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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling
Autoren: Barbara von Bellingen
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Bursche«, sagte Albrecht nachdenklich. »Ich kenne auch einen, der Christoph heißt und sehr viel Mut besitzt.«
    »Und auch ich, Vetter.« Florian Geyer lächelte gedankenverloren. »Diesem soll der Kaiser persönlich seinen Dank ausgesprochen haben ... Man wünscht sich mehr solche Christophs. Gerade jetzt könnten wir und unsere Schar welche brauchen ...«
     
    Anna Elisabeth hielt es nicht im Gasthof zu Würzburg. Sie hatte eine Woche dort gewartet und still gehalten, wie es Albrechts Wunsch gewesen war, aber als der Mai seinem Ende zuging, musste sie ihrer Unruhe und Sorge nachgeben. Sie hatte ihre wenigen Habseligkeiten zu einem kleinen Bündel zusammengepackt und sich ihr Pferd satteln lassen.
    Als sie vor dem Haus in den Sattel hatte steigen wollen, war plötzlich Balzer da gewesen. »Wohin?«, hatte er neugierig gefragt. »Ich hätte gedacht, du verbringst hier noch so viel Zeit, wie dein Gemahl braucht, um zurückzukehren.«
    »Und ich dachte, du seist nun endlich aus meinem Leben verschwunden«, war Anna Elisabeths Antwort gewesen. »Werde ich dich niemals los?«
    »Nicht, solange ich gebraucht werde«, hatte Balzer grinsend geantwortet.
    Sie hatte ihm verraten, dass sie Albrecht nachreiten wollte. Er hatte sie mit erschrockenen Augen betrachtet. »Das kann nicht dein Ernst sein«, hatte er gesagt. »So wirrköpfig kannst du nicht sein, Mädchen. Überall im Land hält jetzt der Tod Ernte – und du willst dich auf seine Spuren heften?«
    »Auf Albrechts Spuren – ja.«
    Anna Elisabeth war felsenfest entschlossen, und Balzer hatte es sofort erkannt. »Du bist nicht bei Trost«, hatte er hervorgestoßen, »du kannst es nicht sein! Denn da, wo dein Gemahl sich aufhält – gerade da riecht es nach Verderben!«
    Das war vor einer Woche gewesen. Anna Elisabeth hatte, durch Balzers Worte in höchste Furcht versetzt, ihre Reise sofort angetreten. Er war bei ihr geblieben, wie er es schon einmal getan hatte. Und da sie ihn nicht davon hatte abhalten können, sie zu begleiten, hatte sie sich mit seiner Anwesenheit abgefunden. Insgeheim war sie ihm sogar dankbar dafür, dass er wie ein Schatten an ihrer Seite klebte. Denn die Nachrichten, die ihnen überall geboten wurden, waren nicht dazu angetan, ihre Angst zu zerstreuen.
    Das Bauernheer war zerschlagen, hieß es. Teile des Hellen Haufens irrten im Land umher, immer verfolgt von den Lanzknechten Georgs von Waldburg. »Bauernjörg« nannten sie den Feldherrn des Schwäbischen Bundes inzwischen. Schon mehrmals seien mittlerweile kleinere Abteilungen des Bauernheeres unter verschiedenen Hauptleuten vernichtend geschlagen oder ganz aufgerieben worden, berichtete man ihr in der Herberge, wo sie heute für die Nacht untergekommen war. Die Schwarze Schar unter dem Florian Geyer aber habe sich bei Heidingsfeld verschanzt und warte vor dem anrückenden Feind auf Verstärkung.
    »Das ist nicht das, was uns berichtet wurde«, widersprach Balzer. »Ein Teil des Bauernheeres soll in dieser Gegend sein – darunter auch der Geyer mit seinen Leuten.«
    »Hmm.« Der Wirt kratzte sich das stoppelige Kinn. »Es kamen welche hier durch«, brummelte er, »aber ... Mir sahen die aus wie ’n Haufen Versprengte. Sind nach da weitergezogen.« Der deutete vage aus dem Fenster.
    »Und den schwarzen Wimpel habt Ihr nicht dabei gesehen?«, fragte Balzer noch einmal nach.
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte der Wirt. »Aber ich hab auch nicht die Zeit, den ganzen Tag aus dem Fenster zu schauen.«
    »Wir müssen Florian Geyers Truppe finden«, sagte Anna Elisabeth, »bevor die Lanzknechte des Schwäbischen Bundes ...«, die Worte stockten ihr. Sie musste innehalten.
    »Aber das heilige Pfingstfest bricht ja an«, sagte der Wirt beruhigend, als er ihr blasses Gesicht bemerkte. »Morgen geht man zur Kirche, und da ruhen alle Waffen. Habt Ihr einen beim Hellen Haufen, um den Ihr fürchten müsst?«
    »Ja«, flüsterte Anna Elisabeth mit zitternden Lippen.
    Balzer legte ihr die Hand auf die Schulter. »Wisst Ihr vielleicht, wo der Truchsess mit seinen Lanzknechten jetzt steht?«, fragte er den Wirt.
    Der nickte eifrig. »Ich denke, die sind noch weit«, sagte er. »Nach allem, was man so hört, lagern sie bei Ingolstadt ...«
    »Geschwätz das«, ließ sich ein abgerissener Kerl aus der Ecke der Gaststube hören. »Ich bin mir sicher, der Bauernjörg wird bald hier sein. Seine Lanzknechte schaffen leicht mehr als zwanzig Meilen am Tag, wenn sie nicht gerade meutern – ich kann ein Lied davon
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