Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
sein. Gibt’s sonst noch was?“ Meine Wangen klebten, aber ich wischte nicht darüber.
    „Nicht viel. In der Nähe der Bahnschienen hat ein Lagerhaus gebrannt. Im 3700sten Block der Cherry Lane. Alles ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Ein paar interessante Trümmer waren noch übrig, aber keine handfesten Spuren.“
    „Hm.“ Ich begnügte mich mit einem nichtssagenden Laut. Kühle Luft blies mir über das Gesicht und trocknete es.
    „Ansonsten ist alles ruhig da draußen. Keine schrägen Vorkommnisse. Nur die üblichen Vergewaltigungen, Morde und Diebstähle.“
    „Freut mich, dass alles wieder seinen gewohnten Gang geht.“ Ich richtete mich auf. „Danke für den Drink. Ich melde mich bei dir – und ich brauche einen neuen Pager.“ Meine letzten beiden sind keinen besonders ruhmreichen Tod gestorben.
    „Herr im Himmel! Ich sags doch, vor dir ist einfach nichts sicher!“ Er winkte mich davon. „Geh und brenn irgendwas anderes nieder! Wäre doch zu schade, wenn ich mich am Ende noch langweilen müsste.“
    „Wünsch dir einen schönen Abend, Monty.“ Ich drehte mich um und ging auf die Tür zu.
    „Jill?“
    Mit der Hand auf dem Türknauf blieb ich stehen. Der Lärm von draußen – klingelnde Telefone, Menschen, die redeten, arbeiteten, atmeten – verstummte. „Was gibt’s?“
    Ich weiß selbst nicht, was ich von ihm erwartete. Warum sollte er mir danken? Aber immerhin kannte er jetzt die Wahrheit. Die nagenden Zweifel konnte er hinter sich lassen.
    Auch wenn das nur ein schwacher Trost war. Manchmal hilft die Gewissheit nämlich nicht. Manchmal hilft es noch nicht einmal, zu verstehen. Es treibt das Messer nur tiefer in die Wunde.
    Monty räusperte sich. „Ich bin froh, dass wir dich haben. Und jetzt scher dich aus meinem Büro.“
    Das Begräbnis eines Polizisten folgt überall einem bestimmten Ritual. An manchen Orten lassen sie Dudelsackspieler auftreten. Hier in Santa Luz gibt es die offizielle Zeremonie, und dann die Totenwache, die normalerweise im Hinterzimmer von Costanza’s Pub in der Innenstadt abgehalten wird.
    Jäger nehmen daran nicht teil.
    Am Samstag graute ein frischer und heller Morgen. Ich hatte noch nicht geschlafen, aber ich hatte darauf geachtet, meinen Rosenkranz aus Tigerauge und meine Dolchohrringe zu tragen. Meinen Mantel hatte ich mit dem Schlauch abgespritzt, damit er zumindest sauber war, wenn auch noch immer zerschlissen und schäbig.
    Eine ganze Eskorte uniformierter Polizisten begleitete den Sarg, und man bestattete ihn inmitten des saftigen Grüns von Beacon Hill, unter den Bäumen. Ich stand im Schatten einer jahrhundertealten Eiche im südlichen Eck des Friedhofs und sah zu, die Hand an den Stamm gestützt.
    Monty war da, und auch Rosenfeld. In der grellen Wüstensonne schien Rosies Haar in Flammen zu stehen, sie weigerte sich, unter der tragbaren Markise Schutz zu suchen. Ihre Uniform reflektierte gleißende Strahlen, die Diamanten hätten schneiden können.
    Meine Narbe spitzte gierig die Lippen, als sie das Leid und die Trauer schmeckte, die in der Luft lagen. Michails Grabstein stand im Nordabschnitt des Hügels, von wo aus man einen schönen Blick über das Tal hat. Leichter Smog lag über den Wolkenkratzern der Innenstadt.
    Ich kenne diesen Ausblick wie meine eigene Westentasche.
    Lefty Perez von der Sitte war ebenfalls gekommen, und auch „Scheiß auf alles!“-Ramon. Ich sah noch mehr vertraute Gesichter: Anderson, McGill, „Shooter“ Kirbiy und Rice, alle vom Sittendezernat. Da waren Sullivan und Badger vom Morddezernat. Badger hatte sich das graue Haar ordentlich zurückgekämmt und stand stramm. Carson und Mathers vom Morddezernat waren ebenfalls anwesend, auch Frank Capretta. Dann waren da noch einige Anfänger, einige Streifenpolizisten, alle in ihren besten Anzügen. Piper und Foster von der Forensik. Und noch viele weitere Gesichter, zu denen mir nach und nach die Namen einfielen.
    Ich kannte sie alle und zog mich noch weiter in den Schatten des Baumes zurück. Die Stimme des Priesters erreichte mich nur in Fetzen, wenn die leichte Brise vom Fluss her die Worte zu mir wehte, gemeinsam mit dem Geruch nach Grün und Mineralwasser.
    Auf dem einzigen geteerten Streifen, der sich durch den Rasen zog, stand kein blauer Buick. Nicht, dass ich damit gerechnet hätte, aber es war trotzdem eine Erleichterung.
    Hinter mir wurden sanfte Tritte laut. Ich drehte mich nicht einmal um.
    „Ich sollte dir den Arsch versohlen“, murmelte Theron.
    Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher