Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
dass nichts genäht werden musste. Dann hatte er das Gleiche bei ihr getan. Doch es waren die Blutergüsse auf seinem Brustkorb, die ihr am meisten Sorge bereiteten. Sie war nicht davon überzeugt, dass nichts gebrochen war.
    »Mir geht’s prima.« Die Worte klangen, als hätte er sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorgepresst. Doch bis sie bei ihm angelangt war, hatte er die mitgebrachte Tasche mit dem Werkzeug bereits aufgehoben und ging davon, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als ihm zu folgen.
    »Rollins hat erwähnt, dass Ashtons Geheimnisse mit ihm begraben seien. Damit könnte er ja vielleicht Ruths fehlendes Jahrbuch meinen. Während wir auf Verstärkung warten, können wir doch auch gleich nachschauen.«
    Die tintenschwarze Finsternis des Friedhofs mit seinen hoch aufragenden Grabsteinen und den unheimlichen Schatten berührte sie kaum. Es war kein Wald. Und sie wartete nicht wehrlos auf die Rückkehr eines Wahnsinnigen.
    »Das Ashton-Mausoleum ist in der hinteren Ecke des ältesten Teils. Hier entlang.«
    Schweigend überquerten sie das stille Gelände. Dunkle Wolken huschten über den Himmel und verdeckten alles außer dem Mond, der immer wieder hervorlugte. Jedes kleine Aufleuchten verwandelte die Zweige der alten Eichen in skelettartige Finger.
    In diesem Bereich gab es mehr als ein Mausoleum, doch Dev schien zu wissen, welches sie ansteuern mussten. Wenn gelegentlich Scheinwerfer die Dunkelheit auf der Straße durchbohrten, gingen sie in Deckung und warteten, bis das Fahrzeug vorbeigefahren war. Und jedes fuhr vorbei.
    Wo war Rollins? Die Frage beherrschte Ramseys Gedanken. Wie lange nach ihrer Flucht aus dem Wald war er zurückgekehrt und hatte ihr Verschwinden bemerkt? Er musste wissen, dass sie bei ihrer Flucht Hilfe gehabt hatte. Inzwischen konnte sie sogar selbst zugeben, dass trotz ihrer aus der Panik geborenen Hoffnung nur wenig Aussicht darauf bestanden hatte, sich selbst zu befreien. Rollins könnte glauben, ein Wilderer sei auf sie gestoßen. Oder vielleicht sogar Ezra T.
    Doch wahrscheinlich war ihm klar, dass Dev sie befreit hatte.
    Ihr Magen krampfte sich zusammen. Falls es heute Nacht zur Konfrontation mit Rollins kam und Dev verletzt wurde, würde sie sich das nie verzeihen. Wenn sie allein losgezogen wäre und der Sheriff sich Dev geschnappt hätte, um sie zur Aufgabe zu bewegen … Sie seufzte. Auch das hätte sie sich nie verziehen. Im Haus seines Großvaters wären sie leichte Ziele gewesen. Und egal, wo sie sich sonst hätten verstecken können, sie hätten unweigerlich andere Menschen in Gefahr gebracht.
    Es hatte nur wenige Alternativen gegeben. Und nachdem es mindestens zwei Stunden dauerte, bis die Polizisten aus Knoxville hier sein konnten, war nicht abzuschätzen, wozu sich Rollins hinreißen lassen würde.
    Aus Unachtsamkeit wäre sie fast gegen Devs Rücken geprallt, als er stehen blieb. Er hielt ihr sein Mobiltelefon hin, das noch in seiner Hand vibrierte. »Für dich.«
    Sie riss es ihm aus der Hand. Es hatte kaum eine andere Wahl gegeben, als Powell diese Nummer zu nennen, nachdem ihr Telefon zerstört worden war.
    Der Agent verschwendete keine Zeit mit Höflichkeiten. »Die State Police müsste bald in Buffalo Springs eintreffen. Sie werden dann sofort ausschwärmen und sich auf die Suche nach Rollins machen. Und sie sind instruiert, niemandem von den lokalen Behörden zu vertrauen. Wo sind Sie?«
    »Ich gehe einer Spur nach.«
    »Herrgott noch mal, Ramsey, spielen Sie hier nicht die Heldin.« Seine Stimme klang streng. »Sie sind Rollins’ wahrscheinlichstes Ziel. Verziehen Sie sich an einen sicheren Ort, und halten Sie sich bedeckt, bis wir die Verstärkung dort haben.«
    »Mach ich«, sagte sie trocken. Dann klappte sie das Telefon zu und steckte es ein, statt es Dev zurückzugeben.
    »Das TBI?« Sie gingen weiter.
    »Ja.« Auch wenn die State Police hier sein würde, sie würde den Sheriff nicht finden, da war sie sicher. Wenn sie raten sollte, hätte sie gemutmaßt, dass er sich am selben Ort versteckt hielt, wo Cassie Frost ermordet worden war. Und das andere Opfer, das er vorhin erwähnt hatte. Sie mussten eine Tür-zu-Tür-Fahndung vornehmen, zu deren Gelingen mehr Leute und eine ganze Menge Zeit erforderlich waren. Sie konnte nur hoffen, dass er in der Zwischenzeit nicht entwischte.
    »Da sind wir.« Dev blieb vor einem kleinen dunklen Gebäude stehen. Als er den Lichtstrahl über dessen Vorderseite wandern ließ, sah sie als Erstes den Namen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher