Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutmagie

Blutmagie

Titel: Blutmagie
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
gewesen, aber auf melancholische Art fühlte es sich gut an. Es war nicht das berauschende Gefühl von Ekstase, mehr ein Sonnenstrahl, der zuerst unbemerkt bleibt, aber dessen Wärme zunimmt, bis man sich … gut fühlte.
    »Mir geht’s gut«, sagte sie und blinzelte in die Morgensonne. »Ich mag, wer ich heute bin.«

6

    Ivy ließ den leeren Karton auf ihren Schreibtisch fallen und setzte sich davor. Sie wippte in ihrem Stuhl, bis jemand an ihrer offenen Tür vorbeiging. Dann nahm sie eine offiziellere Haltung an und ließ die Augen durch ihr Büro gleiten. Sie zog die Augenbrauen hoch, nahm ihren Lieblingsstift aus dem Becher und warf den leeren Karton vor die Tür. Der Knall stoppte den Klatsch und sie lächelte. Sie konnten alles haben. Sie wollte nur ihren Lieblingsstift. Na ja, und eine dickere Lederhose. Und eine aktuelle Karte der Stadt. Ein Computer wäre hilfreich, aber sie würden nicht zulassen, dass sie den von hier mitnahm. Bequeme Stiefel. Und eine Sonnenbrille – eine verspiegelte.
    Ein leises Klopfen an ihrer Tür ließ sie den Kopf wenden, und sie lächelte, ohne Zähne zu zeigen. »Rat«, meinte sie freundlich. » Willst du mich verabschieden?«
    Der große Officer schob sich ins Büro. In seiner Hand hielt er eine Aktenmappe. »Ich habe die Bürowette gewonnen«, sagte er und senkte kurz den Kopf. »Ich habe hier deine, ähm, Versetzungspapiere. Wie geht’s?«
    »Hängt davon ab.« Sie lehnte sich über den Tisch und biss sich spielerisch in die Fingerspitzen. »Was wird gemunkelt? «

    Er lachte. »Du bist gemein. Eine Zeit lang wird dich niemand anschauen.« Er zog die Augenbrauen zusammen und trat noch einen Schritt vor. »Bist du dir sicher, dass du nicht in der Abteilung Arkanes arbeiten willst? Noch ist es nicht zu spät.«
    Ivys Puls beschleunigte sich, als sie die Verlockung der Blutlust spürte, von der sie wusste, dass sie ihr nicht widerstehen konnte. »Ich will nicht mehr in Arkanes arbeiten«, sagte sie mit gesenktem Blick. »Ich muss mal hier unten raus. Ein wenig Zeit an der Sonne verbringen.«
    Der Officer fiel in sich zusammen und hielt die Mappe vor sich wie ein Feigenblatt. »Du machst sie mit dieser Rebellionstour sauer. Das ist nicht Piscarys Camarilla, das hier ist Geschäft. Sie hatten heute Morgen im untersten Stockwerk ein Meeting, das sich um dich drehte.«
    Angst durchfuhr sie, wurde aber schnell unterdrückt. »Sie können mich nicht feuern. Es gab keinerlei Beweise, dass ich etwas mit diesem Mädchen in Arts Badewanne zu tun hatte.«
    »Nein. Du bist raus aus der Sache. Und erinnere mich daran, immer nett zu dir zu sein.« Er grinste, aber es verblasste schnell wieder. »Du hast diesen Tatort verunreinigt, aber das ignorieren sie weitgehend. Du solltest eine Weile die Füße still halten und tun, was sie von dir wollen. Du hast dein gesamtes Leben und Nachleben noch vor dir. Versau dir nicht alles in deinen ersten sechs Monaten.«
    Ivy zog eine Grimasse und ließ ihren Blick an ihm vorbei zu den Schreibtischen gleiten. »Sie begründen bereits meine Degradierung mit meinem … Fehler. Sie können mich nicht zweimal für dasselbe bestrafen.« In Wirklichkeit wurde sie degradiert, weil sie sich geweigert hatte, in
die Abteilung Arkanes zu wechseln. Soweit es sie betraf, war das in Ordnung.
    »Offiziell«, sagte er. »Was hinter geschlossenen Türen passiert, ist etwas ganz anderes. Du machst einen Fehler«, beharrte er. »Sie können deine Talente hier unten brauchen. «
    »Meinst du nicht eher eine frische Infusion?« Rat verzog das Gesicht, doch sie lehnte sich nur in ihrem Stuhl zurück. Ihr war bewusst, dass es sie in eine Machtposition brachte, dass er stand und sie saß. »Was auch immer. Ich lasse mich nicht manipulieren, Rat. Ich würde lieber eine Gehaltskürzung akzeptieren und irgendwo hingehen, wo ich mich für eine Weile nicht um Politik kümmern muss.«
    »Wenn es nur so einfach wäre.« Rat ließ die Aktenmappe auf ihren Tisch fallen als hätte sie eine tiefergehende Bedeutung. »Ähm, ich dachte, du würdest gerne die Akte deiner neuen Partnerin sehen.«
    Mit einer geschmeidigen Bewegung setzte Ivy sich auf. »Hey. Leg die Kappen an. Ich habe zugestimmt, nach oben zu ziehen, aber niemand hat etwas von einem Partner gesagt.«
    Rat zuckte mit den Achseln. »Sie können dein Gehalt nicht kürzen, also arbeitest du ein Jahr lang auch noch als Anstandsdame für einen Neuling. Anfängerin mit zwei Jahren Sozialwissenschaften und drei Jahren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher