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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling
Autoren: Barbara von Bellingen
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singen. Bin ihnen schon ein paarmal davongelaufen.« Er kicherte in sich hinein. »Jetzt geht’s besser, weil ich die Waffen weggeworfen hab ...«
    Anna Elisabeth heftete den Blick auf den Mann. »Wart Ihr denn auch beim Hellen Haufen?«, fragte sie.
    »Ja ... nein ...«, murmelte der Mann, »wenigstens nicht wirklich. Hab mit alledem nichts mehr zu schaffen. Will nur noch heim nach Waldbach ...«
    »Ich hatte mal viel für einen anständigen Krieg übrig«, knurrte Balzer verächtlich, »aber dieser hier, der ist nicht mehr anständig, und solche wie du sind mir zuwider. Fahnenflüchtiges Gesindel, das feige davonläuft ... wen wundert’s, wenn eure Sache scheitert.« Er wandte sich Anna Elisabeth zu. »Komm«,sagte er, »lass dir nicht von so einem den Tag verderben. Wir wollen uns auftischen lassen.«
    »Du weißt ja nicht, wovon du sprichst«, schrie der Zerlumpte zu Balzer herüber, »bist selber ein feiger Hund!«
    Balzer drehte ihm einfach den Rücken zu. »Wie heißt der nächste größere Ort?«, fragte er den Wirt.
    »Sulzdorf«, sagte der. »Nur einen halben Tagesritt in aller Gemütlichkeit – dann seid Ihr da.«
     
    Es war Mittag, als Balzer und Anna Elisabeth den Gipfel eines sanften Hügels erreicht hatten. Frühmorgens waren sie aus der Herberge fortgeritten; und wenn die Angaben des Wirts stimmten, hätten sie jetzt Sulzdorf erreichen müssen. Anna Elisabeth erwartete, von der Höhe aus den Ort zu sehen.
    Was sich ihren Augen darbot, war eine Anzahl von Zelten, errichtet in der Nähe eines sommergrünen Wäldchens. Und vor einem der Zelte flatterte im strahlenden Sonnenlicht eine schwarze Fahne. Jenseits des Tales aber, wo in der Nähe des Dorfes ein Flachsfeld in voller Blüte stand, entdeckte Anna Elisabeth eine Ansammlung weiterer Zelte – größer und zahlreicher als die vor dem Wald.
    »Gott«, sagte Balzer tonlos, »sie sind hier ...«
    »Ja«, erwiderte Anna Elisabeth, »wir haben sie endlich gefunden!« Sie spornte ihr Saumpferd an. »Da hinten lagert die Schwarze Schar!«
    »Und hinterm Tal der Truchsess«, murmelte Balzer. »Also hatte der fahnenflüchtige Scheißkerl in der Herberge Recht ... und er hat sich wahrscheinlich von hier aus nach Hause abgesetzt...«
    Anna Elisabeth hörte ihm nicht zu. »Albrecht ist da unten«, sagte sie, während sie noch einmal versuchte, ihr Tier zum schnelleren Laufen anzutreiben. »Ich muss zu ihm!«
    Doch Balzer griff ihr in die Zügel. Unten zwischen den Zeltenentstand Bewegung. Männer rannten zusammen, Anna Elisabeth konnte die Spitzen von Hellebarden und Spießen funkeln sehen. Eine Trommel wurde gerührt ...
    »Was geschieht da?«, fragte sie Balzer erschrocken.
    »Sie sammeln sich zur Schlacht«, sagte der unbeteiligt. »Wir sollten hier bleiben und uns auf keinen Fall da hinunterwagen.«
    »Aber ich muss –«, begann sie mit wachsendem Schrecken.
    »Du musst um dein Leben fürchten, wenn du weiterreitest«, riss er ihr das Wort aus dem Mund. »Das dulde ich auf keinen Fall. Ich will nicht schuld sein, wenn du Schaden nimmst!«
    Aus der Ferne klangen jetzt auch Trommelschläge auf; es schienen viele Trommeln zu sein, die da geschlagen wurden, und hinzu kamen Rufe, die von den Männern vor dem Wald aufschallten. Die Worte waren nicht zu verstehen, doch Anna Elisabeth konnte erkennen, dass da Befehle gebrüllt wurden. Die Männer mit den Spießen und Hellebarden stellten sich in Schlachtordnung auf...
    Es schienen noch immer Tausende zu sein. Auf einmal wimmelte es da unten von Bewaffneten. Einige trugen auf Stangen zerfetzte Wimpel. Der schwarze, noch unversehrte war auch dabei – er flatterte über einer Schar im Wind, die gerader und exakter Aufstellung genommen hatte als die anderen Haufen.
    Anna Elisabeth starrte mit entsetzten Blicken ins Tal hinunter. Erst jetzt bemerkte sie die Geschütze, die vorn in Stellung gebracht und geladen wurden – sie zählte an die zwanzig. Viele Männer waren fieberhaft damit beschäftigt, sie schussbereit zu machen.
    Andere luden Arkebusen und Musketen – Waffen, die Anna Elisabeth bisher noch nie gesehen hatte. Rohre, viele Ellen lang und aus glänzendem Eisen, wurden mit Pulver und Kugeln bestückt. Die dazugehörigen Gabeln, auf die sie zum Schießen aufgelegt werden mussten, standen, zu kleinen Pyramiden aufgestellt für die Schützen bereit.
    »Möchte nicht wissen, wie viele Feldschlangen der Truchsess hat«, murmelte Balzer, »aber die Bauern werden mit ihren paar Rohren wohl kaum etwas
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