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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition)
Autoren: Simon Pflock
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Ein Löwe auf einer Rolltreppe? Diese Vorstellung kam ihm schon absurd vor.
    Nein, er musste den Pascha ins Restaurant locken und dann dafür sorgen, dass er nach draußen ging, wonach er sofort die Türen verschließen würde. Das wäre zweifellos der kürzeste Weg. Und dann gäbe es nur zwei annehmbare Möglichkeiten: Entweder der Löwe verbliebe gut sichtbar auf der Terrasse, wo man in Ruhe einen Betäubungsschuss ansetzen könnte, oder, noch besser, der Pascha ginge denselben Weg zurück, den er heraufgekommen sein musste, nämlich über die Mauer ins Gehege, das der einzig sichere Platz für ihn war in dieser Stadt.
    Also gut, auf die Terrasse mit ihm!
    Joel blieb trotz des gefassten Entschlusses noch sitzen.
    Plötzlich röchelte Bronco.
    „Ist alles okay? Geht es?“, sagte Joel.
    „Rücken … Gesicht, alles … schmerzt alles, ich … Joel …“   
    „Ich verspreche, so bald wie möglich Hilfe zu holen. Glaubst du, du hältst noch eine Weile durch?“   
    Am Klang und der Festigkeit der Stimme hörte Joel, dass Bronco halbwegs stabil war. Trotzdem wollte er keine Zeit mehr verlieren. Er musste jetzt handeln, denn zwei Missionen waren zu erfüllen: Bronco und den Löwen zu retten. Und das wollte er unbedingt schaffen.     

36
     
    Wie bekomme ich den Löwen ins Restaurant?
    Und wie von da aus auf die Terrasse?
    Das Erste, was Joel machen musste, um den Löwen überhaupt in die Nähe der Terrassentüren zu bringen, war, das Licht im Restaurant zu löschen. Dann musste er sich in eine Position begeben, von wo aus er überwachen könnte, was der Löwe tat und ob er hineingehen würde.
    Und dann?
    Er wusste es nicht.
    Joel erhob sich, um den Schrank zu verlassen.
    Ein Stöhnen Broncos hielt ihn auf. Er spähte in der Dunkelheit des Schranks in seine Richtung, konnte ihn aber nicht sehen.
    Dann trat er aus dem Schrank, dessen Tür er so leise wie möglich zu machte.
    Also das Licht löschen!
    Hoffentlich steckte der Schlüssel noch oder es stand wenigstens der Kasten offen. Joel merkte, wie sehr ihn die Anspannung ergriffen hatte, die dafür sorgte, dass er sich immer nur auf das konzentrierte, was im jeweiligen Moment wichtig war. Ob in irgendeinem Lichtkasten der Schlüssel steckte oder nicht, spielte keine Rolle, wenn man mit ansehen muss, wie ein Löwe einen Menschen überfiel. Die Frage würde sich zudem gleich von selbst beantworten. Wenn das Licht gelöscht sein würde, wollte er sich wieder im Schrank verstecken. Von da aus könnte er alles Weitere beobachten.
    Mit jedem Meter, den er sich vom Schrank entfernte, wurde ihm mulmiger zumute. Seine Beinmuskulatur schien zu schmelzen und seine Füße wurden immer schwerer. Die Haut auf seinem Rücken fühlte sich an, als sei sie aus Chitin. Er wandte den Kopf unablässig in alle Richtungen und prüfte vor allem die dunklen bis nachtschwarzen Stellen. Die etwas helleren nahm er nur noch im Augenwinkel wahr. Verdammt, er konnte nicht alles zugleich im Augenmerk behalten.
    Auf halber Höhe zum Eingang fror er fast ein: Himmel! Wenn der Pascha jetzt angreifen würde!
    Joel blieb stehen und lauschte.
    Nur das leise Surren der Kühlaggregate der Bar war von hier aus zu hören. Sonst war es still wie im Leichenschauhaus.
    Was sollte er machen, wenn der Löwe schon im Restaurant war? Wie ging es dann weiter? War er womöglich bereits auf die Terrasse hinausgeschlichen?
    Joel war übervoll mit Fragen und hatte keine Antworten. Die einzige Gewissheit war der eigene Entschluss. Deswegen setzte er seinen Weg fort.
    Er kam voran und passierte gerade den letzten Schrank. Den Rest der Strecke schlich er ganz dicht an der Wand entlang weiter und war plötzlich beim Eingang.
    Als Erstes musste er feststellen, ob der Pascha drin war oder nicht.
    Langsam zwang er den Kopf vor, sodass er nach und nach die Bar, den Anfang des Bufetts, den Hauptdurchgang und immer mehr vom Inneren des Restaurants zu sehen bekam. Sein Blick fiel auf die Leichen, die in der Mitte des Durchgangs lagen. Hinter ihnen, direkt geradeaus, in noch guter Entfernung, erkannte er gerade noch so den Ausgang zur Terrasse. Sie schimmerte im dämmrigen Mondlicht still und ruhig. Der Pascha war, so weit Joel das von hier aus erkennen konnte, nicht zugegen. Zum Glück verbesserte sich seine Sehfähigkeit etwas, wie er beruhigend feststellte. Vielleicht war der Prozess des Zuschwellens seiner Augen zum Ende gekommen.
    Er zog den Kopf zurück, drehte sich um und spähte zu den Rolltreppen und den
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