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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen
Autoren: Joe Abercrombie
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halb dagoskanischer, halb styrischer Abstammung bin, da Sie schon meine Herkunft ansprechen …«
    »Sie sind ein dunkelhäutiger Dreckskerl von einem Hurensohn.«
    Tempel lächelte milde. »Meine Mutter hat sich ihres Berufes nie geschämt – wieso sollte ich das tun?«
    Der General sah zu Superior Pike hinüber, der sich auf ein mit Flechten bewachsenes Trümmerstück gesetzt hatte, einen Kanten Brot hervorzog und mit leisen Kussgeräuschen versuchte, ein paar Vögel dazu zu bringen, von den Ruinenmauern zu ihm geflogen zu kommen. »Soll ich das so verstehen, dass Sie diesen verbrecherischen Winkelzügen zustimmen, Herr Superior? Dieser vertraglich vereinbarten Feigheit, dieser himmelschreienden …«
    »General Brint.« Pikes Stimme klang sanft, aber in ihr lag eine kreischende Schärfe, die wie eine rostige Türangel sofort für gequältes Schweigen sorgte. »Wir alle wissen die Gewissenhaftigkeit zu schätzen, die Sie und Ihre Männer gezeigt haben. Aber der Krieg ist vorbei. Wir haben gewonnen.« Er warf ein paar Krümel ins Gras und sah zu, wie ein kleiner Vogel herbeiflatterte und zu picken begann. »Es macht einen schlechten Eindruck, nun darüber zu rangeln, wer was getan hat. Sie haben den Vertrag unterschrieben. Wir werden ihn erfüllen. Wir sind keine Barbaren.«
    » Wir nicht.« Brint bedachte erst Tempel, dann Cosca und schließlich Freundlich mit einem wutentbrannten Blick, den sie alle auf ihre eigene Art unbeeindruckt an sich abperlen ließen. »Ich brauche frische Luft. Hier herrscht ein Übelkeit erregender Gestank!« Mit einiger Mühe zog sich der General aus eigener Kraft in den Sattel, wandte sein Pferd und sprengte davon, gefolgt von seinen Adjutanten.
    »Ich finde die Luft hier recht angenehm«, verkündete Tempel ein wenig erleichtert darüber, dass diese Auseinandersetzung vorüber war.
    »Bitte nehmen Sie es dem General nicht übel«, sagte Pike. »Er nimmt seine Arbeit sehr ernst.«
    »Ich versuche stets, gegenüber den Schwächen anderer nachsichtig zu sein«, sagte Cosca. »Schließlich habe ich selbst genug.«
    Pike machte sich nicht die Mühe, das zu bestreiten. »Wie auch immer, ich habe weitere Aufgaben für Sie. Inquisitor Lorsen, würden Sie das bitte näher ausführen?« Damit wandte er sich wieder den Vögeln zu, als sei ihr Treffen und alles andere nur eine anstrengende Ablenkung.
    Lorsen trat vor, und ganz offensichtlich genoss er diesen Augenblick. »Die Rebellion ist vorüber. Die Inquisition merzt all jene aus, die der Krone nicht treu ergeben sind. Dennoch, einige wenige Rebellen sind uns entkommen, haben sich über die Pässe davongemacht und sind in den unerschlossenen Westen vorgedrungen, wo sie zweifelsohne weiter Unruhe stiften werden.«
    »Feige Ärsche!« Cosca klopfte sich auf die Schenkel. »Hätten sie denn nicht standhalten und sich wie anständige Männer abschlachten lassen können? Ich habe nichts gegen Stiftungen, aber Unruhe stiften, das ist doch eine verdammte Unverschämtheit!«
    Lorsen verengte die Augen, als bliese ihm ein widriger Wind ins Gesicht, dann fuhr er fort. »Aus politischen Gründen kann das Heer Seiner Majestät diese Männer nicht verfolgen.«
    »Aus politischen Gründen …«, vervollständigte Tempel, »wie zum Beispiel bestehende Grenzen?«
    »Ganz genau.« Lorsen nickte.
    Cosca untersuchte seine gesplitterten gelben Fingernägel. »Oh, so etwas habe ich nie besonders ernst genommen.«
    »Ganz genau«, sagte Pike.
    »Wir möchten, dass die Kompanie der Gütigen Hand die Berge überquert und Naheland bis zum Sokwaya-Fluss befriedet. Die Fäulnis der Rebellion muss ein für alle Mal ausgerottet werden.« Lorsen zerschlug den bildlichen Dreck mit einer energischen Handbewegung, und seine Stimme schwoll laut an, als er allmählich in Fahrt kam. »Wir müssen diesen Pfuhl der Verderbtheit säubern, der schon viel zu lange an unseren Grenzen gedeiht! Diese … überlaufende Latrine! Dieser verstopfte Abfluss, aus dem immer wieder Chaos in die Union hineingepumpt wird!«
    Tempel fiel auf, dass Inquisitor Lorsen für einen Mann, der nach eigenem Bekunden Unrat hasste, verblüffend gern zu Scheißhaus-Metaphern griff.
    »Nun, einen verstopften Abfluss hat niemand gern«, erklärte Cosca. »Außer den Kanalmenschen vermutlich, die sich in dem Dreck ihren armseligen Lebensunterhalt verdienen. Wir sind auf Rohrreinigungen spezialisiert, nicht wahr, Feldwebel Freundlich?«
    Der massige Mann sah für ein Achselzucken kurz von seinen Würfeln
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