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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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kleines Mädchen kriegt ein hübsches, kleines Branding. Ein S. Für Sklavin oder für Sadomasochismus.«
    »Ich möchte ein anderes Rollenspiel«, sage ich. »Das gefällt mir nicht.«
    »Zu spät.«
    Er geht in den hinteren, für mich nicht einsehbaren Teil des Kellers und kommt mit einem fahrbaren Gartengrill zurück, auf dem sich Holzkohlen türmen. Es wäre zum Totlachen, wenn es nicht so entsetzlich wäre. Ich brauche einen Plan. Ich brauche sofort einen Plan. Wenn mir jetzt nichts einfällt, ende ich als Grillhähnchen.
    »Können wir nicht etwas anderes machen?«, frage ich. »Ponyreiten zum Beispiel?«
    Das ist bei einigen Sadomasochisten ausgesprochen beliebt. Es gibt sogar SM-Clubs, die einen komplett eingerichteten Pferdestall haben, eigens für Sadisten, die ihre Sklavinnen gerne mal satteln und sie die Gerte spüren lassen.
    Götz schüttet Brennspiritus auf die Kohlen und wirft ein brennendes Streichholz hinterher. Dann kommt er ganz nah an mein Gesicht. »Gute Idee«, sagt er. »Ein Pony mit einem kaputten Knie, das auf allen vieren durch den Keller galoppiert. Das gefällt mir.«
    Mir nicht. Ich schiele an mir herunter und stelle mit Entsetzen fest, dass mein Knie auf die Größe eines Tennisballs angeschwollen ist. Meine Panik ist so groß, dass sie alles überdeckt. Sogar den Schmerz.
    Götz zieht die Schublade eines alten Arztschrankes auf. »Ich könnte dir aber auch ein paar hübsche Doktorspiele anbieten.«
    Vorsichtig hebe ich den Kopf. In der Lade liegen akkurat aufgereiht: Skalpelle, Messer, Spritzen und andere gruselige Gegenstände, die jedem Operationssaal alle Ehre machen würden.
    »Nein«, sage ich. »Das finde ich nicht so gut.«
    Er zieht eine weitere Schublade auf. Dort stapeln sich Leder- und Latexmasken. »Atemkontrolle«, sagt er und zwinkert mir zu. »Es gibt Leute, die bekommen vom Keine-Luft-Kriegen einen Orgasmus.«
    »Da gehöre ich nicht dazu.«
    »Schade«, antwortet er. »Aber die Nacht ist ja lang. Wir werden noch so einiges ausprobieren.«
    Er nimmt einen Metallstab von der Wand, an dessen Ende sich ein verschnörkeltes S befindet, und legt ihn zwischen die glühenden Kohlen. Mein Magen zieht sich zusammen und mir bricht der Schweiß aus. Ich muss mein Gehirn auf Trab bringen. Mir muss etwas einfallen. Und zwar sofort. Wie komme ich hier raus? Wie kann ich mich bemerkbar machen? Doch mir fällt nichts ein. Absolut überhaupt nichts. Ich werde an meiner Fantasielosigkeit sterben, denke ich entsetzt. Weit und breit sehe ich keine Möglichkeit, mich meiner Fesseln zu entledigen. Ich habe nicht die kleinste Idee. Da ist nichts, einfach gar nichts. Außer Angst. Einer abgrundtiefen, alles beherrschenden Angst, die jeden logischen Gedanken, jede Art von Planung unmöglich macht.
    Ein knirschendes, metallisches Geräusch fährt mir in die Knochen. Die Kellertür wird aufgesperrt. Mein Herz macht einen Sprung. Ist das die Rettung? Ist dieser entsetzliche Albtraum endlich zu Ende?
    Im hell erleuchteten Viereck der offen stehenden Tür taucht die schwarze Silhouette einer Frau auf. Die Tür fällt zu und die Frau verschwindet in der Dunkelheit. Ihre Schritte hallen, als sie die Treppe heruntergeht. Sie geht langsam. Und sie bleibt im Schatten. Ich bin wie erstarrt. Wer ist das? Warum reagiert sie nicht, sagt sie nichts?
    Die Schritte kommen näher. Die Frau bewegt sich langsam in den Lichtkreis der Glühbirne hinein. Als ich ihr Gesicht erkenne, fällt die Erstarrung von mir ab und macht unendlicher Erleichterung Platz.
    »RENATE!«, schreie ich und zerre wie verrückt an meinen Fesseln. »RENATE!«
    Langsam dreht sie den Kopf in meine Richtung. »Hallo, Pia«, sagt sie.
    »Renate«, rufe ich, »hilf mir, hol mich hier raus, bitte, ich bitte dich, tu was ...«
    Renate wendet sich an Götz. »Was ist mit ihrer Augenbraue?«, fragt sie so langsam, wie sie sich bewegt.
    »Geplatzt«, antwortet er. »Kann man wieder nähen. Wird man hinterher gar nicht mehr sehen.«
    »Er hat mir die Kniescheibe gebrochen«, kreische ich. »Er hat mich die Treppe runtergeschmissen. Renate, er ist wahnsinnig, der bringt mich um ...«
    Sie sieht mich an, als müsste sie überlegen, wer ich bin. »Raoul, du hast mir versprochen«, sagt sie wieder in diesem schleppenden Ton zu Götz, »dass ihr nichts passiert.«
    Ich traue meinen Ohren nicht. Wie hat sie ihn genannt? Raoul! Götz ist Raoul. Götz ist Renates Halbbruder. Deshalb spielt er sich als ihr Beschützer auf.
    »Schatz«, sagt er und streicht
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