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Blutiger Freitag

Blutiger Freitag

Titel: Blutiger Freitag
Autoren: Alex Kava
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nachvollziehen. Sie verbrachte die meiste Zeit mir ihren männlichen Kollegen. In vieler Hinsicht erinnerte Julia Racine sie an sich selbst, als sie noch jünger gewesen war.
    „Hinter dir.“ Maggie deutete auf den Küchenschrank, an dem Racine lehnte. „Da sind ein paar weiße eckige Platten für Häppchen drin. Kannst du bitte mal ein paar rausnehmen und auf den Tresen stellen? Und auch ein paar Gläser.“
    Racine schien fast erschrocken, dass man sie einspannte. Aber Maggie beschäftigte sich bereits mit etwas anderem, ohne weiter auf sie zu achten. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Racine sich offensichtlich schnell wieder gefangen hatte und Teller und Gläser herausholte.
    Maggie legte den frisch gewaschenen Sellerie auf ein Papiertuch neben Gwens Schneidebrett. Sie zog zwei Stängel heraus und reichte Racine einen, während sie selbst an dem anderen kaute. Als die Polizistin sich jetzt wieder am Schrank anlehnte, wirkte sie nicht mehr ganz so verkrampft und hilflos.
    „Also ...“, begann Racine, biss von dem Sellerie ab und ließ das Wort zunächst einmal im Raum stehen. Offensichtlich fühlte sie sich schon viel besser. „Wie steht es denn jetzt zwischen dir und Benjamin Platt?“
    Maggie sah Gwen an.
    „Das ist in der Tat eine gute Frage“, bemerkte die und zuckte entschuldigend die Achseln.
    Maggie fragte sich, ob es ein Fehler gewesen war, Racine zum Bleiben zu überreden.
    „Er ist ein ziemlich heißer Typ“, fuhr Racine fort. „Ich meine, wenn man auf diese Art Abenteurer steht.“
    „Er ist Arzt“, entgegnete Maggie unwillkürlich.
    „Armeearzt“, fügte Gwen dazu.
    Maggie hielt einen Moment in ihrer Arbeit inne und sah Racine so intensiv an, dass diese sich plötzlich bemüßigt fühlte, den Stapel Teller und die Gläser auf dem Tresen gerade zu rücken. Im ersten Augenblick überlegte Maggie, ob die junge Kommissarin womöglich eifersüchtig war ... auf Platt. Nicht auf Maggie.
    Vor einigen Jahren hatte Racine ihr gestanden, dass sie sich von Maggie angezogen fühlte. Sie hatte sogar einen Annäherungsversuch gestartet. Doch das war ganz am Anfang ihrer Zusammenarbeit gewesen. Inzwischen hatte sich all das geklärt, und die beiden Frauen waren gute Freundinnen. Doch manchmal, in Situationen wie dieser, war Maggie sich nicht sicher, ob Racine sich nicht doch noch Hoffnungen machte.
    Vielleicht lief es in Racines Liebesleben gerade nicht so gut. Sie hatte ihre gegenwärtige Partnerin nicht einmal erwähnt, obwohl Maggie ihr angeboten hatte, jemanden mitzubringen. Natürlich wäre es jetzt einfach gewesen, mit einer Frage nach Racines Freundin zu kontern. Soweit Maggie wusste, war die betreffende Dame Armeesergeant und selbst so eine Art „Abenteurer“. Aber Maggie hatte keine Lust auf solche Spielchen. Also erwiderte sie einfach: „Ben ist ein angenehmer Begleiter.“
    Bevor Racine etwas erwidern konnte, war das Klingeln eines Telefons zu hören. Erleichtert griff Maggie nach ihrem Handy.
    „O’Dell.“
    Kaum vernahm Maggie die Stimme ihres neuen Vorgesetzten, verkrampften sich ihre Nackenmuskeln.
    Das freie Wochenende war soeben gestorben.

3. KAPITEL
    Bloomington, Minnesota
    Sie nannten ihn den Projektmanager. Das war ihm recht. Gefiel ihm jedenfalls besser als einige der Bezeichnungen, die sie ihm in der Vergangenheit verpasst hatten. Zum Beispiel „John Doe Nr. 2“. Projektmanager hörte sich zweifellos besser an.
    Diese „John Doe Nr. 2“-Nummer ärgerte ihn dagegen noch ein bisschen. Er hatte immer die Verantwortung getragen. War nie die Nummer zwei gewesen. Natürlich war es ihm später zugutegekommen, als zweitrangig betrachtet zu werden. Aber das war inzwischen fast fünfzehn Jahre her.
    Der Name auf seinem neuen Führerschein lautete Robert Asante, und er ließ es sich nie nehmen, jeden zu korrigieren, der ihn nicht richtig aussprach.
    „Ah-san-teh“, sagte er jedes Mal. „Sizilianer“, fügte er dann hinzu, so als wäre er sehr stolz darauf. Dabei wollte er einfach, dass man seinen olivfarbenen Teint auf italienische Vorfahren zurückführte, nicht auf seinen arabischen Vater. Doch es war seine weiße amerikanische Mutter, der er die beste Tarnung verdankte: seine indigoblauen Augen. Wann immer Zweifel an seiner Identität aufkamen, beseitigte ein Blick in sein Gesicht diese sofort. Wo gab es denn schon einen arabischen Terroristen mit blauen Augen?
    Und noch dazu einen, der einen goldenen Ehering am linken Ringfinger trug. Jeder, der seinen Ausweis überprüfen
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