Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutmagie

Blutmagie

Titel: Blutmagie
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
Hand. Ivy ging wieder neben dem Whirlpool in die Hocke, nahm einen sterilen Tupfer und verteilte den Speichel auf den offenen Wunden der Frau. Dann stand sie auf und zusammen sahen sie auf die Frau herunter.
    »Sie hat ein nettes Lächeln«, sagte Kisten schließlich mit einem kurzen Blick zu Ivy. »Bist du damit zufrieden?«
    »Nein, ich bin damit nicht zufrieden«, sagte Ivy und fühlte sich leer. »Aber sie ist tot, oder? Wir können ihr nicht mehr wehtun.«
    Kisten zögerte, dann nahm er den Karton und schob sich aus dem Raum. Ivy hob die schwere Schere auf, die er liegen gelassen hatte, und schob sie sich in den Hosenbund. Sie sah auf die Frau herunter, dann ging sie in die Knie und strich ihr die langen Haare aus dem Gesicht. Impulsiv rutschte ihr ein »Danke« heraus, dann stand sie verwirrt wieder auf.
    Mit einem üblen Gefühl in der Magengrube ging sie aus dem Raum. Das war scheußlich. Die Dinge, die sie tat, waren scheußlich, und sie wollte sie nicht mehr tun. Ihr Magen verkrampfte sich, als sie Kisten bei Art fand. Sie zwang sich dazu, hoch aufgerichtet zu stehen und teilnahmslos zu wirken. Er hatte die Folie und den zerrissenen Karton bereits zu allem anderen in die Mülltüte gesteckt. »Bist du dir sicher, dass ich ihn nicht nach oben bringen soll?«, fragte er. »Sie ordnen es vielleicht als Selbstmord ein.«
    Ivy schüttelte den Kopf, kontrollierte die Unterseite von Dornröschens Schuhen und stellte sie neben die Treppe. »Jeder wird wissen, was ich getan habe, aber solange
es keine Beweise gibt, werden sie es mir als querdenken durchgehen lassen. Es ist nicht so, als würde irgendjemand ihn mögen. Aber wenn ich ihn umbringe, dann untersuchen sie alles viel genauer.«
    Es war auf so viele Arten perfekt. Art würde für Piscarys Mord vor Gericht wandern und im Gefängnis landen. Sie durfte ihre eigene Halbjahres-Bewertung schreiben. Für eine Weile würde niemand sie belästigen, weil sie nicht wollten, dass auch in ihrem Bad eine Leiche auftauchte. Sie war jemand, den man nicht unterschätzen durfte. Aber der Gedanke machte sie nicht so glücklich, wie sie es erwartet hatte.
    Kisten schien es zu bemerken, denn er berührte ihren Arm, damit sie ihn ansah. Sie blinzelte, weil sein Haar die falsche Farbe hatte und er außerdem kleiner war als sie. Es war eine verdammt gute Illusion. »Du hast es gut gemacht«, sagte er. »Piscary wird beeindruckt sein.«
    Schnell bückte sie sich, um das Klebeband aufzuheben. Auch dass Piscary stolz auf sie sein würde, hatte nicht den erwarteten Effekt. Für einen Moment hörte man nur das Reißen von Klebeband, das um Arts Handgelenke und Knöchel gewickelt wurde. Das Band würde ihn nicht aufhalten, aber sie mussten es auch nur bis zur Treppe schaffen.
    »Bereit?«, fragte Ivy, als sie das Band in ihre Stofftasche fallen ließ und ihre Stiefel herauszog.
    Kisten wischte noch ein letztes Mal über mögliche Stellen mit Fingerabdrücken, dann drehte er sich zu ihr um. »Bereit.«
    Ivy setzte sich auf die Kaminumrandung und schnürte ihre Stiefel, während sie den Blick noch einmal durch
den Raum gleiten ließ. Der Chlorgeruch wurde stärker, weil das Wasser sich erwärmte, und verdeckte so den Leichengestank. Sie wollte einen Moment mit Art allein sein. Warum zur Hölle nicht? Sie hatte es verdient, ein wenig anzugeben. Ihn wissen zu lassen, dass sie ihn dabei erwischt hatte, wie er einen Mord vertuschte. »Warte im Van auf mich«, sagte sie. »Ich komme gleich.«
    Kisten war offensichtlich nicht überrascht und grinste. »Zwei Minuten«, sagte er. »Wenn du länger wartest, dann spielst du mit ihm.«
    Sie schnaubte und verpasste ihm einen Schlag auf den Hintern, als er mit ihrer Stofftasche und der Mülltüte die Treppe hinaufging. Sein blondes Haar fing das Licht ein, und sie beobachtete ihn, bis er in einer Welle aus Morgenlicht verschwunden war. Dann wartete sie noch, bis sie entfernt hören konnte, wie der Van gestartet wurde. Erst dann drehte sie Arts Handfläche nach oben und zerschnitt mit der Schere den Strip. Sie steckte sie wieder in den Hosenbund, bevor sie zurücktrat und vorsichtig das Amulett aus seiner Hand zog und wieder in seinem Beutel versenkte.
    Für einen Moment dachte sie panisch, sie hätte ihn umgebracht, aber ihre Angst musste die Luft erfüllt haben, da Art zusammenzuckte und seine schwarzen Augen auf sie richtete. Er versuchte sich zu bewegen und konzentrierte sich kurz auf das Klebeband, das seine Handgelenke und Füße fesselte. Mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher