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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart
Autoren: Guenter Huth
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Stahl eines modernen Panzers durchbrechen konnte, kaum spürbar. Zwischen dem Einschlag in den Transporter und der nachfolgenden Explosion verging keine für Menschen erkennbare Zeitspanne. Nach Sekundenbruchteilen blähte sich das Fahrzeug plötzlich wie ein überdimensionaler Ballon nach außen auf und explodierte in einem enormen Feuerball. Der Druck der Explosion prallte gegen den noch nicht geöffneten Teil des Metalltors der Tiefgarage, traf es mit der Wucht einer gigantischen Faust und verbog es nach innen. Fenster der angrenzenden Gebäude splitterten, und von den in der Nähe stehenden Bäumen brachen Äste herunter. Der Knall und die nachfolgende Druckwelle der Explosion erreichten den Schützen nicht unvorbereitet. Längst lag er auf der Erde und drückte sich fest gegen das nasse Gras. Seine Trommelfelle hatte er durch Gehörschutzkapseln geschützt. Als der Luftdruck schadlos über ihn hinweggegangen war, drehte er sich ohne Hast zur Seite und steckte die Abschussvorrichtung in die unauffällige, längliche Sporttasche zurück, in der er sie auch hertransportiert hatte. Dann erhob er sich und zwängte sich durch die nassen Büsche nach draußen auf den Weg. Er wusste, dass zwischen Explosion und Reaktion der Sicherheitskräfte im Haus einige Zeit vergehen würde. Vermutlich waren im Augenblick alle vom Schock gelähmt. Den Flammen, die in der Schlucht der Zufahrt mehrere Meter hochschlugen, schenkte er nur einen beiläufigen Blick. Das Benzin des Fahrzeugs sorgte für eine tosende Feuerhölle. Er wusste, welch verheerende Auswirkungen diese Waffe hatte. Man konnte sich auf diese Baureihe absolut verlassen. Vorsichtig bewegte er sich über die Glassplitter der im angrenzenden Ziviljustizzentrum geborstenen Fensterscheiben.
    Kurze Zeit später verließ ein dunkelblauer Van eine Parkbucht vor dem Gebäude der nahen Universität. In der Ferne hörte der Fahrer Sirenengeheul: Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge. Trotz allem hatten die Verantwortlichen der Justiz offenbar schnell reagiert.
    Der Mann fühlte keine besonderen Emotionen. Zu oft hatte er in seinem Leben schon vergleichbare Situationen erlebt. Er war sich sicher, dass es dort nichts mehr zu retten gab. Die Insassen des Fahrzeugs waren in tausend Stücke gerissen worden, die Überreste würden in den Flammen bis zur Unkenntlichkeit verbrennen. Damit war der Job für ihn erledigt. Das Honorar würde in den nächsten Tagen auf seinem Auslandskonto eingehen.
    Auf der Talavera, einem großen Parkplatz in der Nähe des Mains, stellte er den gestohlenen Wagen ab. Den Schlüssel ließ er stecken. Mit einem Handgriff aktivierte er den Zeitzünder, der in der kommenden Nacht den Wagen in eine Brandfackel verwandeln würde. Den Zeitpunkt hatte er deshalb gewählt, weil dann mit hoher Wahrscheinlichkeit keine unbeteiligten Menschen gefährdet wurden. Seine Handlungen waren rational gesteuert, seine Motive geschäftlicher Natur. Er tötete nicht zum Vergnügen. Da keine weiteren Todesopfer erforderlich waren, um sein Ziel zu erreichen, würde es auch keine geben. Mit dieser Aktion waren dann alle Spuren, die er möglicherweise hinterlassen hatte, vernichtet. Er stieg aus. Es regnete nicht mehr. Die Sonne kämpfte sich durch die Wolkendecke und begann, seine feuchte Kleidung zu trocken. Er setzte eine Sonnenbrille auf, überquerte ohne Eile den Parkplatz und marschierte wenig später mit seiner Tasche in der Hand in die Zellerau, wo in der Wredestraße ein weiteres Fahrzeug auf ihn wartete. Auch dieses Auto war gestohlen und diente nur dazu, seine Spuren zu verwischen. Irgendwo auf der Strecke zwischen Würzburg und seinem Wohnort würde er dann in sein eigenes Fahrzeug steigen. Dort konnte er auch die noch immer feuchte Kleidung wechseln. Während der Fahrt würde er seine gesamte Ausrüstung an einer passenden Stelle im Main versenken.
    Der eine oder andere in seinem Geschäft hielt diese Maßnahmen wahrscheinlich für übertrieben, aber er überließ seine persönliche Sicherheit nur ungern einem Zufall.

3
    Die Explosion hatte das ganze Strafjustizzentrum erschüttert. Sie war bis in das entfernteste Büro zu spüren gewesen. Emolino saß mit Handschellen gefesselt im Keller des Gerichtsgebäudes, in einem durch massive Gitter abgeteilten Bereich der Wartezellen; er gab sich keine Mühe, ein zufriedenes Lächeln zu verbergen. Seinen beiden Strafverteidigern, die sich außerhalb des abgesperrten Teils in seiner Nähe befanden, konnte man den Schrecken deutlich
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