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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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Hauptkommissar zuvorkam. »So ein Zufall«, sagte ich, »ich wollte dich auch gerade anrufen.«
    »Denkst du, du kannst mit uns Katz und Maus spielen?«, fuhr mir Stürzenbecher in die Parade. »Da hast du dich geschnitten. Den Polizeieinsatz wirst du persönlich bezahlen.«
    »Wovon redest du? Habt ihr Wegener nicht verhaftet?«
    »Nein. Da war kein Wegener auf dem Bauernhof.«
    »Bitte? Ich habe ihn mit Handschellen an die Heizung gekettet.«
    »Na klasse! Dann läuft er jetzt mit einem schicken Armreif rum. Du bist doch wirklich selten dämlich, Wilsberg! Glaubst du, in einem ordentlichen Bauernhaushalt gibt es keinen Bolzenschneider?«
    »Ihr habt ihn also entkommen lassen?«
    »Nicht wir, Wilsberg. Du! Du hast ihn gehabt und du hast ihn laufen lassen. Warum hast du nicht die verdammten fünf Minuten gewartet, bis die Polizei da war?«
    Ich erklärte es ihm. Danach hörte ich sein vorwurfsvolles Schnaufen.
    »Okay«, sagte er schließlich. »Komm zum Präsidium! Dann klären wir die Sache.«
    »So viel Zeit haben wir nicht«, beschwor ich ihn. »Götz alias Raoul Meyer, Renate Averbecks Halbbruder, ist der Mörder. Und er hat Pia Petry in seiner Gewalt.«
    »Hast du das Gleiche nicht auch von Wegener geglaubt?«
    »Da habe ich mich geirrt. Jetzt irre ich mich nicht.«
    »Komm zum Präsidium!«
    »Ich habe die Fotos!«, schrie ich ihn an. »Fotos von dem Mord an der Verkäuferin. Es war weder Averbeck noch Wegener, sondern ganz eindeutig Götz. Und Götz hat auch Averbeck umgebracht. Begreifst du das endlich?«
    »Ich verstehe dich sehr gut, du musst mich nicht anbrüllen.« Stürzenbecher blieb vollkommen ruhig. »Ich sage dir, was wir machen: Du zeigst mir die Fotos und ich schicke ein Einsatzkommando hin. Entweder es läuft so oder es läuft gar nicht. Von deinen Extratouren habe ich die Schnauze voll. Woher willst du überhaupt wissen, dass die Frau bei ihm ist?«
    »Wo soll sie sonst sein? Sie hat ihn bei Averbeck gesehen.«
    »Lass die Finger davon, Wilsberg! Was du nämlich noch nicht weißt: Wir haben noch eine Leiche gefunden.«
    »Wen?«
    »Den Chef der Verkäuferin aus dem SM-Laden, einen gewissen José Manzini. Seine Leiche lag im Kofferraum eines Thunderbird in der Nähe der Averbeck'schen Villa.«
    Götz lief anscheinend Amok. Für einen Moment wurde mir schwarz vor Augen.
    »Hörst du mir zu, Wilsberg?«, redete Stürzenbecher weiter. »Götz, Raoul Meyer, wer auch immer, ist extrem gefährlich. Wenn du dich da einmischst, gefährdest du die Frau und dich obendrein. Wir haben Profis, die auf so etwas spezialisiert sind.«
    Ich bemühte mich, ruhig zu sprechen. »In der Zwischenzeit könnte sie tot sein. Damit möchte ich nicht leben. Also: Gibst du mir die Adresse?«
    »Nein.«
    »Dann schick wenigstens jemanden hin!«
    Ich trennte die Verbindung und spürte einen schmerzhaften Druck in der Herzgegend.
    »Was ist passiert?«, fragte Cornfeld.
    »Dracu ist tot.«
    »War das auch Götz?«
    »Anzunehmen.«
    Cornfeld machte eine Handbewegung. »Wir sind im Zentrum. Wohin jetzt?«
    Kinderhaus oder Erphoviertel? Was passte eher zu Dracu? Ein Vorort mit Sozialbunkern, in denen sich niemand um den Sadisten von nebenan kümmern würde, oder ein gepflegtes, bürgerliches Wohnquartier? Wie ich Dracu einschätzte, war er ein Wolf im Schafspelz gewesen, einer, der älteren Damen in der Bäckerei die Tür aufhielt.
    Ich dirigierte Cornfeld zum Erphoviertel, die Adresse lautete Kortenbeckstraße 17 B.
    Keine zehn Minuten später standen wir auf der Kortenbeckstraße, was fehlte, war das Haus mit der Nummer 17 B.
    Cornfeld kam von der anderen Seite zurück und schüttelte den Kopf. Was konnte dieses blöde B bedeuten? Zwischen zwei Häusern gab es eine große Toreinfahrt. Vielleicht wohnten Dracu und Götz in einem Hinterhaus?
    Ich rannte zum Tor und durch einen dunklen Gang mit Mülltonnen. Und da stand es, das kleine, hell erleuchtete Hexerhäuschen, wie geschaffen für lange Folterabende.
    Cornfeld war mir gefolgt. »Wie gehen wir vor?«
    »Wir sondieren erst mal die Lage«, gab ich leise zurück. »Vorsichtig, er darf uns nicht bemerken.«
    Im Wohnzimmer und in der Küche brannten Lampen. Durch die weißen Gardinen erkannten wir, dass sich kurz zuvor mindestens zwei Personen in den Räumen aufgehalten haben mussten. Die Essensreste auf den Tellern waren noch nicht eingetrocknet, die Rotweingläser im Wohnzimmer halb gefüllt. Aber von denjenigen, die gegessen und getrunken hatten, war nichts zu sehen und zu
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