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Blutiger Halloween

Blutiger Halloween

Titel: Blutiger Halloween
Autoren: Jason Dark
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fehlte.
    Geduckt hockte die alte McQuade auf ihrem hochlehnigen Stuhl. Natürlich befand sich auch ihr alter Kater Max in der Nähe. Und wie immer hatte er in ihrem Nacken seinen Platz gefunden, die Augen dabei starr auf die Besucher seiner Herrin gerichtet.
    »Setz dich, mein Junge!«
    Ronny nickte. Ein Schemel stand bereit. Auf ihn drückte er sich nieder und schaute die Alte an.
    Zwischen ihm und ihr stand die Kugel. Sie leuchtete rot, und dieses Licht besaß eine natürliche Ursache, denn innerhalb der Kugel befand sich eine Lampe.
    Ronny, der stets ein großes Mundwerk führte, fühlte sich in diesem Augenblick ziemlich bedrückt. Er wußte selbst nicht, wieso dies geschah, aber die Atmosphäre störte ihn irgendwie, und er hatte seine Hände ineinander verknotet.
    »Möchtest du dein Schicksal erfahren?« fragte die Alte.
    »Deshalb bin ich gekommen.«
    »Jeder Blick in die Zukunft hat seinen Preis«, orakelte die Wahrsagerin und schaute Ronny aus halb geschlossenen Augen lauernd an. Der Junge verstand. Die Alte verdiente ihr Geld auf Festen und Jahrmärkten. Sie schrieb nie einen Preis hin, sondern nahm, was man ihr gab. Wenn ihr jemand einen Hosenknopf in die Hand drückte, verfluchte sie den edlen Spender bis in die tiefste Hölle, und falls einer zu wenig gab, zischte sie Worte und verzog ein Gesicht, daß es dem Besucher angst und bange wurde. So war sie eben.
    Ronny griff in die Tasche. Er legte ein paar Shillinge auf den Tisch, und die Alte war zufrieden, denn aus ihrem Mund drang ein brummendes Geräusch.
    Das Geld verschwand blitzschnell, und Ronny glaubte schon an Hexerei. Er hörte die Münzen noch klimpern, danach vernahm er wieder die Stimme der Alten.
    »Zeig mir deine Hand, Junge.«
    »Weshalb?«
    »Ich will aus ihr lesen!«
    »Und was?«
    Die alte McQuade kicherte. »Das weißt du doch. In deiner Hand steht dein Schicksal geschrieben. Ich möchte es dir vorlesen. Du sollst alles erfahren.«
    »Wenn du meinst…«
    »Gib sie her!«
    Ronny wollte das Spiel mitmachen. Zudem hatte er bezahlt. Irgendwie jedoch blieb bei ihm ein seltsames Gefühl zurück Welchen Grund dies hatte, wußte er genau. Er mußte wieder an den Brief denken, den er bekommen hatte. An die Morddrohung.
    Das Messer wartete bereits!
    Ronny zuckte zusammen, als er die Berührung an seinen Fingern spürte. Die Alte hatte Hände so kalt wie Totenklauen. Davor konnte man sich ekeln.
    Hart griff sie zu. Seine Finger wurden zusammengedrückt und die Hand mit dem Rücken fest auf den Tisch gepreßt. »So ist es gut«, wisperte die Wahrsagerin. »Jetzt fällt der Schein meiner Lampe auf deine Hand, und ich werde alles erkennen können.«
    »Liest du nicht aus der Kugel?«
    »Das ist teurer«, kicherte die Alte. »So etwas schlage ich nur euren Eltern vor.«
    Geschäftstüchtig war sie auch noch. Das gehörte wohl zum Job. Schließlich war sie selbständig.
    »So, und nun werden wir mal schauen«, drang es flüsternd aus ihrem Mund. »Ganz genau will ich hinsehen, denn deine Hand verrät mir dein Schicksal.«
    Sie brummelte irgend etwas in ihren nicht vorhandenen Bart, das Ronny nicht verstehen konnte.
    Dann hörte er sie tief atmen.
    Es war ein beinahe schluchzendes Geräusch, und sie schüttelte dabei ihren Kopf.
    Ronny wurde leicht nervös. »Stimmt etwas nicht?«
    »Doch, doch. Nur…«
    »Was ist denn?«
    »Du bist noch so jung, mein Kleiner. So verflixt jung.«
    »Das weiß ich selbst.«
    »Und deine Hand…«
    Eine kurze Pause entstand. Danach ein erstickt klingender Aufschrei.
    »Was ist denn, verdammt?« Ronny wollte aufspringen, doch der Griff der Alten war wie eine Zange.
    »Tod!« hauchte sie. »Ich lese aus deiner Hand den Tod. Er wird dich ereilen. Du bist in Gefahr, du kannst ihm nicht entrinnen. Noch in dieser Nacht wirst du sterben…«
    Den letzten Satz hatte sie mit klingenden Worten ausgesprochen, und sie nickte dabei.
    Sterben…
    Das eine Wort hämmerte in Ronnys Schädel. Er dachte auch an den Brief, und sein Gesicht verzerrte sich. »Was erzählst du da für einen Unsinn, Alte. Ich werde nicht sterben.«
    »Doch, mein Kleiner, doch. Die Linien in dieser Hand lügen nicht. Es ist eine seltsame Hand. Ich spüre, daß etwas von ihr ausgeht. Sie besitzt eine unheimliche Aura. Wie bei einem…«
    »Rede weiter, los!« Ronny saß angespannt da. Sein Gesicht glänzte schweißnaß.
    »Wie bei einem Mörder!«
    Jetzt war es heraus, und Ronny Wilder ließ sich wieder auf den Schemel fallen. Mit einem heftigen Ruck zog er
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