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Blutiger Freitag

Blutiger Freitag

Titel: Blutiger Freitag
Autoren: Alex Kava
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Streifenwagen angehalten. Und zwar nur, weil ihm eine Plakette am Wagen fehlte.“
    Patrick bezweifelte, dass der Projektmanager jemals in eine solche Situation geraten würde. Er konnte einfach diesen Blick nicht vergessen, der einen zu durchbohren und festzunageln schien. Er hatte versucht zu schlafen, aber immer erschien dieses Gesicht vor seinen Augen: der Projektmanager, wie er ihn angrinste, während er die Handschellen zuschnappen ließ. Manchmal explodierte die Bombe doch noch und rüttelte Patrick wach.
    Das musste ein posttraumatisches Stresssyndrom sein. In ein paar Tagen, vielleicht in einer Woche, wäre es sicher überstanden.
    Da sah er ihn.
    Patrick erkannte den Gang, die Schultern nach unten gedrückt, Brust raus, die gleiche militärische Haltung. Er sah sich im Gehen ständig um. Patricks Herz klopfte wie wild. Himmel noch mal! Das ist doch nicht möglich? Oder? Sein Haar war immer noch blond, der gleiche kurze Schnitt. Er trug sogar dasselbe Golfhemd, ein marineblaues Jackett, Kakihosen und Lederslipper. Und er zog einen schwarzen Rollkoffer hinter sich her.
    „Da ist er! Da! Er ist hier!“, flüsterte er Maggie zu.
    Sie zuckte zusammen. Möglichst unauffällig versuchte Patrick, mit dem Kinn in Richtung des Mannes zu deuten. Er spürte, wie Maggie sich aufrichtete.
    „Du bleibst hier.“
    Maggie erhob sich langsam und zog ihre Dienstmarke aus der Tasche. Sie klappte das Abzeichen auf, klemmte es sich sichtbar an die Jacke. Dann lief sie ihm nach.
    Patrick starrte zu dem Mann hinüber. Im Moment konnte er nur sein Profil erkennen. Um ihn zu identifizieren, musste er die Augen des Typen sehen. Verdammt! Er würde hier nicht so einfach sitzen bleiben. Patrick sprang auf und lief in einiger Entfernung neben Maggie her.
    Maggie warf ihm kurz einen Blick zu, als wollte sie sich noch einmal vergewissern, dass sie auch wirklich dem richtigen Mann folgte. Patrick nickte nur. Sie erhöhte das Tempo, bis nur noch drei Personen zwischen ihr und dem blonden Typen waren.
    Der Mann lief auf eine der Rampen zu, die zum anderen Terminal führten. Wenn er in der Menge verschwand, würden sie ihn verlieren. Patrick musste daran denken, wie raffiniert der Typ in Phoenix vorgegangen war. Im einen Moment vor ihm, im nächsten hinter ihm. Und zack schnappten die Handschellen zu.
    Doch Maggie holte immer weiter auf. Zehn, vielleicht fünfzehn Schritte trennten den Mann noch von der Rampe und dem Gewühl der Flugreisenden.
    Patrick hörte, wie Maggie dem Typen etwas zuschrie. Der Kerl blieb stehen, aber bevor er sich umdrehen konnte, hatte Maggie ihn schon am Kragen gepackt und gegen die Wand gedrängt. Sie drehte ihm einen Arm auf den Rücken und rief nach dem Sicherheitsdienst.
    Auf einen Schlag herrschte eine unheimliche Stille im gesamten Terminal. Zwei Sicherheitsbeamte hatten ihre Waffe gezogen. Beide zielten auf Maggie.
    „FBI!“, hörte Patrick sie rufen. Sie drehte sich so, dass die FBI-Marke an ihrer Jackentasche sichtbar wurde. Gleichzeitig zog sie den Arm des Mannes weiter nach hinten.
    Innerhalb weniger Sekunden tauchte plötzlich aus allen Ecken Sicherheitspersonal auf. Die entsetzten Zuschauer wurden zurückgedrängt und aufgefordert weiterzugehen. Drei Männer rannten auf Maggie zu. Einer überprüfte ihr Abzeichen. Die beiden anderen hielten den Mann fest. Er musste sich mit dem Gesicht zur Wand stellen, während er abgetastet wurde. Niemand berührte den Koffer.
    Maggie winkte Patrick, dass er herüberkommen sollte, und sagte einem der Sicherheitsbeamten Bescheid. Patrick schob sich durch die Menge, die sich inzwischen gebildet hatte. Seine Knie fühlten sich weich an. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hatte sich zu Maggie vorgearbeitet, als die Beamten dem Mann gerade befahlen, sich umzudrehen. Er sah Patrick an.
    Patrick drehte sich der Magen um, als er die Augen des Typen sah.
    „Er ist es nicht“, sagte er.

EPILOG
    Sonntagmorgen, 20. Dezember
    Newburgh Heights, Virginia
    „Unglaublich, wie schön du alles dekoriert hast“, sagte Julia Racine, während sie Maggie in die Küche folgte. Als sie Gwen und Tully dort sah, blieb sie ruckartig stehen. Tully hatte die Hemdsärmel aufgerollt und trug eine rote Schürze mit dem Aufdruck „Grill Baby“. Er blickte nicht von den Plätzchen auf, die er gerade glacierte.
    „Kein Wort!“, warnte er, während er vorsichtig einige Zuckerperlen verstreute. Noch immer sah er nicht hoch. „Wo ist eigentlich Patrick geblieben? Der hat mir das hier
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