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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer
Autoren: Silvia Kaffke
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Er konzentrierte sich kurz auf ein elegantes Überholmanöver. »Er hat den Job nicht gepackt, zwei Jahre lang lief wohl alles drunter und drüber, wie ich erfahren habe. Schließlich zogen sie die Konsequenzen, und da ich in Hannover kurzfristig zur Verfügung stand, griffen sie zu. Er sollte ins zweite Glied und dann irgendwann versetzt werden. Kein Wunder, dass er mich so gründlich sabotiert hat.«
    Barbara war erstaunt über so viel Ehrlichkeit. »Das wird nicht leicht werden, bei einem Fall quer durchs ganze Ruhrgebiet und Düsseldorf.«
    »Ich weiß. Deshalb bin ich ja auch froh, dass ich mit Ihnen die beste Fallanalytikerin im Boot habe und mich nicht noch mit Adler-Furths Team herumschlagen muss.«
    Nach dem üblichen Stau bei Essen lenkte das Navigationssystem sie sicher zum Bahngelände in Bochum. Völlig mitleidslos fuhr Jakubian den BMW quer über das von Löchern übersäte Gelände. Das letzte Stück gingen sie zu Fuß. Max Erhards Kriminaltechniker-Truppe wuselte um das zerfallene Gebäude herum. Aber nur für einen Laien sah das nach Chaos aus. Erhard und seine Leute waren schnell und präzise, ihnen entging selten etwas.
    Barbara sah sich um. In der Ferne, das musste die viel befahrene Bahnstrecke durch das Ruhrgebiet sein – ein großer Teil des Fernverkehrs in Deutschland fuhr über die Trasse zwischen Duisburg und Dortmund, ganz zu schweigen vom Personennahverkehr.
    Das Gelände war wohl das Umfeld eines ehemaligen Güterbahnhofs gewesen, man konnte noch den Verlauf der Gleisbetten erkennen, von denen die Schienen und Schwellen längst entfernt waren. Die Natur hatte sich das Terrain zurückerobert, überall blühten wilde Sommerblumen, vor allem in Gelb und Lila.
    Barbara ging mit Jakubian zu dem Gebäude, das sich als kaum mehr als ein Schuppen herausstellte. Das Dach war halb eingestürzt, die Fensterscheiben eingeworfen.
    Max Erhard machte gerade eine Zigarettenpause und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Erst jetzt realisierte Barbara, dass sie und Jakubian wohl ein sehr komisches Bild abgaben: Barbara mit ihren knapp 1,60 m und der zierlichen Gestalt neben dem Riesen Jakubian. Sie sah zu ihm hoch und bemerkte, dass auch er auf sie heruntergrinste.
    »Kein Wort, Max«, sagte Barbara, musste aber auch lachen. »Kennen Sie sich schon?«, fragte sie zu Jakubian hinauf. Der schüttelte den Kopf.
    »Seit ich angefangen habe, gab es für mich noch keinen Einsatz. Aber Sie standen auf meiner Kennenlern-Liste. Max Erhard, nicht wahr?«
    Erhard nickte.
    »Ich bin Ruben Jakubian.«
    Sie schüttelten sich die Hand. »Herzlich Willkommen«, meinte Erhard. »Und ich meine das ganz ehrlich. Jeder andere als Liefers kann nur einen Fortschritt bedeuten.«
    Jakubian grinste. »Ich fasse das mal als Kompliment auf.«
    »Das müssen Sie sich erst verdienen«, konterte Erhard. »Aber Liefers hat den Job durch Vitamin B bekommen und mit seiner Arroganz alles, was Heinz in langen Jahren mühsam aufgebaut hatte, zerstört. Er hat nie kapiert, dass wir mit der Ortspolizei Hand in Hand arbeiten müssen und dass auch da gute Polizisten arbeiten. Er hält alle außerhalb des LKA für Idioten.« Er stockte. »Wenn man’s genau nimmt, hält er alle für Idioten abgesehen von sich selbst. Ich hoffe, Sie haben nicht vor, diese Einstellung zu übernehmen.«
    Jakubian zuckte die Schultern. »Da ich Liefers bisher nicht kennen gelernt habe, kann ich Ihnen nichts über seine Einstellung und Arbeitsweise sagen.«
    »Wenn Sie Unterstützung brauchen, sagen Sie es mir«, meinte Erhard trocken. Barbara sah, dass er über Liefers feiges Abtauchen Bescheid wusste.
    »Danke.«
    Jakubian deutete auf die blauen Chemiefässer, die vor dem Gebäude standen. »Jetzt brauchen wir erst einmal Informationen zum Fall.«
    »Wir kamen heute Morgen kurz nach Sonnenaufgang her. Die Bundespolizei hatte alles abgesichert, aber um die Leiche zu finden, hatten sie erst mal die Fässer wegräumen müssen.« Er winkte Barbara und Jakubian heran.
    »Wie sah die Leiche aus?«, fragte Jakubian.
    »Sie lag über ein Jahr dort, viel war nicht mehr übrig. Eine geblümte Synthetikbluse war noch vollständig erhalten, auch von der übrigen Kleidung gab es Reste. Sie lag hier unter dem Dachvorsprung vor Regen geschützt. Im Übrigen denke ich, dass eine Obduktion nicht mehr viel bringen wird. Am Skelett konnte ich auf den ersten Blick keine Anzeichen für einen gewaltsamen Tod erkennen.«
    »Hirschfeld gab an, er habe sie erwürgt, da muss es Spuren
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