatte Büroklammern im Haus gehabt. Wenn sie mehr als das brauchte, ließ sie langsam nach. Doch nur für den Fall, dass sie ihr Können überschätzte, hatte sie auch die Metallsäge des alten Herrn mitgenommen.
    Es dauerte länger als erwartet, doch nach ein paar Minuten hatte sie das Schloss geknackt. Sie sah sich noch einmal um, ehe sie die Tür aufzog. Die Scharniere gaben geräuschlos nach.
    »Jemand hält die Dinger gut geölt«, murmelte sie. Es war nicht ganz einfach, das kleine Gebäude zu betreten. Devs Taschenlampe bohrte lediglich ein Loch in die Dunkelheit darin. Die offene Tür hinter ihnen war auch nur eine geringe Hilfe.
    Sie trat ein paar Schritte weiter hinein. Die Mitte wurde von einem riesigen steinernen Sarkophag eingenommen, in dem vermutlich Ashtons Sarg ruhte. Seine Frauen waren sicher irgendwo in Kiefernholzkisten beerdigt. Aber nichts so Schlichtes für den großen Mann selbst.
    Ramsey trat aus dem Lichtstrahl, damit sie Dev ansehen konnte. »Hier drinnen gibt es nur ein einziges Versteck.« Ihr war etwas mulmig beim Gedanken, den Deckel beiseitezuschieben und hineinzufassen.
    »Es sei denn, es gibt irgendwo einen losen Stein. Eine Öffnung unten am Sockel des Sarkophags.« Dev ließ sich auf alle viere nieder und sah sich um. Fast hätte er den scharfen Zischlaut verbergen können, den der Schmerz ihm abrang.
    »Du lieber Gott, steh bloß auf.« Aus Sorge um ihn ging sie um den Sarkophag herum. Auf einmal fiel ein Schatten in die Türöffnung. »Bleib unten!«
    »Typisch Frau. Kann sich nicht entscheiden.«
    Ramsey legte mit einer geschmeidigen Bewegung die Schrotflinte an, wurde jedoch durch das Licht geblendet, das Rollins auf ihr Gesicht richtete. Als sie aus dem Lichtstrahl trat, sah sie, dass der Sheriff eine Lampe in der Hand hielt, die ein Zwilling von Devs Lampe hätte sein können. Die Smith & Wesson, mit der er zuvor auf sie gezielt hatte, hielt er in der anderen.
    »Ramsey, Ramsey, Ramsey«, sagte er mit gespielter Entrüstung. »So was von berechenbar. Nach unserem kleinen Gespräch war mir sonnenklar, wohin du als Nächstes gehen würdest.«
    »Dann hast du aber mehr Fantasie als ich. Ich hätte mir nie ausmalen können, wie du in einer grauen Perücke aussehen würdest.« Zusammen mit dem Zeug, das er sich in die Brauen geschmiert hatte, dem unförmigen Karohemd und den Hosenträgern sah er um mindestens fünfzehn Jahre gealtert aus.
    Rollins stellte die Lampe vor sich auf den Boden, ohne dass sein Revolver auch nur einen Millimeter von ihr abgewichen wäre. Bleib unten, Dev, flehte sie im Stillen, während sie sich an der Wand entlangdrückte und den Sheriff im Auge behielt. Nur bis ich …
    Im nächsten Moment stürzte sich Dev auf Rollins’ Füße, doch damit hatte der Mann gerechnet. Er trat ihm heftig in die Seite, und Ramsey vernahm ein grässliches Knacken.
    »Das wäre doch jetzt wirklich nicht nötig gewesen, Junge.« Marks Stimme klang vorwurfsvoll. »Hört sich an, als wär bei dir da drin schon was locker gewesen. Aber es passt mir nicht, dass du dich auf die Seite von dieser Schlampe und gegen deine Familie stellst. Das ist nicht richtig.«
    »Das ist eine Sache zwischen uns beiden, Rollins.« Sie hoffte, dass man ihrer Stimme die Verzweiflung nicht anhörte. »Dev hat nichts …«
    »Er hätte überhaupt nichts damit zu tun haben sollen. Es ist allein deine Schuld, Ramsey. Ich habe ihn nur zurück nach Hause gelockt, damit ich noch ein Ass im Ärmel habe. Wenn die Sache zu heiß geworden wäre, tja, auf wen hätte man da besser mit dem Finger zeigen können als auf Lucas Rollins’ Sohn.«
    Dev hob langsam den Kopf und sah seinen Cousin an. »Meine Mutter hat gesagt, sie hätte in der Nacht damals bei seiner Familie angerufen. In der Nacht, in der sie sich gestritten haben und er zu trinken angefangen hat.«
    »Das stimmt. Sie hat meinen Daddy angerufen.«
    Sie konnte es nicht glauben. »Er hat damals seinen eigenen Bruder als Sündenbock missbraucht? Ihm den Mord an Jessalyn angehängt?«
    »Daddy hat die Chance gesehen, dieses alte Luder loszuwerden und ihr ein
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